Kritik von van der Vaart Kritik von van der Vaart: "Calhanoglu hat schlechten Berater"

Hamburg - Zur Unzeit sorgt der Berater von Jungstar Hakan Calhanoglu für Unruhe beim Noch-Fußball-Bundesligisten Hamburger SV. Just vor dem Relegationshinspiel gegen Greuther Fürth am Donnerstag machte Bektas Demirtas den Flirt seines Klienten mit Bayer Leverkusen öffentlich: „Aus Sicht des Spielers und des Umfeldes wird Leverkusen favorisiert. Es wäre der nächste Schritt für Hakan, um international zu spielen“, plauderte der Berater in der „Bild“-Zeitung (Dienstag) aus. HSV-Kapitän Rafael van der Vaart rüffelte den Spieleragenten: „Wenn so etwas zwei Tage vor einem so wichtigen Spiel bekanntgegeben wird, hat man einen ganz schlechten Berater“, sagte der 31-Jährige. Calhanoglu selbst war via Twitter um Schadensbegrenzung bemüht.
„Egal was wo steht: Für mich zählt jetzt nur Fürth und der Klassenerhalt! #niemals2liga #allesgeben“, zwitscherte der türkische Nationalspieler als Reaktion auf den völlig unnötig entfachten Wirbel. „Wie in den letzten monaten werd ich in den zwei wichtigsten spielen der Vereinsgeschichte alles geben! #never#give#up“ Sein Berater hatte auch noch verraten: „Ein Wechsel zu einem ausländischen Verein kommt nicht infrage. Bayern spielt auch keine Rolle. Wir haben einen Wechsel nach München nie favorisiert.“ Ein HSV-Sprecher wollte zu Calhanoglus angeblicher Wechselabsicht keinen Kommentar abgehen.
Der HSV-Vorstandsvorsitzende Carl Jarchow hatte erst am Montag erklärt, dass er sogar im Abstiegsfall von einem Verbleib des 20 Jahre alten Mittelfeldspielers in Hamburg ausgehe. Der frühere Karlsruher, der seinen Vertrag beim HSV ohne Ausstiegsklausel erst im Februar um zwei Jahre bis 2018 verlängert hatte, erzielte in seiner ersten Bundesligasaison elf Tore und bereitete vier Treffer vor.
Neue Hoffnung, dass Leistungsträger wie Calhanoglu doch an der Elbe gehalten werden können, machte derweil eine Ankündigung von Edelfan Klaus-Michael Kühne: Der milliardenschwere Logistik-Unternehmer stellte dem Traditionsclub eine Bürgschaft in Höhe von zehn Millionen Euro in Aussicht - „unabhängig vom Erfolg des HSV in den Relegationsspielen“, wie es hieß. Das ist genau die Summe, die der Verein bis zum 22. Mai nachweisen können muss, um die Lizenz für die kommende Saison zu bekommen. „Dieser Beitrag ist ein klares Signal, dass ich an den Neuanfang mit HSVPlus glaube und meinem HSV gerade in schwierigen Zeiten die Tür für einen Neuanfang öffnen möchte, ohne, dass die Hoffnungsträger einer neuen Mannschaft jetzt verkauft werden müssen“, sagte der 76-Jährige laut Mitteilung der Initiative HSVPlus.
Van der Vaart warnt
Kühne will zudem einen Zins- und Tilgungsaufschub für 2014/15 in Höhe von mehr als zwei Millionen Euro gewähren, knüpfte seine Zahlungen jedoch an Bedingungen, in erster Linie daran, dass die Strukturreform HSVPlus, die eine Ausgliederung der Profiabteilung und den Verkauf von Anteilen vorsieht, auf der Mitgliederversammlung am 25. Mai umgesetzt wird. Drei Tage später folgt die endgültige Lizenzvergabe durch die Deutsche Fußball Liga. Auch Aufsichtsratsmitglied Jürgen Hunke, ein HSVPlus-Widersacher, hatte vor einer Woche finanzielle Hilfe angeboten („Auch ich kann helfen, wenn es um die Lizenz geht“).
Der HSV scheint sich wieder mal mehr mit sich selbst zu beschäftigen als mit dem Gegner Fürth. Immerhin warnte Kapitän van der Vaart vor dem Zweitliga-Dritten. Der 31-Jährige erinnerte an das knappe 1:0 des HSV in der 2. Runde des DFB-Pokals: „Wir haben uns gegen die schwergetan. Sie sind fußballerisch gut und stark in den Zweikämpfen. Es werden enge Spiele.“ Im Training fehlten am Dienstag Ivo Ilicevic (Wade) und Tolgay Arslan (Oberschenkel) wegen muskulärer Probleme.
Und in Fürth? Da herrscht Ruhe und Vorfreude. „Wir sind ehrgeizig genug, in den zwei Spielen den Aufstieg klarzumachen. Auch wenn zwei Welten aufeinandertreffen: hier der große Altmeister und Dino HSV, dort der Underdog aus Fürth“, sagte der Sportliche Leiter Rouven Schröder am Dienstag. Bis auf den leicht angeschlagenen Mittelfeldprofi Goran Sukalo sind alle Franken fit. Trainer Frank Kramer kommentierte: „Wir müssen alles in die Waagschale werfen, um am Sonntag als Gesamtsieger aus der Relegation zu gehen.“ (dpa)