Kommentar zur Verletzung von Marco Reus Kommentar zur Verletzung von Marco Reus: BVB sucht Schuld für Krise bei anderen

Mit Marvin Bakalorz möchte in diesen Tagen niemand tauschen. Nach dem üblen Foul am Dortmunder Marco Reus prasselt es von allen Seiten auf den Mittelfeldspieler des SC Paderborn ein.
Es passierte in der 64. Minute. Bakalorz rutsche bei der Grätsche über den Ball und traf Reus mit offener Sohle. Ein hartes Foul, ja. Eine klare Rote Karte, ja. Übermotiviert, ja. Absicht, nein. Es war eine unglückliche Szene. Eine Szene, wie sie im Fußball jederzeit passieren kann. Ein Kampf um den Ball. Kampf ist auch das richtige Stichwort, denn was bleibt dem SC Paderborn gegen Borussia Dortmund anderes übrig, als sich in jeden Zweikampf zu schmeißen? Bakalorz hat es übertrieben, das sieht er auch ein und hat sich deshalb vor jedem Mikrofon mehrfach entschuldigt.
Was jetzt jedoch mit Bakalorz passiert, ist schlichtweg unfair. Im Internet hagelt es Beleidigungen. In Kommentaren wird er als brutaler Treter verschrien. „Den Bakalorz musst du bis Weihnachten aus dem Verkehr ziehen“, polterte Sky-Experte Dietmar Hamann. Noch auf dem Spielfeld musste sich Bakalorz einiges von BVB-Trainer Jürgen Klopp anhören, nach dem Spiel gar von Bodyguards zu seinem Auto begleitet werden. In den Medien wird ihm teilweise sogar Absicht unterstellt.
Marvin Bakalorz ist zur Symbolfigur für die Verletzungsmisere von Marco Reus geworden. Für den Nationalspieler ist es bereits die sechste Verletzung in diesem Jahr. Für fünf davon kann Bakalorz nichts. Dennoch wird sein Name nun stellvertretend für die Leidenszeit des Nationalspielers genannt.
So ist Bakalorz auch zu so etwas wie zum Sündenbock für die Krise des BVB geworden. Eine Krise, die auch beim SC Paderborn kein Ende gefunden hat. Für die Dortmunder ist auch Schiedsrichter Wolfgang Stark dafür verantwortlich. Der hatte in der 81. Minute ein reguläres Tor von Kevin Großkreutz wegen angeblichen Abseits aberkannt. Zählt das Tor, gewinnt der BVB das Spiel. So konnte der eingewechselte Mahir Saglik fast im Gegenzug den 2:2 Ausgleich erzielen.
Dennoch muss die Borussia sich die Frage stellen, warum es nicht auch ohne das Großkreutz-Tor zum Sieg gereicht hat. Warum hat es der BVB nicht geschafft, gegen den SC Paderborn, der nicht einmal in Bestbesetzung angetreten ist, schon früher den Sack zu zu machen? Gegen einen Aufsteiger, bei dem schon vor dem Spiel die halbe Viererkette ausgefallen ist und bei dem mit Uwe Hünemeier bereits nach 30 Minuten der Kapitän und immens wichtige Abwehrchef mit Gehirnerschütterung vom Platz musste.
Warum konnte der 1,78 Meter große Mahir Saglik, immerhin Torschützenkönig der vergangenen Zweitliga-Saison, vier Meter vor dem Tor zum Ausgleich einköpfen, ohne auch nur hochspringen zu müssen?
Die gefühlte Niederlage in Paderborn hat viele Gründe. Schiedsrichter Wolfgang Stark und Bakalorz zu den Sündenböcken zu machen, ist zu einfach. Das Foul an Marco Reus und die falsche Abseitsentscheidungen sind Situationen, die mehrfach im Laufe einer Saison vorkommen.
Dass nun beides im selben Spiel passiert ist, ist bitter. Die Probleme aber liegen tiefer. Marvin Bakalorz ist nicht verantwortlich dafür, dass der BVB nicht aus dem Tabellenkeller kommt.
