Joshua Kimmich Joshua Kimmich: Wie 1. FC Magdeburg-Trainer Jens Härtel über seinen ehemaligen RB-Spieler denkt

Magdeburg - Jens Härtel steht über Pep Guardiola. Glasklar. Zumindest, was diese eine Liste auf dem Internetportal „transfermarkt.de“ angeht. Da befindet sich der Trainer des 1. FC Magdeburg in illustrer Gesellschaft, eingerahmt von großen Namen wie dem Ex-Bayern-Coach Guardiola oder dem DFB-Co-Trainer Thomas Schneider. Die Auflistung zeigt, welche Fußballlehrer Deutschlands Jungstar Joshua Kimmich in seiner Vereinskarriere bislang erlebt hat.
Flexibel und passsicher
Vor dem Halbfinalspiel der deutschen Nationalmannschaft am Donnerstagabend gegen Frankreich erinnert sich Härtel gerne an diese zwei Partien der Saison 2013/2014. Der heutige FCM-Coach trainierte damals die U 19 von RB Leipzig. Kimmich kämpfte sich von einer Schambeinverletzung gerade zurück und kickte zur „Wiedereingliederung“ im Nachwuchs. Gegen Burghausen erzielte er im DFB-Junioren-Vereinspokal ein Tor. „Es ist schön, wenn man ihn jetzt auf der ganz großen Bühne erfolgreich spielen sieht“, sagt Jens Härtel drei Jahre später.
Ob es damals abzusehen war, dass Kimmich solch eine Entwicklung nehmen würde? „Was die Passqualität, die Passschärfe und den ersten Kontakt angeht, hat er sich deutlich abgehoben“, blickt Härtel zurück. „Es war nicht so, dass er alles überragt hat. Aber ansatzweise hat man schon gesehen, dass es für ihn nach ganz oben gehen kann.“
"Hauptsache, er spielt."
Aus der Jugend des VfB Stuttgart wechselte Kimmich 2013 zu RB Leipzig. Zwei Jahre später lotste ihn der FC Bayern München für 8,5 Millionen Euro zu sich. „Es war sehr günstig für ihn, dass sich in der entscheidenden Phase der vergangenen Saison bei Bayern einige Spieler verletzt haben. Wenn er hintenraus nicht auf so viele Spiele gekommen wäre, wäre er wohl auch nicht mit zur EM gefahren“, meint Jens Härtel, aber: „So hat er in der Champions League und in der Meisterschaft zeigen können, dass er auf diesem Niveau bestehen kann.“
Andere wären beim Sprung ins eiskalte Wasser erstarrt. Hätten Fehler gemacht. Hätten resigniert. Nicht so Kimmich: „Ihm war es egal“, meint Jens Härtel. „Hauptsache, er spielt. Seine Mentalität zeichnete ihn schon damals bei RB aus.“
Im Freundschaftsspiel gegen die Slowakei gab Kimmich kurz vor der EM sein Debüt. Die vergangenen drei Partien in Frankreich bestritt er jeweils über die komplette Spielzeit als Mann auf der rechten defensiven Außenbahn. „Das zeigt, wie flexibel er ist“, meint Härtel. „Im Nachwuchs war er als Sechser immer am stärksten. Jetzt macht er das Rechtsaußen gut.“ Joshua Kimmich spielt, wo Joshua Kimmich spielen muss. Bundestrainer Joachim Löw vertraut ihm.
Ohne Angst ins Glück
Und doch saß so mancher Fan gebannt vor dem Bildschirm, als der 21-Jährige im Elfmeterschießen gegen Italien an siebter Stelle antrat - noch vor den Weltmeistern Jerome Boateng und Benedikt Höwedes sowie dem späteren Helden Jonas Hector. „Das war schon erstaunlich, dass sie den Kleinen in seinem vierten Länderspiel da vor schicken“, meint Jens Härtel. „Aber das zeigt, wie selbstbewusst er ist. Er weiß, was er will und was er kann und arbeitet hart dafür. Er hatte keine Angst, dieses Ding zu schießen.“ Aus Erfahrung weiß der FCM-Coach: „Wenn er den Ball direkt neben dem Pfosten verwandeln will, schafft er das in der Regel.“ So auch diesmal.
Im Halbfinale gegen Frankreich wird Joshua Kimmich wieder auf dem Platz stehen. Vermutlich über 90 Minuten. Oder 120. Vielleicht plus Elfmeterschießen. Jens Härtel ist nicht bange. „Frankreich hat seine Heimturniere bislang fast immer gewonnen“, weiß der Trainer des 1. FC Magdeburg, „aber diese Serie gilt es zu durchbrechen.“
Denn über Joshua Kimmich als Europameister würde sich Jens Härtel ganz besonders freuen.