Kompletter Geisterspieltag in Bundesliga Geisterspiele: Union Berlin - FC Bayern ohne Zuschauer - nur RB Leipzig fehlt noch

Berlin/Leipzig - Der erste Geister-Spieltag der Fußball-Bundesliga ist beschlossen. Am Mittwoch entschied sich RB Leipzig, das Spiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen den SC Freiburg aufgrund des sich ausbreitenden Coronavirus ohne Zuschauer auszutragen. Zuvor war bereits die Begegnung zwischen dem 1. FC Union Berlin und dem FC Bayern München zum Geisterspiel erklärt worden.
„Wir haben heute Vormittag intensiv zusammengesessen und unter Berücksichtigung der täglich neuen Entwicklung um das Corona-Virus nun entschieden, am Samstag leider ohne Zuschauer zu spielen. Trotz weiterhin sehr wenig Infizierter im Leipziger Raum wollen wir zum einen das gesundheitliche Risiko minimieren“, sagte Club-Boss Oliver Mintzlaff. „Zum anderen möchten wir durch diese Entscheidung dazu beitragen, einer potenziellen Wettbewerbsverzerrung durch die mögliche unterschiedliche Handhabung an den verschiedenen Bundesliga-Spielorten aktiv entgegenzuwirken.“
RB Leipzig will Ticket-Inhaber entschädigen
Leipzig hatte am Dienstag in der Champions League noch in der ausverkauften Red Bull Arena den Einzug in das Viertelfinale gegen Tottenham Hotspur gefeiert. Im Anschluss hatte sich Mintzlaff dafür eingesetzt, spielnah über einen Ausschluss der Zuschauer zu entscheiden. Man könne das auch am Freitagmorgen machen, hatte der 44-Jährige betont. Einen Tag später entschied man sich in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt anders. Alle Ticketinhaber werden entschädigt.
Am Mittwochvormittag war nach einiger Verwirrung auf Anordnung des Amtsarztes auch für das Spiel Union Berlin gegen Bayern ein Zuschauer-Verbot verhängt worden. Am Dienstag hatte es widersprüchliche Angaben vom Bezirksamt und vom Verein gegeben, ob die Partie mit oder ohne Zuschauer aus Sorge um die Ausbreitung des Coronavirus über die Bühne gehen würde.
Die örtlichen Behörden im Stadtbezirk Treptow-Köpenick hätten den Berliner Verein informiert, „dass sie nach umfangreicher Prüfung der aktuellen Risikobewertung in Bezug auf die Ausbreitung des Coronavirus entschieden haben, keine Anordnung über einen Ausschluss von Zuschauern für das Heimspiel zu erlassen“, hatte es in der Vereinsmitteilung des Köpenicker Clubs geheißen.
Union Berlin muss Geisterspiel gegen Bayern München akzeptieren
Am Abend meldete sich dann das Gesundheitsamt mit einer „Klarstellung“ auf seiner Homepage. Das zuständige Gesundheitsamt und auch der zuständige Dezernent hätten keine Entscheidung zur Durchführung des Spieles mit Zuschauerbeteiligung getroffen.
Im Falle einer Gefährdung von Spielern und Zuschauern können nur die lokalen Gesundheitsbehörden eine solche Entscheidung treffen, weil dabei neben Aspekten der Infektionsvorbeugung auch solche des gesamten öffentlichen Lebens zu berücksichtigen sind. Die Dachorganisationen des Sports sind nicht berechtigt, eine Partie abzusagen, weil sie nicht als Veranstalter fungieren.
Handball-Bundesligist Eulen Ludwigshafen muss nach Aussage von Trainer Ben Matschke vor dem ausverkauften Heimspiel gegen den THW Kiel am 19. März die Personalien aller Zuschauer erfassen. Das Gesundheitsamt habe entsprechende Restriktionen erlassen. „Bevor die Zuschauer die Halle betreten, müssen wir über jeden Bescheid wissen“, sagte Matschke. Eine solche Maßnahme dürfte für die meisten Vereine nur schwer zu bewältigen sein - und könnte auch Datenschützer auf den Plan rufen.
Das kann bis zur Öffnung der Stadion- oder Hallentore wenige Stunden vor dem Anpfiff geschehen, wie die jüngsten Beispiele gezeigt haben. Sowohl das Fußball-Bundesligaspiel zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln am 9. Februar als auch die Europa-League-Partie von Eintracht Frankfurt bei RB Salzburg am 28. Februar wurden wegen Sturmwarnungen jeweils am geplanten Spieltag abgesagt. Gesundheitsminister Spahn rät allerdings zu frühzeitigen Entscheidungen, um allen Beteiligten und Betroffenen die nötige Planungssicherheit zu geben.
Es würde ein Terminchaos drohen, denn Ausweichtermine sind in der Schlussphase einer Saison rar. Im Fußball würde es besonders eng werden, wenn Vereine beteiligt wären, die noch im DFB-Pokal und den Europapokal-Wettbewerben mitmischen. Das sind Bayern München in der Champions League und Bayer Leverkusen sowie Eintracht Frankfurt in der Europa League. Aber auch im Eishockey, wo in dieser Woche die Playoffs beginnen, und in den anderen großen Ballsportarten sind die Spielpläne dicht gedrängt. Anders sieht es in der 2. Fußball-Bundesliga aus, wo die DFL laut Seifert derzeit prüft, „ob einzelne Spieltage verschiebbar sind“.
Zuerst: Auch ein Spiel ohne Zuschauer kann nur von den lokalen Gesundheitsbehörden angeordnet werden. Eine solche Entscheidung würde den gastgebenden Verein praktisch das Heimrecht kosten und diesen zugleich um Einnahmen aus dem Ticketverkauf bringen. Sollte es dazu kommen, würden neben den beteiligten Mannschaften noch Betreuer, Ballkinder, Arena-Personal und Journalisten dabei sein.
Solche Forderungen müssten sich an die betroffenen Vereine als Veranstalter der Spiele richten. Die Frage von Entschädigungen für Fans, die Tickets erworben haben, stehe bei den Clubs daher „ganz oben auf der Agenda“, sagte DFL-Boss Seifert. Borussia Dortmund kündigte am Montag bereits an, seinen Fans die Kosten für die Eintrittskarten für das Champions-League-Spiel in Paris zu erstatten.
Am Mittwochmorgen vor der neuerlichen Mitteilung des Bezirksamts Treptow-Köpenick hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sein Unverständnis zum Ausdruck gebracht für die vorangehenden Angaben, dass die Partie mit Zuschauern stattfinden werde. „Ich bin etwas verwundert, das will ich sagen, über das, was hier in Berlin mit diesem Fußballspiel passiert“, sagte er im Deutschlandfunk.
Geisterspiele in der Bundesliga am 26. Spieltag
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