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Fußball-Bundesliga Fußball-Bundesliga: Kein Sieger zwischen Wolfsburg und Schalke, Bremen siegt im Nordderby

19.04.2015, 15:25
Sead Kolasinac im Zweikampf mit Kevin der Bruyne.
Sead Kolasinac im Zweikampf mit Kevin der Bruyne. AFP Lizenz

Bremen - Kevin De Bruyne hat den VfL Wolfsburg drei Tage nach der Neapel-Pleite vor einem weiteren Rückschlag bewahrt. Mit seinem Tor zum 1:1 (0:0) gegen den FC Schalke 04 rettete der Belgier den Niedersachsen nicht nur einen Punkt in der Fußball-Bundesliga. Mit dem 20. Heimspiel in Serie ohne Niederlage egalisierte der VfL seinen Vereinsrekord aus der Meistersaison 2009. Zudem wurde die Serie von mindestens einem Tor pro Heimspiel in der laufenden Saison gewahrt. De Bruyne egalisierte am Sonntag in der 78. Minute die glückliche Schalker Führung nach einem frechen Konter von Leroy Sané in der 53. Minute.

Nach dem bitteren 1:4 im Viertelfinal-Hinspiel der Europa League gegen den SSC Neapel und vier Tage vor dem wohl sinnlosen Rückspiel in Süditalien agierten die Wolfsburger nach verhaltenem Beginn vor 30 000 Zuschauern in der ausverkauften Volkswagen-Arena drückend überlegen. Sie gingen aber zu sorglos mit ihren Chancen um oder scheiterten am gut aufgelegten Ralf Fährmann im Schalker Tor.

Mit 61 Punkten haben die Wolfsburger nach 29 Spielen als Zweiter nun sieben Punkte Vorsprung auf die Verfolger aus Leverkusen und Mönchengladbach. Der FC Bayern ist von den Wolfsburgern schon lange enteilt und kann am kommenden Wochenende den Meistertitel perfekt machen. Schalke ist mit 42 Zählern Fünfter und muss sich im Saisonendspurt ganz auf das Erreichen eines Europa-League-Platzes konzentrieren.

Hecking reagiert auf Neapel-Pleite

Vier Personalwechsel nahm VfL-Trainer Dieter Hecking im Vergleich zur Neapel-Pleite vor. Die interessanteste Veränderung gab es jedoch positionsbezogen auf dem Platz. André Schürrle agierte als zentrale Sturmspitze, Bas Dost saß zunächst nur auf der Bank. Nicklas Bendtner - Torschütze gegen Neapel - war nicht einmal im Kader.

Taktische Rochaden dieser Art kamen für Schalke nicht infrage. Die lange Verletztenliste macht S04 das Leben schwer - und gibt der Jugend weiter eine Chance, gleich sieben Eigengewächse - darunter der 19 Jahre alte Sané standen in der Startelf - erstmals auch Marvin Friedrich als Innenverteidiger.

Die Wolfsburger spielten routiniert, brauchten aber mit Ausnahme eines Schlenzers von De Bruyne (19. Minute) eine halbe Stunde, um in der Offensive tatsächlich gefährliche Akzente setzen zu können. Dann rückte Fährmann im Schalker Tor immer mehr in den Mittelpunkt. Nach einer Flanke von Vierinha köpft Luiz Gustavo (30.)noch vorbei. Gegen Ivan Perisic (38./41.) und De Bruyne (39.) musste der Schlussmann aber teilweise waghalsig parieren.

Aufregung hatte es zuvor nach einem rüden Einsteigen von Sead Kolasniac gegen Vierinha (33.) gegeben. Der Bosnier bekam nur die Gelbe Karte - Vierinha konnte sein 75. Bundesliga-Spiel nach einer Behandlungspause fortsetzten. Auch Schürrle musste sich behandeln lassen - eine Schulterprellung schmerzte den Weltmeister. Er konnte weiterspielen und bediente kurz nach dem Seitenwechsel De Bruyne (51.) mit einer Flanke - der Belgier zögerte einen Moment zu lang. Kurz zuvor hatte Ricardo Rodriguez (47.) den Ball an die Latte gedroschen.

Ins Tor traf aber zuerst Schalke. Sané düpierte mit einem Konter die gesamte VfL-Defensive und vollstreckte clever zu seinem dritten Saisontor. Die Wolfsburger Proteste auf Handspiel des Jungstars waren erfolglos wie unbegründet. Unbeirrt setzte Wolfsburg aber den Vorwärtsgang fort und wurde durch De Bruynes zehntes Saisontor per Distanzschuss belohnt.

HSV weiter Tabellenletzter

Auch unter Bruno Labbadia taumelt der Hamburger SV weiter dem ersten Abstieg der Vereinsgeschichte entgegen. Der HSV verlor das 102. Nordderby beim Erzrivalen Werder Bremen am Sonntag durch ein spätes Elfmetertor von Franco Di Santo (84.) 0:1 (0:0) - es war die fünfte Niederlage der Hamburger in Serie unter dem dritten Trainer. Während der Bundesliga-„Dino“ als Tabellenletzter in allerhöchster Gefahr schwebt und zudem auf „Rotsünder“ Valon Behrami (83.) verzichten muss, darf Werder wieder von der Europa League träumen.

Die Mannschaft von Trainer Viktor Skripnik ist nach dem 500. Bundesliga-Heimsieg für Werder Siebter. Der HSV präsentierte sich über weite Phasen nicht bundesligareif und brachte sich durch individuelle Fehler immer wieder selbst in Schwierigkeiten. In dieser Verfassung wird es für die Hamburger, die seit 2983 Tagen auf einen Sieg in Bremen warten, kaum möglich sein, die Klasse zu halten. Der sechsmalige deutsche Meister hatte zudem Glück, dass Kapitän Rafael van der Vaart in der ersten Hälfte nach einem Foul an Jannik Vestergaard nicht die Rote Karte sah und Werder ein weiterer möglicher Foulelfmeter (51.) für Zlatko Junuzovic verweigert wurde.

Spiel lebte von der Spannung

Die Fans sahen keine hochklassige, aber immerhin eine spannende Partie. Beide Teams lösten sich in der zweiten Hälfte mehr und mehr von ihren taktischen Vorgaben und suchten den Weg nach vorne - doch in den entscheidenden Momenten fehlte die Präzision. Echte Torchancen waren in einem insgesamt wenig aufregenden Derby Mangelware - bis Uwe Seelers Enkel Levin Öztunali beinahe für Werder getroffen hätte (80.). Kurz darauf unterlief Behrami der entscheidende HSV-Fehler: Er brachte Junuzovic im Strafraum mit einem Trikotzupfer zu Fall. Schiedsrichter Wolfgang Stark (Ergolding) entschied auf Rote Karte und Elfmeter. Labbadia war beim HSV am Mittwoch überraschend als Nachfolger des Interimstrainers und eigentlichen HSV-Sportchefs Peter Knäbel vorgestellt worden. Nach einem Mini-Trainingslager verzichtete er vor 42.100 Zuschauern im ausverkauften Weser-Stadion auf einen personellen Umbruch: Innenverteidiger Slobodan Rajkovic ersetzte den gelb-rot-gesperrten Johan Djourou, Zoltan Stieber spielte für den angeschlagenen Marcelo Diaz.

Skripnik griff nach der Pleite zuletzt beim VfB Stuttgart dagegen durch und brachte fünf Neue - darunter Torwart Koen Casteels und Stürmer Davie Selke. Die Änderungen zeigten Wirkung, Bremen gab zunächst das Tempo vor und kontrollierte die Partie. „Wir müssen eine Festung sein“, hatte Labbadia vor seiner Premiere gesagt. Und so zog sich der HSV zu Beginn erst einmal weit zurück und war bemüht, keine Fehler zu machen. Gelegentlich setzte er den einen oder anderen Nadelstich. Pierre-Michel Lasogga (8.) hatte dann auch die erste Möglichkeit, ehe Stieber die Führung auf dem Fuß hatte. Der Ungar schoss mit links aber knapp links am Bremer Tor vorbei (28.). Auf der Gegenseite vergaben Di Santo und Selke die besten Gelegenheiten für Grün-Weiß in der ersten Hälfte (33.). (sid)

Pierre-Michel Lasogga im Zweikampf mit Jannik Vestergaard.
Pierre-Michel Lasogga im Zweikampf mit Jannik Vestergaard.
dpa Lizenz