Frankreich Frankreich: Monaco attackiert Primus Paris St. Germain

PARIS/HAMBURG/sid - Trainer weg, Sportdirektor weg, Starspieler weg: Keine zwei Monate nach der rauschenden Meisterparty ist bei Paris St. Germain Ernüchterung eingekehrt. Kaum hat der mit katarischen Öl-Millionen alimentierte Klub die Vorherrschaft in der Ligue 1 übernommen, droht er diese auch schon wieder zu verlieren. Aufsteiger AS Monaco drängt mit aller Macht und dem dicken Portemonnaie eines russischen Mäzen an die Spitze.
Die Freude in der französischen Hauptstadt über den ersten Meistertitel nach 19 Jahren ist nahezu verflogen. Weil nach dem zu Real Madrid abgewanderten Trainer Carlo Ancelotti nun auch noch Sportdirektor Leonardo die Brocken hinwarf, halten nicht wenige Beobachter den Pariser Höhenflug bereits für beendet, bevor er überhaupt erst richtig begonnen hat. Wie die spanische Zeitung Sport berichtet, steht auch Innenverteidiger Thiago Silva vor dem Abflug. Der FC Barcelona soll sich mit Silva auf einen Fünf-Jahres-Vertrag geeinigt haben.
Während es an der Pariser Transferfront bisher nur Negatives zu berichten gibt, rüstet der neureiche Klub aus dem Fürstentum zum Gipfelsturm. 144 Millionen hat Monaco in neues Personal für die kommende Saison investiert. Nach dem kolumbianischen Torjäger Radamel Falcao (45 Millionen Euro/Atletico Madrid) sowie Joao Moutinho und James Rodriguez (zusammen 70 Millionen Euro/beide FC Porto) ist nun auch der französische Nationalspieler Eric Abidal dem Ruf des Geldes vom russischen Milliardär Dimitri Rybolowlew gefolgt. „Der Plan ist klar. Wir wollen den Klub auf das höchste Level bringen“, sagte Trainer Claudio Ranieri. Und das möglichst schnell. Die französische Meisterschaft soll für den Champions-League-Finalisten von 2004 nur eine Durchgangsstation sein.
Vor allem auf der europäischen Bühne will die Stadt der Schönen und Reichen schon bald wieder für Schlagzeilen sorgen. Seitdem Rybolowlew im Dezember 2011 zwei Drittel der Klubanteile von der Herrscherfamilie der Grimaldis übernahm, blüht der monegassische Verein wieder auf. Innerhalb von eineinhalb Jahren führte er AS mit seinen Finanzspritzen vom letzten Platz der 2. Liga zum Aufstieg. Zugute kommt dem siebenmaligen Meister dabei ein Abkommen aus dem Jahr 1869, demzufolge Ausländer in Monaco in Frankreich nicht steuerpflichtig sind. Gegen eine Entscheidung des Profiligaverbandes LFP, dass ab der Saison 2013/2014 alle Erst- und Zweitligisten in Frankreich Steuern zahlen müssen, hat Monaco Einspruch eingelegt. „Unser Ziel ist es, ein europäisches Top-Team zu werden. Wir haben großartige Spieler hier“, sagte Sturm-Hoffnung Falcao.
Dabei helfen soll auch der Ex-Nürnberger und frühere Bremer Andreas Wolf. Seit seinem Wechsel ans Mittelmeer im vergangenen Jahr absolvierte der Verteidiger 24 Spiele und wurde in der abgelaufenen Saison sogar zum Kapitän ernannt. Am Sonntag gastiert Wolf und sein Starensemble zu einem Freundschaftsspiel in Düsseldorf. Paris beobachtet die Entwicklungen im Fürstentum mit Argwohn. Zumal die Verpflichtung von Uruguays Star Edinson Cavani (63 Millionen vom SSC Neapel) noch immer nicht perfekt ist. Und mit Laurent Blanc wurde nur die dritte Wahl als Ancelotti-Nachfolger verpflichtet, nachdem die Wunschkandidaten Rafael Benitez und Fabio Capello abgesagt hatten. Hinter vorgehaltener Hand wird bei PSG sogar schon über einen möglichen Abgang von Superstar Zlatan Ibrahimovic spekuliert - zumindest für den Fall, dass von der Klubführung nicht weiter investiert wird.