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XXL-Umbruch in Leverkusen Ende einer Ära: Was wird aus Bayer ohne Wirtz, Alonso & Co.?

Leverkusen steht vor der ersten Saison nach der beeindruckenden Zeit mit Xabi Alonso. Nicht nur auf der Trainerbank ist vieles neu, auch auf dem Rasen ist der Umbruch riesig.

Von Jana Glose und Thomas Eßer, dpa 22.06.2025, 10:17
Nach dem Wechsel von Trainer Xabi Alonso sowie mehreren Spielern steckt Bayer Leverkusen im Umbruch.
Nach dem Wechsel von Trainer Xabi Alonso sowie mehreren Spielern steckt Bayer Leverkusen im Umbruch. Arne Dedert/dpa

Leverkusen - Florian Wirtz weg, Xabi Alonso weg, Jonathan Tah weg - und Chefstratege Granit Xhaka steht womöglich auch vor dem Absprung. Ein Jahr nach der erfolgreichsten Saison der Vereinsgeschichte haben mehrere Hauptdarsteller des Double-Coups Bayer Leverkusen verlassen.

Der Rekordtransfer von Wirtz zum FC Liverpool hat zwar das Mega-Volumen von bis zu 150-Millionen-Euro und bringt Bayer finanziell einen riesigen Schub. Sportlich ist der Wechsel des Ausnahmefußballers wie auch jener der anderen Abgänge, zu denen auch Flügelflitzer Jeremie Frimpong gehört, jedoch ein gigantischer Verlust. Mit dem zu Real Madrid gewechselten Star-Trainer Alonso und wichtigen Stützen der Meistermannschaft mit Wirtz an der Spitze verliert der Werksclub ganz viel seiner gerade erst gewonnenen Strahlkraft.

Abschiedsspekulationen nehmen zu

Und es könnte nicht bei den feststehenden Abgängen bleiben. Bei Mittelfeld-Ass Xhaka soll sich ebenfalls Abschiedsstimmung breitmachen. Medienberichten zufolge könnte der 32 Jahre alte Schweizer nach Italien zur AC Mailand wechseln. Victor Boniface, Jonas Hofmann und Robert Andrich hadern zudem mit ihrer Spielzeit und könnten sich neu orientieren.

Im Verein bleibt man trotzdem ruhig – fast schon kämpferisch. „Veränderungen sind auch immer Teil des Erfolgs – und wir werden diese Veränderungen wieder für uns nutzen“, sagte Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes zuletzt der „Bild“. Er verwies auf den letzten großen Umbruch vor zwei Jahren, als Bayer sich neu erfand – und anschließend zur besten Mannschaft Deutschlands reifte.

Erfolgreiches Management als Basis für Neustart

Dass Leverkusen mit Wandel umgehen kann, haben Rolfes sowie Geschäftsführer Fernando Carro und Kaderplaner Kim Falkenberg wiederholt bewiesen. Abgänge wie von Kai Havertz, Leon Bailey und Moussa Diaby wurden kompensiert.

Mit Transfers wie Alejandro Grimaldo, Nathan Tella, Xhaka, Boniface und Hofmann wurde eine Mannschaft geformt, die in der Saison 2023/24 die erste Meisterschaft und den DFB-Pokal geholt hatte. Ein Wegbrechen gleich mehrerer Säulen auf einem derartig hohen Niveau ist aber auch für die Rheinländer neu.

„Das Fundament steht“, sagte Rolfes trotzdem. Er will unter anderem an den Abwehrspielern Edmond Tapsoba und Piero Hincapié festhalten. „Wir würden nur dann noch jemanden abgeben, wenn es für uns Sinn ergibt – um dann die Mannschaft entsprechend weiter zu ergänzen“, sagte der Sportchef. Der Wirtz-Wechsel war zu diesem Zeitpunkt noch nicht offiziell, zeichnete sich aber schon längst ab.

Der 22-Jährige war der große Unterschiedsspieler und die zentrale Figur im Leverkusener Offensivwirbel. Ihn auch nur halbwegs adäquat zu ersetzen, ist schwer vorstellbar. Wie Bayer 04 seinen Abgang auffangen will, wird spannend zu beobachten sein.

Frischer Wind durch Neuzugänge 

Neuverpflichtungen sollen frischen Schwung und neue Impulse bringen. „Wir haben jetzt schon viele sehr gute Spieler im Kader, bei denen aber auch noch Luft nach oben ist. Und es ist klar, dass wir die Mannschaft weiter mit richtig guten Spielern verstärken werden“, sagte Rolfes.

Der Transfer von Verteidiger Jarell Quansah (Liverpool) als Tah-Ersatz soll kurz vor dem Abschluss stehen. Teil der Wunschliste soll zudem unter anderem Angreifer James McAtee (Manchester City) sein.

Erste Neuzugänge haben schon bei der Werkself unterschrieben. Der frisch verpflichtete 17-jährige Axel Tape könnte in der Defensive ebenfalls helfen, die Lücke von Tah zu schließen. Neuzugang Ibrahim Maza (19) von Hertha BSC gilt als vielversprechender Spielmacher.

Die Klasse eines Tah, Wirtz oder Xhaka haben die jungen Profis aber logischerweise nicht - zumindest noch nicht. Neu ist auch Torwart Mark Flekken, der eine wichtige Baustelle im Kader schließt. 

Neue Ära mit Trainer Erik ten Hag 

An der Seitenlinie übernimmt in Erik ten Hag ein international erfahrener Coach. Bei dessen Vorstellung hatte Rolfes das Saison-Ziel verkündet: Die Champions League ist ein Muss! Dafür braucht es einen Kader, der nach der zuletzt titellosen Spielzeit wieder angreifen kann.

Alonso-Nachfolger ten Hag ist vom Potenzial überzeugt. „Dieser Verein hat in den letzten Jahren einen unglaublichen Schritt gemacht, um zu siegen und Titel zu gewinnen“, betonte der Niederländer. „Ich spüre überall im Verein diese Siegermentalität.“ Genau diese Einstellung könnte dabei helfen, dass der personelle XXL-Umbruch nicht das Ende einer Erfolgsära bedeutet – sondern vielmehr der Auftakt für den nächsten Angriff ist.