1. MZ.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Fußball
  6. >
  7. EM-Sieg: EM-Sieg: Was war da mit Thomas Müller los? Und neun weitere Fragen zum Viertelfinale

EM-Sieg EM-Sieg: Was war da mit Thomas Müller los? Und neun weitere Fragen zum Viertelfinale

Von Timo Schillinger 03.07.2016, 11:16
Sei nicht so eine Heulsuse: Thomas Müller ist sauer auf Giorgio Chiellini.
Sei nicht so eine Heulsuse: Thomas Müller ist sauer auf Giorgio Chiellini. X00095

Köln - Nach der Erleichterung über den dramatischen Viertelfinalsieg der deutschen Nationalmannschaft gegen Italien bleiben die Fragen: Kann Sami Khedira spielen? Was sagt Jonas Hector nach seinem Siegtor? Und was war in der 94. Minute mit Thomas Müller los? Zehn Fragen, zehn Antworten.

Wie nimmt Mats Hummels seine Gelbsperre auf?

Mats Hummels flüchtete sich in Galgenhumor. „Jetzt habe ich drei Tage länger Regeneration als andere“, sagte Hummels nach dem Elfmeter-Drama im EM-Viertelfinale gegen Italien. Glücklich sah der Innenverteidiger dabei nicht aus. Denn nach seiner zweiten Gelben Karte im Turnierverlauf ist klar: Der Weltmeister wird das Halbfinale am Donnerstag in Marseille verpassen. Bundestrainer Joachim Löw muss seine zuletzt so starke Abwehr umbauen. Wieder einmal. Hummels haderte - auch mit dem umstrittenen Regelwerk.

Seine erste Verwarnung gegen Nordirland im abschließenden Gruppenspiel (1:0) war ein Witz, die gegen Italien in Bordeaux vertretbar. „Ich bin zum ersten Mal gelbgesperrt in meinem Leben“, sagte der Neuzugang des deutschen Rekordmeisters Bayern München: „Es ist sehr hart für mich, im Halbfinale nur zuschauen zu können.“

Was sagt Jonas Hector zu seinem entscheidenden Elfmeter?

Der Turnier-Debütant krönte sich zum Elfmeterhelden. Jonas Hector legte sich den Ball zurecht, nahm Maß und überwand mit dem entscheidenden Schuss ganz knapp Italiens Torwart-Legende Gigi Buffon. „Ich habe einfach gehofft, dass er reingeht. Das war im Endeffekt auch der Fall“, schilderte der Außenverteidiger die entscheidende Szene. Als neunter deutscher Schütze war der Profi des 1. FC Köln angelaufen - und wurde nach seinem 19. Länderspiel als Mann eines denkwürdigen Viertelfinal-Abends gefeiert.

Wie steht es um die verletzten Sami Khedira und Mario Gomez?

Für Sami Khedira ist die Europameisterschaft nach Informationen des Fußball-Fachblatts „Kicker“ vorbei. Demnach hat sich der 29 Jahre alte deutsche Nationalspieler beim Viertelfinalerfolg der DFB-Auswahl gegen Italien zumindest einen Anriss im Adduktorenbereich des linken Oberschenkels zugezogen. Damit könnte Khedira weder am Donnerstag im Halbfinale in Marseille noch im möglichen Endspiel am Sonntag in Paris eingesetzt werden. Vom Deutschen Fußball-Bund gab es zunächst keine Bestätigung.

Genaue Erkenntnisse über die Schwere der Verletzung sollte eine Kernspin-Untersuchung an diesem Sonntag bringen. „Khedira konnte nicht mehr sprinten“, hatte Bundestrainer Joachim Löw direkt nach dem Spiel in Bordeaux berichtet. Das klang nicht hoffnungsvoll.

Stürmer Mario Gomez ist unterdessen mit muskulären Problemen in der zweiten Halbzeit ausgewechselt worden. Wie schwer die Beschwerden sind, konnte Löw nicht sagen. Bei Abwehrchef Jérôme Boateng hat die Wade zwar wieder zugemacht, der Münchner sieht darin aber kein Problem für das Halbfinale. Sein Einsatz wäre auch wichtig, zumal Mats Hummels definitiv wegen der zweiten Gelben Karte fehlen wird.

Gab es je ein längeres Elfmeterschießen bei einer EM?

Mit dem Elfmeterkrimi vom Bordeaux haben Deutschland und Italien einen Rekord bei Fußball-Europameisterschaften egalisiert. Mehr als 18 Schützen mussten in der EM-Historie bislang noch nie bei einem Duell vom Punkt antreten. Zum bislang einzigen Mal waren so viele Versuche bei der EM 1980 im Spiel um Platz drei nötig gewesen, auch damals waren die Italiener der Verlierer. Die CSSR gewann seinerzeit das Elfmeterschießen mit 9:8, weil Fulvio Collovati für die Squadra Azzurra verschoss.

Bleibt Joachim Löw auch im Halbfinale bei der Dreierkette?

Im Halbfinale dürfte Löw im Gegensatz zum Krimi gegen die Squadra Azzurra zu einer Viererkette zurückkehren. Shkodran Mustafi, Torschütze, aber auch Unsicherheitsfaktor gegen die Ukraine, und Benedikt Höwedes stehen als Ersatz für den gesperrten Hummels bereit. Löw schloss aber auch nicht aus, erneut mit einer Dreierkette zu spielen. „Ob es eine weitere Option sein wird, muss man sehen“, sagte der Bundestrainer.

Darüber hinaus muss sich Löw um die Besetzung im defensiven Mittelfeld neben Toni Kroos Gedanken machen. Nach der Verletzung Khediras kam Kapitän Bastian Schweinsteiger in die Partie. Nach zahlreichen Verletzungen in diesem Jahr und wenig Spielpraxis bei Manchester United ist Schweinsteiger aber noch nicht bei hundert Prozent. In der Verlängerung schleppte er sich über den Platz. „Es war nicht leicht, es war sein erstes Spiel seit langem über so eine lange Distanz“, sagte Löw. Das zweite könnte am Donnerstag folgen.

Warum sind Thomas Müller und Giorgio Chiellini aneinander geraten?

Es war eine der Szenen des Spiels. Die Verlängerung ist vier Minuten alt, als Thomas Müller Giorgio Chiellini im italienischen Strafraum foult. Chiellini geht zu Boden - etwas zu theatralisch. Und Thomas Müller wird zur Furie. Mit wilden Gesten und ein paar deftigen Worten gibt Müller Chiellini zu verstehen, was er von dem italienischen Abwehrspieler hält: Er soll doch bitte nicht so eine Heulsuse sein. Müller liefert eine Kostprobe seiner Grimassen-Kunst. Chiellini gibt den Ahnungslosen.

Hört Gianluigi Buffon nach dem Elfmeterdrama in der italienischen Nationalmannschaft auf?

Nach dem Spiel flossen die Tränen. Gianluigi Buffon kniete niedergeschlagen auf dem Rasen des Stadions in Bordeaux, dann weinte Italiens Kapitän. „Wir waren nur einen Schritt von der Heldentat entfernt“, sagte der Fußball-Nationalspieler später enttäuscht. „Eine solche Niederlage ist hart, das war ein Schock für uns.“ Das Ende seiner Nationalmannschaftskarriere war das EM-Aus aber wohl nicht, der Keeper von Juventus Turin hat bereits angekündigt, bis zur WM 2018 weitermachen zu wollen. Doch eine Chance auf den EM-Titel, der ihm noch fehlt, hat Buffon jetzt wohl nicht mehr: Bei der EM 2020 wäre er bereits 42 Jahre alt.

Was sagen die italienischen Medien zu Zazas peinlichem Elfemeter?

Trotz des Ausscheidens im Viertelfinale hat Italiens Fußball-Nationalmannschaft mit ihrer EM-Leistung viele Fans überzeugt - die zwei verschossenen Elfmeter von Simone Zaza und Graziano Pellè sorgten nach der bitteren 5:6-Niederlage im Elfmeterschießen gegen Deutschland aber für reichlich Kritik und Spott. „Was waren das für Schüsse?“, fragte am Sonntagmorgen die „Gazzetta dello Sport“ und lieferte gleich selbst die Antwort: „Was für peinliche Elfmeter.“
Der in der Nachspielzeit der Verlängerung einzig und allein für die finale Entscheidung vom Punkt eingewechselte Zaza sorgte mit kuriosen Trippelschritten und einem Schuss über das Tor für Lacher in den sozialen Netzwerken.
Pellè zog den Spott wegen seiner Gesten vor dem Schuss auf sich, als er etwas zu Torhüter Manuel Neuer sagte und einen Lupfer-Elfmeter à la Panenka ankündigte. Dann aber schob er den Ball flach am linken Pfosten vorbei. „Großmaul“, schimpfte der „Corriere dello Sport“.

Wie viele Zuschauer sahen das Viertelfinale?

Der Fußball-Krimi gegen Italien hat wie erwartet den TV-Quotenrekord des Jahres verbessert. 28,32 Millionen Fans sahen am Samstagabend den Einzug des DFB-Teams in das EM-Halbfinale. Die Live-Übertragung der ARD aus Bordeaux lag damit knapp über der Quote beim Achtelfinale gegen die Slowakei (28,10 Millionen), verpasste aber offiziell die Traummarke von 30 Millionen Zuschauern relativ deutlich. In Wahrheit dürften aber deutlich mehr als 30 Millionen Zeuge des historischen Erfolges gegen Italien gewesen sein. Die zahlreichen Fans, die am Samstagabend beim Public Viewing, in Gaststätten, Krankenhäusern oder Kasernen die Daumen drückten, werden bei der Ermittlung der TV-Quoten nicht berücksichtigt.

Warum war das Viertelfinale das letzte Spiel von Italien-Trainer Conte?

Mit dem Viertelfinal-Aus gegen die deutschen Fußball-Weltmeister bei der EM in Frankreich endete das zweijährige Intermezzo von Antonio Conte als italienischer Nationaltrainer. Der 46-Jährige übernimmt zur kommenden Saison den englischen Spitzenklub FC Chelsea. Contes Nachfolger wird Giampiero Ventura (68). „Im Elfmeterschießen gegen Deutschland zu verlieren, das schmerzt“, sagte Conte: „Aber ich bin sehr stolz auf die Leistung meiner Mannschaft. Für mich waren diese zwei Jahre eine unglaubliche Erfahrung. Die Nationalelf hat den Respekt der Gegner verdient.“ Allerdings kündigte Conte indirekt sein Comeback an. „Es ist kein Adieu, sondern ein auf Wiedersehen“, sagte der Coach.

Thomas Müller sagt Giorgio Chiellini seine Meinung.
Thomas Müller sagt Giorgio Chiellini seine Meinung.
EPA