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EM 2016 EM 2016: Bastian Schweinsteiger ist wieder da

Von Jan Christian Müller 06.07.2016, 19:31
Blitzheilung: Bastian Schweinsteiger scheint einsatzfähig zu sein.
Blitzheilung: Bastian Schweinsteiger scheint einsatzfähig zu sein. imago sportfotodienst

Évian-les-Bains - Bastian Schweinsteiger hat sich beim Warmlaufen gleich mal an die Spitze des Feldes gesetzt. Der Kapitän weiß um die Macht der Bilder. Und weil die Fotografen und Kamerateams beim Abschlusstraining der deutschen Nationalmannschaft vor dem Abflug nach Marseille zum Spiel am Donnerstagabend (21 Uhr, ZDF live) gegen Frankreich nur eine Viertelstunde dabei sein durften, ehe sie von Sicherheitspersonal freundlich, aber bestimmt hinausgebeten wurden, ist dem 31-Jährigen nicht viel Zeit geblieben. Er musste sich umgehend als Platzhirsch positionieren, die non-verbale Botschaft war unzweideutig: Ich bin wieder da. Auch bei den anschließenden Hüpf-übungen sprang Schweinsteiger anscheinend problemlos von einem Bein aufs andere, wenngleich seine Knie jeweils mit Tapeverbänden gestützt waren. Pässe schlug der Profi von Manchester United ebenfalls, und es sah nicht so aus, als wäre er dabei von Schmerzen gepeinigt.

Tags zuvor hatte der Mann, der in diesem Kalenderjahr am 2. Januar erst ein einziges Spiel über die volle Distanz absolviert hat, ehe er am Sonnabend gegen Italien 105 Minuten plus Elfmeterschießen mit von der Partie war, noch im Fitnesszelt auf dem Fahrradergometer gesessen. Eine Außenbandzerrung, verursacht durch einen Tritt, lautete das offizielle Bulletin des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Und weil Schweinsteiger am selben Knie erst im März einen Innenbandriss erlitten hatte, weil zudem Bundestrainer Joachim Löw am Montag klarstellte, dass nur „einhundert Prozent fitte Spieler“ im Halbfinale zum Einsatz kommen könnten, waren die Startelfchancen des 119-fachen Nationalspielers als gering eruiert worden. Die Frage lautete eigentlich nur: Wer würde Schweinsteiger und den sicher ausfallenden Sami Khedira ersetzen: Julian Weigl, Borussia Dortmund, 20 Jahre jung, ein Länderspiel, oder Emre Can, FC Liverpool, 22, sechs Länderspiele?

Sowohl die Möglichkeiten Weigl als auch Can (oder die dritte mögliche Alternative mit Mesut Özil in der Doppelsechs neben Toni Kroos) hätten das DFB-Trainer- und Scoutingteam auf den nicht abwegigen Gedanken bringen können, eine zu fürchtende Instabilität im defensiven Mittelfeld durch eine Dreierkette mit Jérôme Boateng, Benedikt Höwedes und Shkodran Mustafi abzusichern. Dieser Gedanke könnte auch jetzt noch vorherrschen, angesichts der defensiven Ausrichtung von Schweinsteiger aber auch verworfen werden. Dann würde Mustafi nur zuschauen dürfen und es wäre ein weiterer Platz in der Offensive frei. Für Mario Götze vermutlich. Es sei denn, Joachim Löw würden die Gäule durchgehen und er würde mit Julian Draxler, Mesut Özil und Leroy Sané hinter Stoßstürmer Thomas Müller agieren wollen. Oder − und auch ist gar nicht unwahrscheinlich − Schweinsteiger spielt in einem Vierermittelfeld mit Kimmich, Kroos und Hector, während Özil, Thomas Müller und Draxler den Angriff bilden.