"Tränen sind geflossen" Eintracht Frankfurt: Trauer und Stolz nach 3:4 beim FC Chelsea

London - Der Himmel über London weinte endlich nicht mehr, als die Eintracht am Freitag in den Flieger Richtung Frankfurt stieg. Dennoch war den Profis immer noch zum Heulen zumute - wie schon wenige Stunden zuvor an der Stamford Bridge, wo sich der Regen mit den Tränen der Spieler und der Fans vermischt hatte.
Ergreifend waren die Szenen, die sich nach dem bitteren Aus des DFB-Pokalsiegers im Halbfinale der Europa League beim FC Chelsea abgespielt hatten. Das Elfmeter-Drama (3:4) war längst vorbei, da postierten sich die Trost suchenden Profis Arm in Arm vor den rund 2300 mitgereisten Fans - und die ließen ihre Lieblinge nicht im Stich.
Eintracht Frankfurt ist stolz auf starke Europa-League-Saison
Während von den Anhängern der Gastgeber nichts mehr zu sehen war, erschallte die Frankfurter Vereinshymne („Eintracht vom Main“) im Stadion. Ein Gänsehaut-Moment, den der Klub in der kommenden Saison öfter erleben möchte - am liebsten in der Königsklasse.
„Unser Traum ist die Champions League, das ist klar“, sagte Sportvorstand Fredi Bobic: „Aber egal, was am Ende rauskommen wird - das war ein überragendes Jahr. Doch wenn es einen Freifahrtschein für die Champions League geben würde, wir hätten ihn uns verdient.“
Die Hessen stehen in der Liga zwei Spieltage vor Saisonende auf dem vierten Platz, dieser Rang würde für den Einzug in die Königsklasse reichen. In den ausstehenden Partien müssen die Frankfurter gegen den FSV Mainz 05 und bei Rekordmeister Bayern München antreten. Aufgrund des engen Rennens um die Europacup-Plätze ist auch das Verpassen der Europa League noch möglich.
Europa League: Frankfurt schaltete namhafte Teams aus
„Die Enttäuschung ist groß, Tränen sind geflossen. Aber wir müssen die Köpfe wieder nach oben bekommen. Wir haben noch zwei unglaublich wichtige Spiele vor uns“, betonte Trainer Adi Hütter: „Diese Mannschaft und diese Fans verdienen es, dass wir in der nächsten Saison wieder international spielen.“
Tatsächlich hat die Eintracht die Bundesliga im Gegensatz zu manch anderem Klub würdig im Europacup vertreten. Dem deutschen Rekord von sechs Siegen in den sechs Gruppenspielen folgten Erfolge in den K.o.-Runden gegen Schachtjor Donezk, Inter Mailand und Benfica Lissabon. „Wir haben leider nichts in der Hand, aber es war eine sensationelle internationale Saison“, äußerte Hütter.
Auch dem sechsmaligen englischen Meister begegneten die Frankfurter trotz der wesentlich geringeren finanziellen Möglichkeiten auf Augenhöhe. Der erste Finaleinzug eines Bundesligisten in der Europa League war möglich und wäre durchaus verdient gewesen, der Champions-League-Gewinner von 2012 wankte bedenklich.
Prämien: Europa League bringt Eintracht knapp 13 Millionen Euro ein
Dennoch platzte der Traum der Eintracht vom größten Erfolg seit dem UEFA-Cup-Triumph vor 39 Jahren, Chelsea erreichte das Finale am 29. Mai in Baku gegen den Stadtrivalen FC Arsenal. Im Duell von Punkt verschossen Martin Hinteregger und Gonzalo Paciencia. Ruben Loftus-Cheek (28.) hatte die Londoner in Führung gebracht, der umworbene Torjäger Luka Jovic sorgte für den Ausgleich (49.). Nach der Verlängerung stand es wie im Hinspiel 1:1.
Trotz des Scheiterns können sich die Frankfurter Verantwortlichen die Hände reiben. Die Eintracht setzte in der laufenden Europacup-Saison mehr als 30 Millionen Euro um. An Prämien erhielt der Klub 12,84 Millionen, dazu kommen rund acht Millionen Euro aus dem sogenannten Marktpool.
Noch mehr Geld würde der Verkauf von Jovic bringen. Der spanische Rekordmeister Real Madrid will angeblich 60 Millionen für den serbischen Senkrechtstarter zahlen. Doch für solche Gedanken war im Flieger nach Frankfurt kein Platz. (sid/mz)