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Mann für besondere Tore Eberhard Vogel: DDR-Rekordspieler wird 75 Jahre alt

08.04.2018, 16:32

Jena - Die Szene, die sein Fußballer-Leben prägte, kann Eberhard Vogel im Traum aufsagen: „Dribbling halbrechts, 40 Meter Entfernung. Den Ball auf den linken Fuß und das Ding ins Dreiangel reingehaun.“

Es ist der 25. November 1970, als dem Jenaer im Länderspiel im legendären Wembley-Stadion beim 1:3 der DDR gegen England der denkwürdige Treffer gelingt. Keeper Peter Shilton hatte vor 100.000 Zuschauern gegen den gewaltigen Kunstschuss keine Chance. Es war eines von 25 Länderspieltoren, das dem am Sonntag 75 Jahre alt werdenden Vogel in 74 Länderspielen gelang.

Eberhard Vogels direkt verwandelter Eckball gegen die UdSSR

Aber es war auch nicht der einzige Treffer mit Seltenheitswert in Vogels Karriere. Beim 4:1-Sieg der DDR-Auswahl über die UdSSR-Ef am 28. Juni 1964 im Entscheidungsspiel zur Olympia-Qualifikation in Warschau hatte Vogel den russischen Torwart mit einem direkt verwandelten Eckball überrascht. „Mit dem linken Außenrist. Das war früher etwas Ungewöhnliches“, erzählt der frühere Nationalkicker.

„Die Russen haben sich so sehr geärgert, dass der Spielball dran glauben musste. Sie haben wohl einfach reingestochen“, sagt Vogel. Als Beweis holt er den kaputten Ball aus dem Trophäenschrank. Dort liegen auch die zwei olympischen Bronzemedaillen von Tokio und München.

Wenn Vogel am Sonntag im Kreise der Verwandtschaft sein Jubiläum begeht, gehört mit Konrad Weise auch ein ehemaliger Mitspieler zu den Gästen. Zahlreiche Erlebnisse beim Thüringer Traditionsclub und mit der DDR-Nationalmannschaft verbinden. „Ich glaube, Eberhard Vogel war einer der besten Linksbeiner, die es je gab. Ich war froh, dass er von Karl-Marx-Stadt nach Jena gekommen ist und uns in der Oberliga mit seinen Toren viel geholfen hat“, sagt Weise über seinen Freund.

198 Punktspiele und 70 Tore für den FC Karl-Marx-Stadt

Ein Jahr nachdem ihn die DDR-Sportjournalisten zum Fußballer des Jahres 1969 gewählt hatten, delegierte der Verband Vogel nach Jena. Mehr oder weniger von heute auf morgen hatte „Matz“, wie er genannt wurde, davon erfahren. Doch bereut habe er diesen Schritt nie. „Denn mit Jena habe ich 50 Europapokalspiele gemacht. Die hätte ich beim FC Karl-Marx-Stadt nicht erlebt“, berichtet der Jubilar.

In der Oberliga absolvierte der Ausnahmeangreifer für den FC Karl-Marx-Stadt 198 Punktspiele (70 Tore), für den FC Carl Zeiss Jena wurde er in 242 Partien aufgeboten (118 Tore). Mehr als 188 Tore hatte nur Joachim Streich (229) erzielt. Mit insgesamt 440 Einsätzen avancierte Eberhard Vogel zum Rekordspieler in der DDR.

Kurz vor seinem Karriereende stand Vogel mit seinem FC Carl Zeiss vor seinem größten Triumph im europäischen Fußball. Doch im Finale des Europapokals der Pokalsieger unterlagen die Thüringer am 13. Mai 1981 in Düsseldorf Dinamo Tbilissi mit 1:2 (0:0). „Ich ärgere mich noch heute, dass wir es nicht geschafft haben, weil wir so nahe dran waren“, sagt der Wahl-Jenaer.

Als Trainer schaffte Vogel Pokal-Sensation mit dem 1. FC Magdeburg

Nach der Karriere gab der Diplom-Sportler seinen Erfahrungsschatz als Trainer weiter. Unter seiner Regie wurden die DDR-Junioren 1986 Europameister und ein Jahr darauf WM-Dritter. “Wir hatten damals eine gute Truppe, aus der nicht nur Matthias Sammer seinen Weg gemacht hat“, betont Vogel.

Das Ende des DDR-Fußballs erlebte Eberhard Vogel als Assistenztrainer der letzten Nationalmannschaft an der Seite von Eduard Geyer. Nach der politischen Wende trainierte er unter anderen Hannover 96, den FC Carl Zeiss Jena, 1. FC Magdeburg und den Dresdner SC. Mit den Magdeburgern bezwang Vogel 2000 im DFB-Pokal den 1. FC Köln und warf den FC Bayern München aus dem Wettbewerb.

Bei den Heimspielen des heutigen Drittligisten Jena gehört Vogel fast immer zu den Ehrengästen. Fit hält sich der Jubilar auf dem Hometrainer. Aber auch das Training mit der Jenaer Traditionsmannschaft möchte er nicht missen. Gern ist der Familienvater aber auch mit seiner Ehefrau Angela - einer ehemaligen Sprinterin - zum Wandern in den Alpen unterwegs.

(dpa/mz)