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  7. 3:0 gegen Slowakei: Deutschland besiegt Slowakei mit 3:0 und steht im EM-Viertelfinale

3:0 gegen Slowakei Deutschland besiegt Slowakei mit 3:0 und steht im EM-Viertelfinale

Von Christian Löer 26.06.2016, 17:55
Beim Jubellauf von Jerome Boateng staunten selbst die Kollegen. 
Beim Jubellauf von Jerome Boateng staunten selbst die Kollegen.  dpa

Lille - Als die deutsche Mannschaft am Sonntag zum ersten Mal den Rasen verließ, prasselte Beifall von den Rängen des Stade Pierre Mauroy, doch der galt nicht dem Weltmeister. Gerade war das Spiel der Franzosen gegen Irland abgepfiffen worden, das bis dahin auf den Anzeigetafeln übertragen worden war. Die französischen Fans applaudierten beruhigt, der Gastgeber war weiter im Turnier. Und auch die DFB-Auswahlspieler hatten einstweilen genug gesehen. Die erste Sensation dieser Europameisterschaft war ausgeblieben. Zeit, den Blick von der Anzeigetafel zu nehmen und nach vorn zu richten auf ihr Duell mit der Slowakei.

Und wie Frankreich gaben sich auch die Deutschen keine Blöße: Mit einer überzeugenden Leistung erspielten sie sich mit einem 3:0-(2:0)-Sieg ihr Ticket ins Viertelfinale, das sie am Samstag nach Bordeaux führt.

Vor der Partie hatte sich die leichte Ahnung erfüllt, dass Mario Götzes Abschied aus der Stammelf im Gruppenspiel gegen Nordirland seinen Anfang genommen hatte. Nach den Auftritten gegen die Ukraine und Polen als Mittelstürmer hatte Joachim Löw den Münchner auf die linke Angriffsseite beordert, doch auch dort hatte Götze nur in Ansätzen überzeugt und sich gleichzeitig mehrere schwere Ballverluste geleistet. Zu wenig für eine Berufung gegen die Slowaken: Am Sonntag kehrte Julian Draxler auf den Platz links vorn zurück, Götze machte sich auf der Bank für die Joker-Rolle bereit, aus der heraus er im Finale von Rio zur Legende geworden war.

Im Mittelfeld bot sich das gewohnte Bild: Sami Khedira begann neben Kroos, auf Kapitän Bastian Schweinsteiger müssen Fans und Mitspieler weiter warten. Außerdem war Jérôme Boatengs Wadenverhärtung rechtzeitig abgeklungen, auch Joshua Kimmich stand nach seinem starken Debüt gegen Nordirland zur Hymne auf dem Rasen.

Die Partie begann so einseitig, wie sie enden sollte. Deutschland kontrollierte das Geschehen, hatte durch Khediras Kopfball in der achten Minute eine erste Chance und erzielte nach der anschließenden Ecke durch Jérôme Boateng das erste Tor. Es war ein extrem unwahrscheinlicher Treffer: Der Abwehrmann hatte zuvor in 62 Länderspielen nicht getroffen, nun traf er mit einem sauber ausgeführten Direktschuss aus 18 Metern unhaltbar ins Eck.

Fünf Minuten später sah es aus, als sei die Zeit der frühen Entscheidung gekommen. Martin Skrtel, der Abwehrstar der Slowaken vom FC Liverpool, schubste Gomez reichlich unsubtil durch den Strafraum, es gab Elfmeter. Doch der unwahrscheinliche Schütze Mesut Özil tat das Erwartbare: Er schlenzte den Ball mit links auf das Tor, Kozacik hielt ohne größere Schwierigkeiten.

Slowakei fand nicht ins Spiel

Dennoch fanden die Slowaken nicht ins Spiel. In der 24. Minute hätte Özil per sattem Rechtsschuss beinahe doch seinen Treffer erzielt, doch der Ball strich ebenso am entfernten Pfosten vorbei wie später Draxlers Linksschuss. Überhaupt, Draxler: Der Wolfsburger schaffte es am Sonntag, die Diskrepanz zwischen endlosem Talent und Leistung auf dem Platz zu minimieren wie selten zuvor. Nachdem Juraj Kucka die Deutschen mit einem Kopfball daran erinnert hatte, dass ein zweites Tor nötig sei, um das Spiel zu entscheiden, machte sich Draxler am linken Flügel auf, wackelte Kucka aus und spielte präzise auf Gomez, der aus dem Stand sein zweites Turniertor erzielte – auch dafür hat man einen körperlich starken Mittelstürmer in Tornähe. Überhaupt: Drei Spieler hat Joachim Löw nach den Eindrücken der Gruppenphase in seine erste Elf eingebaut: Kimmich, Gomez und Draxler. Drei Volltreffer.

Zur Pause hatte der Weltmeister rund 70 Prozent Ballbesitz und alles in der Hand, die Slowaken schienen erschüttert.
In der 63. Minute war der formelle Teil der Partie denn endgültig vorbei. Mats Hummels verlängerte einen Eckball per Kopf an den zweiten Pfosten, wo Draxler ziemlich verlassen lauerte und aus dem Stand per Volleyschuss vollendete. Er ließ die Aktion sehr leicht aussehen, und tatsächlich gibt es schwierigere Dinge im Fußball. Doch Draxlers Treffer war vielleicht kein Wunderwerk, aber ein schönes Beispiel für perfekte Körperbeherrschung.

3:0, ein überraschend glatter Zwischenstand und der Moment, Lukas Podolski einzuwechseln und zu seinem 129. Länderspiel zu verhelfen. Wieder rollte der Beifall durch die Arena. Diesmal für den Mann, der für Podolski vom Rasen schritt: Für Julian Draxler, den überragenden Mann dieses Spiels.