Christian Streich Christian Streich: "Fremdenfeindliche Entwicklung macht mir Angst"

Freiburg - Trainer und Spieler der Fußball Bundesliga äußern sich in der Regel eher selten zu Themen die außerhalb ihrer Berufswelt liegen. Oft ist die Angst wohl zu groß etwas Falsches zu sagen – und sich damit angreifbar zumachen. Oftmals besteht auch einfach kein Interesse an gesellschaftlichen Themen.
Schon 2015 äußerte sich Streich zur Flüchtlingsdebatte
Christian Streich ist da eine Ausnahme. Streich, der seit 2011 Cheftrainer des Bundesligsten SC Freiburg ist, versteht, dass mit seinem Beruf, der ihn zu einer Person des öffentlichen Lebens gemacht hat, auch eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft einhergeht. Schon im Sommer 2015, als die Flüchtlingsproblematik in Deutschland akut wurde, bezog der studierte Lehrer klar Stellung, und erregte mit seiner bewegenden Rede bundesweit Aufmerksamkeit. Schon damals wurde Streich für seine klaren Ansprache und seine deutlichen Worte gelobt.
Nun hat der 51-Jährige wieder deutliche Worte gefunden. Diesmal äußerte sich der Freiburger Trainer auf einer Pressekonferenz am Mittwochabend im Zusammenhang mit der getöteten Studentin in Freiburg. Ein 17-jähriger Flüchtling aus Afghanistan ist dringend tatverdächtig, eine 27-jährige Studentin vergewaltigt und ermordet zu haben. Zurzeit sitzt er in Untersuchungshaft.
Gesellschaftlicher Wandel macht Streich Angst
Christian Streich beunruhigt der gesellschaftliche Umgang mit dieser Tat. „Die General-Verurteilung von Mensch gibt’s so lang, so lang es Menschen gibt. Wir kennen das ja aus diesem Land. Jetzt ist der Bub, der etwas ganz schlimmes gemacht hat ein, ein junger Mann aus Afghanistan. Und dann sind es die Afghanen, oder die Ausländer.“
Den Fußballtrainer beunruhigt vor allem das rasante Tempo, in dem die gesellschaftliche Toleranz gegenüber ausländerfeindlichen Äußerungen und Ansichten gestiegen ist. „Ich hätte nicht gedacht, dass es in so kurzer Zeit dahin kommt, wo es derzeit ist. Ich habe große Angst“.
Besonders der Umgang mit dem Vater des Opfers hat Streich schockiert. „Mir wurde mitgeteilt, dass ein Mensch aus der AfD den Vater, der dieses furchtbare erleben musste, als pathologisch bezeichnet hat. Weil er vor dieser Tat Flüchtlinge unterstützt hat“.
Für Streich eine nur schwer zu ertragende Tatsache. Unbegreiflich für den Trainer, dass ein Mitglied einer Demokratischen Partei in Deutschland den Vater des Opfers öffentlich Verhöhnen darf. „Da sieht man, was los ist“, so Streich.
Streich fordert: Flagge zeigen
Anstatt diese Entwicklung hinzunehmen, fordert Streich die Gesellschaft dazu auf, diese Herausforderung anzunehmen und diese negative Entwicklung zu stoppen. Es liege an jedem selbst, sich zu bekennen. Streich beunruhigt, wie schnell sich die Gesellschaft gewandelt hat.
„Wir sind in kürzester Zeit an einem Punkt angelangt, an dem wir dachten, dass wir niemals mehr hinkommen würden“. Streich betont, dass heutzutage Leute öffentlich Sachen sagen dürfen für die sie noch vor 1-2 Jahren degradiert worden wären. Auch die Wahlergebnisse aus Österreich sind für den Freiburger kein großer Anlass zur Freude.
„Derjenige, der verloren hat, der aus einer Ecke kommt, auf die ich nicht weiter eingehen möchte, bekommt 46%“. Streich folgert aus diesem für ihn unfassbaren Ergebnis: Flagge zeigen! „Und wer dies nicht Tut, der trägt eine Mitverantwortung, wenn es in eine andere Richtung geht, das ist klar, da gibt es keine Ausflucht“, so der Freiburger- Trainer.
Ein erfrischend klares Statement eines Bundesliga-Trainers gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus.