BVB-Wunderkind BVB-Talent Youssoufa Moukoko wirft viele Fragen auf

Dortmund/Köln - Wer sich die Videos angeschaut hat, wer sieht, wie dieser Junge an der körperlichen Grenze zum Mann Gegner umrempelt und erstaunliche Schüsse abfeuert, der kann einige beruhigende Worte bestens vertragen. Sebastian Geppert liefert sie. „Manchmal“, sagt der U17-Trainer von Borussia Dortmund, „merkt man Youssoufa schon an, dass er noch ein kleiner Junge ist.“ Puh.
Youssoufa - das ist Youssoufa Moukoko. Stempel: Wunderkind. Der Führende der Torschützenliste in der U17-Bundesliga, mit acht Toren aus drei Spielen. Mit zwölf Jahren! Das klingt unglaublich - und für viele ist es das auch. Die Trainer der Gegner, eigens befragte Sportmediziner, die Fans am Bauzaun neben dem Spielfeld: Sie melden Zweifel an.
Es liegt nahe, Schummelei zu vermuten
Sie bewegen sich auf dem gefährlich schmalen Grat zwischen (angemessener) Skepsis und bösen Vorurteilen gegenüber Afrikanern. Denn Youssoufa Moukoko ist dunkelhäutig. Ein Deutsch-Kameruner mit Geburtsort Jaunde. Da liegt es nahe, aus dem fernen, bürokratischen Deutschland Schummelei zu vermuten. Dabei hat Youssoufas Vater Joseph jüngst eine Geburtsurkunde des deutschen Konsulats vorgelegt: vom 20. November 2004.
Das Problem: Zweifel sind durchaus verständlich, wenn man beispielsweise eine 15-Sekunden-Sequenz vom 3:0 bei der SG Unterrath zur Bewertung heranzieht. Eines von zwei Moukoko-Toren hat folgende Vorgeschichte: Der Zwölfjährige wird steil geschickt, Schultern rempeln aneinander, kein Straucheln. Dann ein Tanz im Strafraum, Haken links, Haken rechts, eine Playstation-Drehung, bis ein hilfloser Gegenspieler foult. Den Elfmeter verwandelt Moukoko selbst.
Moukoko im Torrausch
Drei Tage später wird er doppelt gegen den VfL Bochum treffen. Weitere drei Tage danach viermal gegen Viktoria Köln.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat reagiert: „Aus aktuellem Anlass.“ Ohne Zweifel, aber mit einer Klarstellung: Ja, ein Zwölfjähriger darf in einer U17 spielen, es gibt keine Beschränkungen. Allerdings, teilt der Verband mit, sind „Talente wie Youssoufa Moukoko die große Ausnahme. Und nicht jede Ausnahme sollte zur Nachahmung animieren. Mit Blick auf die fußballerische Entwicklung ist von diesem Modell in den meisten Fällen eher abzuraten.“
DFB-Sportleiter Markus Hirte hat Bedenken
Markus Hirte, beim DFB als sportlicher Leiter für Talentförderung zuständig, hat ebenfalls Bedenken. Selbst wenn ein Zwölfjähriger körperlich mit vier Jahre älteren Jugendlichen mithalten kann, und das kann Youssoufa Moukoko: „Die Frage muss sein: Welche Qualitäten bringt er auch von der Entwicklung seiner Persönlichkeit mit?“
Der BVB hat Erfahrung mit außergewöhnlichen Talenten. Ein 16-Jähriger stieg am 6. August 2005 zum jüngsten Spieler der Bundesliga-Geschichte auf. Das ist er bis heute: Nuri Sahin. Er wurde damals aus der B-Jugend direkt in den Kader der ersten Mannschaft übernommen. Früher geht das auch nicht.
Sebastian Geppert, der U17-Trainer, nimmt den Moukoko-Hype mit Humor. „Es ist doch schön, wenn ein Spieler vier Jahre lang in meiner Mannschaft spielen kann“, sagte er der Tageszeitung Die Welt - so besitze er Planungssicherheit. Zudem sei das Hochziehen keineswegs unfair: „Unfair wäre, wenn er weiter U15 spielen würde.“ In der Tat.
Nicht jedes Wunderkind wird auch ein Wunderspieler
Jugendkoordinator Lars Ricken, selbst eines dieser BVB-Wunderkinder, betont die Klasse der Mitspieler. Das soll Zweifel zerstreuen, lässt aber auch staunen, dass ein Zwölfjährige sich dennoch durchsetzen kann. Geppert bremst: Noch, sagt er, „spielt Youssoufa nicht im Signal-Iduna-Park“.
Nicht jedes Wunderkind wird auch ein Wunderspieler. Das weiß auch Lars Ricken. (sid)