DFB-Pokalfinale Arminia gegen VfB: „Spiel des Lebens“ und historische Chance
Bielefeld und Stuttgart fiebern dem DFB-Pokalfinale entgegen. Die Rollen sind klar verteilt. Die Arminia kann etwas nie dagewesenes schaffen.

Berlin - Arminia Bielefeld will das größte Märchen der deutschen Pokalgeschichte schreiben, der VfB Stuttgart seine Saison gleichzeitig retten und krönen. „Für die ist es das Spiel des Lebens, für uns auch“, sagt Stuttgarts Stürmer und Senkrechtstarter Nick Woltemade und bringt die Bedeutung des DFB-Pokalfinals auf den Punkt.
Gewinnt die Arminia am Samstag im Berliner Olympiastadion (20 Uhr/ZDF und Sky), wären die Bielefelder der erste Pokalsieger aus der 3. Liga. Und erstmals seit 14 Jahren treffen im Endspiel zwei Teams aufeinander, von denen keins auf den europäischen Plätzen in der Bundesliga steht.
Gigantische Ticketnachfrage
Bielefeld gewann noch gar keinen großen Titel, beim VfB warten die Anhänger seit der deutschen Meisterschaft 2007 auf eine bedeutende Trophäe. Etwas Größeres als dieses Pokalfinale haben die Fans beider Vereine noch gar nicht oder ganz lange nicht mehr erlebt. Entsprechend groß sind Vorfreude, Reiselust und Euphorie. Schon seit Wochen ist die Cup-Chance in beiden Städten ein gewaltiges Thema.
Im Teutoburger Wald trägt das Hermannsdenkmal ein riesiges Arminia-Trikot, in Berlin hängen Plakate mit Arminia-Slogans und kleinen Sticheleien gegen Stuttgart. Schon am Tag vor dem Finale feiern Anhänger beider Vereine Fanfeste in der Hauptstadt.
Allein beim öffentlichen Ticketverkauf für das Olympiastadion durch den DFB gab es laut Verband 1,66 Millionen Anfragen. Dazu kommen die über die Vereine verkauften Karten. Auch hier konnten längst nicht alle Wünsche erfüllt werden.
Kniat: „Werden nicht Spalier stehen für Stuttgart“
Sportlich ist die Ausgangslage klar: Bundesligist Stuttgart ist klarer Favorit, die Arminia krasser Außenseiter. Das war sie in den fünf Runden davor allerdings auch schon - und warf trotzdem Doublesieger Bayer Leverkusen, drei weitere Erst- und einen Zweitligisten raus.
„Unsere Chancen waren in allen Spielen eigentlich ziemlich aussichtslos, und wir sind trotzdem immer weitergekommen“, sagt Trainer Mitch Kniat der Deutschen Presse-Agentur. „Wir haben keine Chancen, und die müssen wir nutzen. Wir werden nicht Spalier stehen für Stuttgart. Wenn du ein Finale spielst, dann willst du es gewinnen.“
Der 39-Jährige lebt den Glauben an die eigene Stärke vor. Kniat lässt seine Mannschaft auch gegen große Favoriten nicht nur kämpferisch und defensiv kompakt auftreten, sondern auch mutig spielen. Das hat man auch beim VfB mitbekommen.
Woltemade: „Das wird eklig“
„Die Jungs können kicken. Da müssen wir uns auf etwas gefasst machen“, sagt Woltemade, der von Bundestrainer Julian Nagelsmann kurz vor dem Endspiel erstmals für die A-Nationalmannschaft nominiert wurde. „Das wird eklig.“
Seit zweieinhalb Monaten hat die Arminia kein Pflichtspiel mehr verloren, feierte jüngst erst den Aufstieg in die 2. Bundesliga und kurz darauf die Drittligameisterschaft. Der VfB blickt dagegen auf eine durchwachsene Liga-Saison zurück, hat sein Ergebnistief mit drei Siegen nacheinander im Endspurt aber rechtzeitig abgeschüttelt.
Wird es nichts mit dem vierten Pokalsieg der Vereinsgeschichte, „wäre es eine Kacksaison“, sagt Nationalspieler Deniz Undav. Durch den Sieg könne der von Sebastian Hoeneß trainierte VfB, der zu Beginn der Rückrunde noch auf einem Champions-League-Platz lag und am Ende Neunter wurde, „vieles wiedergutmachen“. Der Pokaltriumph würde für beide Clubs zudem die Teilnahme an der Europa League bedeuten.
Kult-Fußballer Brinkmann optimistisch
„Wenn man sich vorstellt, wir gewinnen den DFB-Pokal und dann würden Top-Clubs mit Spielern wie Erling Haaland und Co. in Bielefeld spielen - das wäre unfassbar“, sagt Bielefelds früherer Kult-Fußballer Ansgar Brinkmann mit Blick auf Manchester City und seinen norwegischen Stürmerstar.
Der 55-Jährige ist selbst als Fan in der Hauptstadt und voller Hoffnung: „Wir Bielefelder wissen, wie man besser besetzte Mannschaften schlagen kann. Das haben wir jetzt bewiesen. Und warum soll das jetzt nicht noch mal passieren?“