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Fußball-Bundesliga Abschied mit erhobenem Haupt: Kiel zurück in der 2. Liga

Der finale Kraftakt bleibt aus. Holstein Kiel muss die Bundesliga nach nur einem Jahr wieder verlassen. Für Sportgeschäftsführer Olaf Rebbe ist der Abgang der Kieler aber kein typischer Abstieg.

Von Stefan Flomm, dpa 11.05.2025, 08:32
Kiels Lewis Holtby (vorne) wird nach dem Abstieg von Teamkollege Fiete Arp getröstet.
Kiels Lewis Holtby (vorne) wird nach dem Abstieg von Teamkollege Fiete Arp getröstet. Claus Bergmann/dpa

Kiel - In die Kieler Abstiegstränen mischte sich schnell der Stolz auf eine bemerkenswerte Premierensaison in der Bundesliga. „Wir haben aus dem kleinen Holstein Kiel etwas Großes gemacht“, sagte Innenverteidiger Timo Becker. Erhobenen Hauptes verabschiedeten sich die Norddeutschen aus dem Fußball-Oberhaus, nach der entscheidenden 1:2-Heimniederlage gegen den SC Freiburg stand auch der Gegner für die Kieler Spalier. 

Stadionsprecher York Lange rief prompt in sein Mikrofon: „Wir kommen wieder. Kiel ahoi.“ Und doch konnte das Holstein-Team die Enttäuschung über das schon am vorletzten Spieltag verpasste Wunder Klassenerhalt nicht ganz verbergen. „Sehr leer“, fühle er sich, gestand Routinier Steven Skrzybski und beteuerte: „Wir haben alles reingeworfen.“

Sechs Siege und 25 Punkte nach 33 Spieltagen waren für den ersten Bundesligisten aus Schleswig-Holstein zu wenig, um sich in der Klasse zu halten. 77 Gegentore und somit die schlechteste Abwehr der Liga waren eine zu schwere Hypothek.

„Aus dem kleinen Holstein etwas Großes gemacht“

Nach zuvor zwei Siegen hintereinander hatte man im Norden gehofft, mit einem finalen Kraftakt noch den Sprung auf den Relegationsplatz zu schaffen. Vergeblich.

„Am Ende hat vielleicht auch das Quäntchen Glück auf unserer Seite gefehlt“, sagte Skrzybski, der aber auch selbstkritisch einräumte: „Über die Saison gesehen, war es zu wenig.“ Das sah auch Trainer Marcel Rapp so: „Wir haben nicht die perfekte Saison gespielt, die wir gebraucht hätten, um drinzubleiben.“

Sportchef Rebbe sieht keinen typischen Abstieg

„Wir werden heute und in den nächsten Tagen und Wochen die Wunden lecken, aber dann werden wir die Weichen für die Zukunft stellen“, sagte Holsteins Sportgeschäftsführer Olaf Rebbe, der erst Ende April von seinem Vorgänger Carsten Wehlmann übernommen hatte.

Es sei kein „typischer Abstieg“, betonte der 47-Jährige: „Wir haben eine gute Basis, eine gute Mannschaft, einen guten Trainer.“ Der Vertrag mit Coach Rapp, der die Kieler in die Beletage des deutschen Fußballs geführt hatte, war schon Anfang des vergangenen Monats ligaunabhängig bis zum 30. Juni 2028 verlängert worden.

Als Abgänge stehen bislang nur Becker (Ende des Leihgeschäfts mit Schalke 04) und Lewis Holtby (Ziel unbekannt) fest. An den Zugängen soll jetzt, da Planungssicherheit besteht, gearbeitet werden.

Rebbes Aufgabe wird es sein, eine schlagkräftige Truppe für die 2. Liga aufzubauen. Lob und Anerkennung gab es auch vom Freiburger Trainer Julian Schuster, der die Strukturen bei den Norddeutschen lobte: „Es ist schön zu sehen, was hier aufgebaut wurde.“

Alle in Weiß zum letzten Saisonspiel nach Dortmund

Am kommenden Samstag gilt es für die „Störche“ nun, sich bestmöglich aus der Bundesliga zu verabschieden. 8.000 Fans wollen Holstein zum Spiel bei Borussia Dortmund begleiten. Das Motto lautet „Alle in Weiß nach Dortmund“.

Vielleicht bildete sich auch deshalb unmittelbar nach dem Abpfiff eine Schlange vor dem Fanshop im Stadion. Für Marcel Rapp steht jedenfalls fest: „Es ist bezeichnend, wenn 8.000 Kieler nach Dortmund fahren. Ich glaube, vor ein paar Jahren waren 8.000 Kieler beim Heimspiel.“