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Ärger über Chemnitz und Erfurt 3. Liga: Insolvenz-Regelung sorgt für Frust in der Regionalliga

Von Fabian Wölfling 11.05.2018, 09:45
Kapitän Stefan Karau (r.) muss mit Chemie Leipzig trotz einer starken Rückrunde absteigen.
Kapitän Stefan Karau (r.) muss mit Chemie Leipzig trotz einer starken Rückrunde absteigen. Imago

Halle (Saale) - Natürlich flossen Tränen. 0:5 verlor Chemie Leipzig am vergangenen Freitag das Regionalligaspiel bei den Amateuren von Hertha BSC. Damit war klar: Nach nur einem Jahr müssen die Leipziger wieder aus der Regionalliga absteigen. Nicht nur Kapitän Stefan Karau bekam deshalb nach Abpfiff feuchte Augen.

Dabei hatte Leipzig eine starke Rückrunde gespielt, sich acht Punkte auf die zwei Abstiegsränge herausgearbeitet. Weil aber der Chemnitzer FC und Rot-Weiß Erfurt aus der dritten Liga absteigen, erhöht sich in der Regionalliga die Zahl der Absteiger. Deshalb erwischt es auch Chemie.

Chemnitz und Erfurt sind nicht nur sportlich gescheitert

Und genau das erzürnt die Leipziger. Denn Chemnitz und Erfurt sind nicht nur sportlich gescheitert, sie haben im Verlauf der Drittliga-Saison auch Insolvenz angemeldet. Die Ost-Vereine hatten Schulden in Millionenhöhe angehäuft. Chemnitz 2,5 Millionen Euro, Erfurt sogar acht Millionen Euro.

Die Vereine fallen nach der Pleite aber weich. Statt in den unteren Ligen neu anfangen zu müssen, können Chemnitz und Erfurt nach abgeschlossener Insolvenz mit einer schwarzen Null in der Regionalliga starten - zum Leidwesen von Chemie Leipzig. „Da verbrennt jemand Millionen und stürzt damit andere in den Abstieg. Vereine, die mit viel Engagement, ehrenamtlicher Arbeit und kleinen Etat vernünftig wirtschaften, werden massiv angeschissen“, wetterte Jörg Augsburg, Sprecher von Chemie Leipzig, deshalb gegenüber LVZ.de.

Punktabzug statt Lizenzentzug für schlecht wirtschaftende Vereine

Der Zorn der Leipziger richtet sich nicht nur gegen die insolventen Vereine, sondern auch gegen die Spielordnung des Deutschen Fußball-Bunds (DFB). Die sieht bei Insolvenz keinen Lizenzentzug, sondern nur einen Abzug von neun Punkten vor. Pikant: Chemnitz und Erfurt bekamen die Zähler in der dritten Liga abgezogen. Allerdings stünden sie mit neun Zählern mehr immer noch auf einem Abstiegsplatz. Eine spürbare Strafe gab es für die Misswirtschaft also nicht. „Das lässt einem am Sinn der derzeitigen Regelung zweifeln“, sagt Augsburg.

Eine Sichtweise, mit der die Leipziger nicht alleine dastehen. Die Kritik aus der Regionalliga ist vielstimmig: Auch Andreas Petersen, Trainer von Germania Halberstadt, Volkhardt Kramer, Manager des VfB Auerbach, oder Mehmet Ali Hahn, Ehrenpräsident des Berliner AK, haben öffentlich Stellung bezogen, härtere Strafen für die insolventen Drittliga-Absteiger gefordert.

Insolvenz-Regelung im Fußball: „Da steht Erhalt vor Zerschlagung“

Denn der Abstieg von Chemnitz und Erfurt verdrängt nicht nur Chemie Leipzig aus der Liga. Die beiden Vereine werden nach erfolgtem Schuldenschnitt in der Regionalliga voraussichtlich wieder über einen Millionen-Etat verfügen und damit direkt um den Aufstieg in die dritte Liga spielen. „Sie stellen sich damit einem Aufstieg von bisher chancenreichen Vereinen in den Weg“, schimpft Augsburg.

Beim Nordostdeutschen Fußballverband, verantwortlich für die Regionalliga, weiß man um die Kritik der Vereine. „Der Abstieg von Chemie Leipzig ist auch bedauerlich“, meint Wilfried Reimer, Leiter Spielbetrieb. Reformen sind aber dennoch nicht zu erwarten. „Chemnitz und Erfurt nutzen nur die momentanen Gegebenheiten“ sagt Riemer. Die seien vom DFB vorgegeben und stünden im Einklang mit dem deutschen Insolvenzrecht. „Da steht Erhalt vor Zerschlagung“, sagt Riemer. „Es ist auch gut, dass sich gestandene Vereine wie Chemnitz und Erfurt konsolidieren können.“ Allerdings auf Kosten der anderen Vereine.

Für Chemie Leipzig gibt es immerhin eine kleine Hoffnung. Leistungsträger wie Kapitän Stefan Karau bleiben trotz Abstieg beim Verein. Der direkte Wiederaufstieg ist nun das Ziel.

(mz)