Fußball Fußball: Lockere Sportfreunde aus Lotte
Lotte/MZ - An das erste Mal kann sich Maik Walpurgis noch gut erinnern. Vor fünf Jahren war es, als der rothaarige Musikliebhaber und Fußballtrainer seine Premierenrunde durch Lotte drehte. Wobei von Runde keine Rede sein konnte.
„Als ich das erste Mal durchs Zentrum gefahren bin, war da eine Straße und dann kam schon wieder das Ortsausgangsschild – das war’s“, erzählt der Coach der Sportfreunde Lotte, der mit seinem Team für heute und kommenden Sonntag eine beachtliche Steinschleudernummer plant. Will der Dorfclub aus dem Tecklenburger Land doch dem großzügig unterstützten RB Leipzig in der Relegation für die dritte Liga ein Bein stellen.
Duell David gegen Goliath
„Wenn man die Rahmendaten miteinander vergleicht, kann man schon von einem Duell David gegen Goliath sprechen. Leipzig hat unglaublich viele Möglichkeiten, sowohl vom infrastrukturellen wie auch vom wirtschaftlichen her. Da sind wir sicher deutlich dahinter“, sagt der 39-jährige Walpurgis und wirft einen Blick auf Lottes 7 500 Zuschauer fassendes Stadion mit seinen drei Tribünen.
Dort, wo die vierte stehen sollte, ragt eine große Werbewand in die Höhe. Sie dürfte fallen, wenn den Sportfreunden gegen Leipzig tatsächlich der große Coup gelingt. Denn sein Stadion muss der Verein beim Sprung in den Profifußball auf jeden Fall erweitern. Von einem Zuschauerandrang wie in Leipzig - 19 000 Tickets sind bereits verkauft, der Klub rechnet insgesamt mit knapp 25 000 Zuschauern - können die Sportfreunde nur träumen.
Schon in den vergangenen Jahren tummelte sich Lotte regelmäßig in der Spitzengruppe der Regionalliga West – und der Lohn des Erfolgs war, dass die Konkurrenz den Sportfreunden im letzten Sommer acht ihrer wichtigsten Spieler wegkaufte - nur der Ex-Magdeburger Aleksandar Kotuljac blieb. „Wir konnten da wirtschaftlich einfach nicht mithalten und mussten deshalb vor der Saison 16 Neuzugänge holen. Aber dann hat es eben wieder sehr gut gepasst, und wir konnten das tolle letzte Jahr noch einmal toppen“, lobt Walpurgis sich und seine Stehaufmännchen.
Relegationsgegner Leipzig verpasste den Aufstieg in die dritte Liga vor einem Jahr angeblich mit einem Etat von sieben Millionen Euro. „Bei uns ist es irgendwas mit eins Komma, ich kann es nicht hundertprozentig definieren. Sind es 1,4 Millionen Euro?“, sagt Lottes Trainer zu diesem Thema arglos.
Kritik an Relegations-Modus
Wirklich bedient ist der gebürtige Herforder, der ein defensivstarkes, verschworenes Team betreut, wegen etwas ganz anderem. „Wir haben hier in Lotte eine Rekordsaison gespielt, mit 86 Punkten, und Leipzig hat das ganze Jahr über kein Spiel verloren. Trotzdem müssen beide Vereine noch in die Relegation“, empört sich der Coach.
Erstmals müssen die fünf Regionalligameister und der Südwest-Zweite in zwei Alles-oder-Nichts-Spielen die Aufsteiger ermitteln. In den anderen Duellen spielen Holstein Kiel gegen Hessen Kassel und der SV Elversberg gegen den 1860 München II. Walpurgis sagt: „Es gibt da keinen großen Sieger – nur einen ganz großen Verlierer.“
Im Fernsehen: Der MDR überträgt die Partie RB gegen Lotte Mittwoch, 17.30 Uhr, live.