Frauen-Fussball Frauen-Fussball: Die Edelreservistin bleibt ruhig
Växjö/MZ - Woher kommt das bloß? Fatmire Bajramaj (Foto) hat bei der WM 2011 von jeder Titelseite gelächelt, aber bei der EM in Schweden saß die Fußballerin mit der wallenden Mähne noch nicht einmal bei einer Pressekonferenz auf dem Podium. Nicht, weil „Lira“ das nicht will. Sondern, weil es keinen Anlass gab.
Die Nationalspielerin läuft am Rande mit. Das resultiert in erster Linie aus einem Kreuzbandriss, den sie sich bei ihrem Ex-Verein Turbine Potsdam zuzog. Gespielt hat sie bei diesem Turnier bislang nur 26 Minuten gegen Island. Zuletzt hat sie sich in Kalmar und Växjö zwar warmlaufen dürfen, aber eingewechselt wurden andere. Bundestrainerin Silvia Neid sagt, die Zeit der Fatmire Bajramaj könne kommen, wenn spielerische Leichtigkeit gefragt sei. Im Halbfinale gegen Schweden? Eher unwahrscheinlich.
Wenn sie die Verletzung nicht gehabt hätte, das gibt Bajramaj zu, würde sie Frust schieben. Aber das tut sie nicht. „Wenn ich gebraucht werde, bin ich da“, sagt sie. Dabei klingt die 25-Jährige erstaunlich authentisch. Und sie arbeitet weiter am Imagewandel: „Das mit der Schminke, und dem Nagellack – das will ich nicht mehr.“ Es hat fast zwei Jahre und eine Verletzung gebraucht, um eine aus dem Ruder gelaufene Außendarstellung zu korrigieren.
Bei der deutschen Delegation beteuern alle: Um diese Frau zu beurteilen, solle man sie besser kennen lernen. Dazu passt, dass die aus dem Kosovo geflüchtete Technikerin sagt: „Wie groß ist mein Problem? Vielen aus meiner Familie geht es schlechter.“
Für diese Erkenntnis hilft der Kontakt mit ihrem Lebensgefährten Enis Alushi, der fast zeitgleich eine Kreuzbandverletzung erlitt und beim 1. FC Kaiserslautern am Comeback schuftet. Von der geplanten Hochzeit spricht Bajramaj mit glänzenden Augen. Da scheint jemand wieder auf dem Boden angekommen zu sein.
Selbst wenn das deutsche Nationalteam gegen Schweden verliert: Fatmire Bajramaj gewinnt als Persönlichkeit. Nur wird das gar nicht richtig wahrgenommen. Foto: dpa