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Floyd Mayweather Jr. gegen Manny Pacquiao Floyd Mayweather Jr. gegen Manny Pacquiao: Der Boxkampf des Jahrhunderts

Von Marcus Breuer 30.04.2015, 10:42
Zum Stardown zwischen Floyd Mayweather Jr. und Manny Pacquiao versammelten sich 12.000 Fans in MGM Grand.
Zum Stardown zwischen Floyd Mayweather Jr. und Manny Pacquiao versammelten sich 12.000 Fans in MGM Grand. AFP Lizenz

Köln - Boxen steht in den USA vor dem Aussterben. Die blutigen Käfigkämpfe der UFC haben den Boxern in der Zuschauergunst den Rang abgelaufen. Doch bevor die Faustkämpfer endgültig die Regentschaft abgeben, gibt es noch einen Urknall. Zum „Kampf des Jahrhunderts“ ist das Duell zwischen Floyd Mayweather Jr. und Manny Pacquiao ausgerufen worden. Es hat auch knapp sechs Jahre gedauert, bis sich die beiden Lager der kleinen Jungs (bis 66,67 kg) einigen konnten. 2009 gab es die ersten Verhandlungen, zwischenzeitlich unzählige Schuldzuweisungen (Doping und Geld) und Verleumdungen, die den Kampf verhinderten. In der Nacht zum Sonntag (Sky/05.00 Uhr MEZ) ist es nun endlich soweit.

Das Event in der Spielermetropole Las Vegas strotzt nur so vor Superlativen. Zahlreiche Rekorde wurden pulverisiert. Mit einem Gesamtumsatz von rund 400 Millionen Dollar ist es der lukrativste Kampf der Boxgeschichte. Allein durch den Verkauf der Eintrittskarten wurden 72 Millionen Dollar in die Kassen gespült und die bisherige Bestmarke somit verdreifacht. Nach Bekanntgabe des Fights waren die flimmernden Hotels am Strip von Las Vegas innerhalb von wenigen Stunden ausgebucht, viele Fans übernachten in Zelten. Das gab es noch nie.

Auch sportlich gesehen sind die beiden Protagonisten ein Phänomen - und könnten gleichzeitig nicht unterschiedlicher sein. Mayweather Jr. ist ein Narziss, ein Selbstdarsteller, der gerne mit seinem Reichtum und seinen Statussymbolen protzt. Sogar der Mundschutz, der den US-Superstar während des Kampfes vor Zahnausfall bewahren soll, hat es in die Schlagzeilen geschafft. Diamantenstaub und 100-Dollar-Noten sind in den Allerweltsartikel eingearbeitet. Kosten: 25.000 Dollar.

Der 38-Jährige, der sich selbst „Money“ und seine Entourage „Money-Team“ nennt, ist der am besten verdienende Sportler der Welt. Letztes Jahr war er in der Forbes-Liste mit einem Jahreseinkommen von geschätzten 105 Millionen Dollar aufgeführt. Arm war „Money“ nie wirklich. Sein Vater und jetziger Trainer, Floyd Mayweather, war selbst Profiboxer.

Pacquiao hat sich hochgekämpft

Pacquiao hatte es da schwerer. Der 20 Monate jüngere Herausforderer wuchs in ärmlichen Verhältnissen im Süden der Philippinen auf. Seine Eltern waren derart mittellos, dass sein Vater eines Tages den geliebten Hund verspeiste. Ein prägendes Erlebnis für den Filipino, der kein Verständnis für die 100 Luxusautos und das ständige Protz-Gehabe seines Gegners hat. „Für Mayweather ist Geld das wichtigste. Er wird nie genug davon bekommen. Er wird an seiner Gier, seiner Selbstsüchtigkeit nochmal ersticken“, sagte „Pac-Man“ der Welt am Sonntag.

Der Rechtsausleger ist in seiner Heimat ein Volksheld. Er ist sozial sehr engagiert, lässt Schulen und Straßen bauen und wird vermutlich irgendwann Staatspräsident des Inselstaates werden. Wenn Asiens Superstar in den Ring steigt, stehen die Philippinen still. Sogar die Kriminalitätsrate sinkt.

Trainiert wird der 1,69 Meter kleine Offensivboxer von Freddie Roach. Der an Parkinson erkrankte Roach gilt als bester Trainer der Welt. Zusammen perfektionierten sie seinen Stil, der mit einer ausgefeilten Technik, Speed, Kondition und den Punch alles mitbringt. Als erster Boxer wurde Pacquiao in sieben verschiedenen Gewichtsklassen Weltmeister.

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Was Pacquiao im Erfolgsfall mit Mayweather Jr. vor hat

Für den grandiosen Konterboxer Mayweather steht viel mehr auf dem Spiel als für Pacquiao. Seine lupenreine Kampfbilanz will der verurteilte Amerikaner (sechsmonatige Haftstrafe wegen häuslicher Gewalt) natürlich nicht beschmutzen. Seine 47 Profikämpfe hat Mayweather allesamt gewonnen, davon 26 durch Knockout. Er stellt sich selbst über Muhammad Ali. „Ich bin der Beste aller Zeiten“, behauptet Mayweather. Der tatsächlich Beste aller Zeiten, Ali, drückt übrigens Pacquiao die Daumen.

Anders als „Money“ hat der Filipino allerdings schon Prügel im Ring bezogen. Fünf seiner 63 Profikämpfe gingen verloren, 2012 musste er sogar einen spektakulären K.o. wegstecken. Als leichter Außenseiter geht der gläubige Christ in den Mega-Kampf. „Mit dieser Rolle kann ich sehr gut leben“, sagt der fünffache Familienvater Pacquiao. Mayweather hat vier Kinder, verheiratet ist er nicht.

Wenn am Sonntagfrüh die beiden Weltergewichte in der Wüste Nevadas aufeinandertreffen, ist eine Menge Geld im Spiel - obwohl beide bereits über ihren Zenit hinaus sind. Mayweather kassiert garantierte 150 Millionen Dollar, Pacquiao erhält „nur“ rund 100 Millionen Dollar. Zum Vergleich: Muhammad Ali erhielt für den „Thrilla in Manila“ 1975 gerade einmal eine Börse von sechs Millionen Dollar. Durch den Verkauf von Pay-per-View winken noch weitere Millionen. In den USA zahlt man 99 Dollar (91 Euro) für das TV-Ticket auf der Couch. Die deutschen Fans müssen 30 Euro bei Sky berappen.

Auf dem Schwarzmarkt geht es auch rund

Wer live im MGM Grand Casino dabei sein will, wenn die Superstars ihrer Generation und ihrer Gewichtsklasse in den Ring steigen, muss tief ins Portmonee greifen. Von den insgesamt 16.500 Karten sind nur 500 im freien Verkauf erhältlich gewesen. Innerhalb von nur einer Minute waren die begehrten Tickets vergriffen. Auf dem Schwarzmarkt werden die Eintrittskarten im sechsstelligen Beträge gehandelt.

Der Sieger des Kampfs wird Champion von drei verschiedenen Boxverbänden sein. Mayweather hat die WM-Gürtel nach WBC- und WBA-Version, Pacquiao ist WBO-Weltmeister. Teenie-Star Justin Bieber trägt die Mayweathers Gürtel übrigens in die tobende Arena. Sollte der philippinische Herausforderer am Ende triumphieren, weiß er auch schon genau, was er anschließend machen will. „Ich möchte mit Mayweather über Gott sprechen, warum wir ihn brauchen. Vielleicht bewirkt es was in ihm“, sagte Pacquiao in einem Interview. Auf dem pompösen Las Vegas Boulevard gibt es zwar genügend Kapellen zur spontanen Hochzeit, Gotteshäuser sind rar gesät.

Die beiden Protagonisten im Aktion: Floyd Mayweather Jr. (l.) und Manny Pacquiao.
Die beiden Protagonisten im Aktion: Floyd Mayweather Jr. (l.) und Manny Pacquiao.
AP Lizenz
Floyd Mayweather Jr. und Manny Pacquiao mit ihren Trainern Floyd Mayweather Sr. (l.) und Freddie Roach (r.).
Floyd Mayweather Jr. und Manny Pacquiao mit ihren Trainern Floyd Mayweather Sr. (l.) und Freddie Roach (r.).
AFP Lizenz