Fechten Fechten: Abreise mit Wut im Bauch

Strassburg/Halle(Saale)/MZ - Das war ein Schuss in den Ofen. Ja, wenn es ganz schlimm kommt, geht der sogar nach hinten los. Die für die TSG Halle-Neustadt startende Degenfechterin Imke Duplitzer ist bei der Europameisterschaft in Straßburg im Einzelwettbewerb am Sonntag nach starken Vorkämpfen in der ersten Hauptrunde überraschend frühzeitig gescheitert. Und danach, wie Augenzeugen berichteten, wutentbrannt und ohne Kommentar abgereist - sehr zum Ärger ihrer Teamkolleginnen und der Verbandsspitze.
Trotz schwacher Leistung und eines offenbar auch schwachen Nervenkostüms hofft die 38-Jährige, für die Weltmeisterschaften nächsten Monat in Kasan (Russland) nominiert zu werden.
Dass die Zeichen zwischen der Athletin und dem Deutschen Fechterbund wieder einmal auf Sturm stehen, hat zweifellos auch etwas mit ihrer Nichtberücksichtigung für die Mannschaftsentscheidung zu tun. Trainer Piotr Sozanska hatte die verdienstvolle Fechterin nach einem eher mäßigen Weltcup in Havanna vor zwei Wochen für den Wettbewerb am Donnerstag mit dem Degenteam gestrichen. Die darüber offenbar sehr enttäuschte zweifache Ex-Europameisterin ließ sich daraufhin in Straßburg aushilfsweise vom Männertrainer Didier Ollagnon betreuen.
Dieser hatte aber - aufgrund der Fülle seiner Aufgaben und wegen einer unvorhergesehenen Verschiebung im Wettkampfzeitplan - Duplitzer im entscheidenden Gefecht gegen die Italienerin Rossella Fiamingo erst nach zwei Dritteln der Kampfzeit zur Seite stehen können. Da lag die TSG-Fechterin schon aussichtslos zurück. Mit der 5:16-Niederlage war für die zweifache Ex-Europameisterin das EM-Turnier auch schon Geschichte. Ihr blieb diesmal nur Rang 33 - einen Platz hinter der Olympiasiegerin von 2008, Britta Heidemann, und vier Plätze hinter der jungen Ricarda Multerer. Trainer-Tochter Monika Sozanska aus Leipzig kam als beste Deutsche auf Rang zehn.
„Das ist eine typische Imke gewesen“, sagte Sportdirektor Sven Ressel dem Sportinformationsdienst: „Sie qualifiziert sich souverän und trifft dann auf die Italienerin, die zwar stark ist, aber Imke muss da mehr zeigen. Für mich war das ein enttäuschendes Gefecht.“
Damit hat Duplitzer die Chance vertan, Sozanska eines Besseren zu belehren. Mit einer Top-Platzierung hätte sie nur schwer zu entkräftende Argumente geliefert, sie zukünftig wieder für die Teamentscheidungen zu berücksichtigen.
Eine Chance hat sie noch, Pluspunkte in den Notizbüchern der Verbandsverantwortlichen zu sammeln: Anfang Juli bei einem internationalen Trainingslager in Bonn. Gerade rechtzeitig also zur Nominierung des WM-Aufgebots.