Fabian Hambüchen Fabian Hambüchen: Sieg am Boden

Hamburg - Fabian Hambüchens Aufschrei nach dem Tsukahara am Ende seiner Boden-Übung brachte die ganze Erleichterung zum Ausdruck: Er ist wieder da.
Bei seinem ersten Wettkampf seit November 2015 stellte der Turnstar in Hamburg mit seinem 39. Meistertitel nicht nur die Weichen Richtung Olympia, sondern der Auftritt gab ihm auch wieder Vertrauen in seinen Körper. „Das war keine einfache Situation. Ich habe versucht, so clever wie möglich zu trainieren. Jetzt bin ich super zufrieden, dass die Schulter gehalten hat”, meinte der deutsche Rekordchampion.
Dank seines neunten nationalen Titels am Boden (14,825) ist Hambüchen nun bei 14 Meisterschaften in Serie seit 2003 immer mit zumindest einem Sieg abgereist. „Ich war heute Morgen sehr gespannt, wie die Knochen das verkraftet haben”, meinte er schmunzelnd und ließ sich gleich wieder die Muskeln lockern. Auf das Sprung-Finale verzichtete er, um kein unnötiges Risiko einzugehen. Seine ganze Konzentration liegt nun auf der Stabilisierung seiner Reck-Übung, um damit in Rio noch einmal das Finale anzusteuern. Im Mehrkampf hatte er zuvor bei der Konzentration auf nur drei Geräte seine Titelserie - bereits neunmal war er Allround-Champion - opfern müssen.
In die Lücke stieß Andreas Toba, der drei Jahre lang mit Rang zwei hinter Hambüchen hatte vorliebnehmen müssen. 22 Jahre nach seinem Vater Marius turnte sich der Hannoveraner in Hamburg erstmals auf den Thron. Ergriffen stemmte er die Fäuste auf dem Podest in die Luft. „Seit sieben Jahren nehme ich an Meisterschaften teil, und dies ist der erste Titel. Klar, dass man da Emotionen zeigt”, sagte der 25-Jährige.
Mit 88,45 Punkten siegte er klar vor Marcel Nguyen (Unterhaching/86,80), der am Barren (15,80) ebenso wie Lukas Dauser (15,70) seine Olympia-Ambitionen unterstrich. „Wir haben ausgerechnet, dass am Barren 19 Turner für Medaillen in Rio infrage kommen. Gut, dass wir dabei sind”, sagte Cheftrainer Andreas Hirsch.
Entschieden wird über die jeweils fünf Rio-Tickets bei Männern und Frauen erst nach einer weiteren Qualifikation am 9. Juli in Frankfurt. Keine Qual der Wahl dürfte Frauen-Trainerin Ulla Koch haben: In Hamburg setzten sich genau jene fünf Asse durch, die sie ganz oben auf der Liste hatte. „Wenn alle gesund bleiben, haben wir keine Probleme”, nahm sie die Nominierung fast vorweg.
Ihr Ticket in der Tasche hat auf jeden Fall Premieren-Siegerin Sophie Scheder. Sie entthronte mit 57,45 Punkten die Rekord-Meisterin Elisabeth Seitz (57,00), die im Vorjahr ihr fünftes Mehrkampf-Gold gewonnen hatte und diesmal Zweite wurde. Die Grundlage für ihre persönliche Rekord-Punktzahl legte Scheder mit einer Weltklasse-Übung am Stufenbarren (15,50), mit der sie allein schon die Olympia-Norm überbot.
„Das war der beste Wettkampf meines Lebens. Ich komme aus dem Strahlen kaum heraus”, meinte die 19-jährige Chemnitzerin, die nach dem miesen WM-Ergebnis in Glasgow noch im Winter mit dem Gedanken an ein Karriere-Ende gespeilt hatte. „Das war natürlich Schwachsinn so kurz vor Olympia”, räumte sie jetzt ein.
Am Sonntag drehte Elisabeth Seitz den Spieß um und sicherte sich am Stufenbarren ihren 16. Meistertitel. Sie steigerte den Schwierigkeitsgrad auf 6,8 und war mit 15,566 Punkten vor 3800 Zuschauern noch einen Tick besser als Scheder (15,50). Damit behauptet Seitz in der Titel-Liste hinter Karin Janz (Berlin/20), Ingrid Föst (Berlin/18) und Charlotte Scholz (Leipzig/17) Rang vier. (dpa)