Entsetzen nach Fan-Randale Entsetzen nach Fan-Randale: "Wir sind Opfer dieser Leute "

Köln - Nach der Massenschlägerei zwischen rivalisierenden Hooligans in der Kölner Innenstadt hat sich nun auch der 1. FC Köln geäußert. Der Verein sei wie alle anderen Kölner "bestürzt über die Gewaltexzesse auf dem Rudolfplatz", heißt es in einer Stellungnahme auf der offiziellen FC-Homepage. Als Fußballverein sei es nicht möglich, "die Verantwortung für kriminelle Schlägertrupps zu übernehmen, die den Fußball als Plattform nutzen, um Straftaten zu begehen. Wir sind nicht Komplizen, sondern Opfer dieser Leute." Mit solchen Personen werde es keinen Dialog geben.
Vor dem Testspiel zwischen dem 1. FC Köln und dem FC Schalke 04 in Müngersdorf war es am Samstagnachmittag zu einer verabredeten Massenschlägerei gekommen, an der zwischen 200 und 300 zum Teil polizeibekannte Hooligans beteiligt waren. Dabei wurde ein "Anhänger" der Schalker mit einem Gegenstand niedergeschlagen und schwer verletzt. Er schwebt inzwischen nicht mehr in Lebensgefahr.
Wie der "Express" in seiner Montagsausgabe berichtet, wollten sich die Gruppen ursprünglich gegen 15 Uhr am Aachener Weiher treffen. Doch dann hatten die Hooligans offenbar bereits an der KVB-Haltestelle Rudolfplatz Sichtkontakt. Die Situation sei dann sofort eskaliert.
Die Randale hat auch auf dem Fankongress in Berlin für Entsetzen gesorgt. DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig trat am Sonntag ans Mikrofon des Kongresses und fand deutliche Worte: „Nicht nur Sie als Fan-Vertreter, auch wir als Verbände erreichen diese [Randalierer, Anm. d. Redaktion] nicht“, sagte Rettig und ergänzte zugespitzt: „Diese Vögel werden wir mit keinem Konzept der Welt einfangen.“
Die ausufernde Schlägerei in Köln brachte die Fan-Szene in Berlin in Erklärungsnot. „Das ist die ungünstigste Situation, die jetzt eingetreten ist“, sagte Daniel Nowara und distanzierte sich davon. Näher mochte der Vertreter der BVB-Fanabteilung und der Organisation „Unsere Kurve“ die Vorkommnisse nicht kommentieren.
„Wir haben die große Chance, die Dinge nun selbst in die Hand zu nehmen“, hatte Nowara noch einleitend erklärt. Doch dann machte die Gewalt selbst vor einem Testspiel zwischen dem 1. FC Köln und dem FC Schalke 04 nicht Halt. In der Kölner Innenstadt gerieten rund 300 Menschen aneinandergeraten, ein Fan wurde schwer verletzt und schwebte zwischenzeitlich in Lebensgefahr. Alle Details zu der Massenschlägerei am Rudolfplatz lesen Sie hier.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) erklärte am Sonntag in aller Deutlichkeit ihren Wunsch, dass sich die Fußballfans in ganz Deutschland endlich von den Gewalttätern in den eigenen Reihen trennen sollten. „Es war reines Glück, dass wir gestern nicht den ersten Toten beklagen mussten“, sagte der nordrhein-westfälische GdP-Vorsitzende Arnold Plickert. „Aber wenn einzelne Fangruppen weiter brutalen Gewalttätern eine Bühne für ihre Straftaten bieten, ist es nur eine Frage der Zeit, bis es im Umfeld der Fußballspiele zu Toten kommt.“
Ärger über Schreiben von Minister Jäger
Bevor sich der Vorfall verbreitete, hatten sich die Fans in der Hauptstadt ihrem Ärger über ein Schreiben des nordrhein-westfälischen Innenministers Ralf Jäger (SPD) Luft gemacht. Seine Absage auf eine kurzfristige Anfrage hatte er für klare Worte genutzt. „Straftäter reisen quer durch Deutschland, provozieren auf dem Weg zum Stadion Krawalle und Ausschreitungen zwischen rivalisierenden Gruppen“, las Jakob Falk von „ProFans“ aus dem für ihn klischeehaften und „erschütterndem“ Schreiben vor.
Seinen Organisations-Kollegen Sig Zelt empörte der Brief noch mehr. „Diese Worte, die er an uns richtet, sind eine Kampfansage“, sagte er. Der Innenminister setze Fans mit Intensivtätern gleich, gegen die in Zukunft noch härter vorgegangen werde, klagte der „ProFans“-Sprecher verstört und zitierte Jäger weiter: „Dazu gehört auch eine enge Zusammenarbeit mit der Justiz. Es muss uns gelingen, Gewalttäter dauerhaft vom Fußballgeschehen fernzuhalten.“
„Wir sind schockiert“
DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock und DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig reagierten irritiert. Das Schreiben öffentlich zu machen, sei „gewöhnungsbedürftig“, kommentierte Rettig. Neben Rettig und Sandrock stellte sich auch der DFB-Sicherheitsbeauftragte Hendrik Große Lefert dem Dialog.
Fans rivalisierender Clubs tauschten sich sachlich über Themen wie Vereinsstrukturen und Mitspracherechte aus. Emotional wurde über das eskalierte Verhältnis zur Polizei und Wege zu einem friedlichen Miteinander gesprochen. „Die Leute, die regelmäßig ins Stadion gehen, fühlen sich sicher. Wenn sie sich unsicher fühlen, fühlen sie sich unsicher, weil sie Angst haben, Opfer der Polizei zu werden“, sagte Zelt.
Fans als Sicherheitsrisiko sollten beim Kongress kein Thema sein, hatten die Veranstalter betont. Doch die Ausschreitungen in Köln sorgten für Entsetzen. Wie so etwas zu verhindern sei, ließ auch „ProFans-Sprecher“ Alex Schulz ratlos zurück. „Wir stehen hier hilflos. Das Problem ist, dass das Leute sind, die wir nicht erreichen“, meinte er. „Das können wir absolut nicht gutheißen, wir sind schockiert.“ Es seien aber nicht alle so. Die Fußball-Szene müsse differenziert betrachtet werden, dafür plädierte auch der Sicherheitsexperte Helmut Spahn: „Es gibt nicht die Polizei, es gibt nicht die Fans, es gibt nicht die Ultras.“ (ksta, dpa)