1. MZ.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Kommentar zu Eishockey-Torwart Greiss: Eishockey-Torwart Thomas Greiss: Wenn die Meinungsfreiheit zum Problem wird

Kommentar zu Eishockey-Torwart Greiss Eishockey-Torwart Thomas Greiss: Wenn die Meinungsfreiheit zum Problem wird

Von Markus Lotter 12.05.2017, 17:07
Thomas Greiss steht nach seinem Instagram-Like in der Kritik.
Thomas Greiss steht nach seinem Instagram-Like in der Kritik. EPA

Köln - Schnell mal „entliked“ − und schon ist die Sache aus der Welt. Dachte sich der deutsche Eishockey-Nationaltorhüter Thomas Greiss, dachte sich aber auch der Deutsche Eishockey-Bund, als am Freitag ein Beitrag des Deutschlandfunks Spieler und Verband in Bedrängnis brachte.

Reporter hatten auf dem Instagram-Account des in der NHL bei den New York Islanders beschäftigten Eishockey-Profis ein paar wirklich „interessante“ Entdeckungen gemacht: diverse von Greiss mit „Gefällt mir“ markierte Posts, in denen während des Präsidentschaftswahlkampfes in den Vereinigten Staaten die Spitzenkandidatin der Demokraten, Hillary Clinton, diffamiert wurde.

„Nie verhaftet, nie verurteilt“

Wobei ein Vergleich zwischen Adolf Hitler und Clinton mit dem Titel „Nie verhaftet, nie verurteilt, genauso unschuldig wie Hillary“ die größte Geschmacklosigkeit darstellt.

Tja, so einfach „entliked“ man sich nicht aus so einem Skandal. Weder Greiss, der mit seinen Kommentaren zu den Eingebungen anderer User seine politischen Überzeugungen offenbart und damit auch politisch agiert hat, noch der Verband, der in einer ersten, letztlich doch beschämenden Reaktion zu verstehen gab, dass man sich der Social-Media-Aktivitäten des Torhüters zwar „mit Einschränkungen bewusst sei“, letztlich aber politisch neutral sei und den Spielern die Meinungsfreiheit nicht nehmen wolle.

Das mit der Meinungsfreiheit wird allerdings zum Problem, wenn damit die Gräueltaten eines Völkermörders verharmlost werden.

Vorbildfunktion als Nationalspieler

Festzuhalten bleibt mal wieder: Dummheit schützt nicht vor Konsequenzen und nicht vor der Verantwortung, die sowohl Greiss mit seiner Vorbildfunktion als Nationalspieler als auch der Verband in so einem Fall übernehmen müssten.

Auf die notwendige Schlussfolgerung wies unterdessen Alfons Hörmann hin, der klarstellte, dass Greiss als Repräsentant Deutschlands nicht mehr denkbar ist.

Im Hinblick auf die Olympischen Winterspiele im Februar 2018 sagte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes: „Wer so agiert oder kommuniziert, kann nicht Teammitglied in Pyeongchang sein.“ Und auch kein Kadermitglied mehr für die laufende Weltmeisterschaft in Köln und Paris.