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Dopingfall in Sotschi Dopingfall in Sotschi: Sachenbacher-Stehle positiv getestet

21.02.2014, 10:57
Evi Sachenbacher-Stehle ist positiv getestet worden.
Evi Sachenbacher-Stehle ist positiv getestet worden. dpa Lizenz

Sotschi - Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle ist nach dpa-Informationen bei den Winterspielen in Sotschi positiv auf ein verbotenes Mittel getestet worden. Das deutsche Team hatte zuvor ein von der Norm abweichendes Ergebnis der A-Probe bei einem deutschen Olympia-Teilnehmer bestätigt, will aber vor Analyse der B-Probe keinen Namen bekanntgeben. Die Öffnung der B-Probe und die Anhörung vor der IOC-Disziplinarkommission sind für den heutigen Freitag vorgesehen. Danach werde der Chef de Mission, Michael Vesper, über den Stand des Verfahrens informieren.

Sachenbacher-Stehle war zuvor nicht für die Damen-Staffel an diesem Freitag nominiert worden. Die ehemalige Ski-Langläuferin war vor zwei Jahren zum Biathlon gewechselt. Im Massenstart-Wettbewerb von Sotschi lief sie als Vierte knapp an einer Medaille vorbei.

Die 33-Jährige aus Reit im Winkl war 2006 am Tag vor der Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Turin wegen erhöhter Blutwerte mit einer fünftägigen Schutzsperre belegt worden und musste sich das Auftaktrennen der Ski-Langläuferinnen von außen anschauen. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) wollte zunächst keine weitere Stellungnahme zu dem Fall abgeben. Sachenbacher-Stehle war für eine Reaktion vorerst nicht zu erreichen.

Die deutschen Biathleten haben geschockt auf die Nachricht einer positiven A-Probe in der deutschen Mannschaft reagiert. „Ich habe es gerade auf dem Handy gelesen. Und kann es gar nicht glauben“, sagte der ehemalige Sprint-Weltmeister Arnd Peiffer nach dem Training am Freitag.

Der für die abschließende Männer-Staffel am Samstag als Schlussläufer vorgesehene Simon Schempp erklärte: „Ich habe es gerade mitgekriegt. Das ist ein extremer Schock. Mehr kann ich dazu nicht sagen.“ Die deutschen Langläufer sollten sich dagegen nicht zu dem Thema äußern, hieß es am Freitag.

Sachenbacher-Stehle schon 2006 im Fokus

Unvergessen bleibt auch der tränenreiche Auftritt von Evi Sachenbacher-Stehle bei den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin. Damals verpasste die damals 25-Jährige das 15-Kilometer-Jagdrennen im Langlauf, weil sie wegen erhöhter Blutwerte mit einer fünftägigen Schutzsperre belegt worden war. Bei einer Dopingprobe vor den Spielen hatte ihr Hämoglobinwert 16,4 Gramm pro Deziliter betragen. Damit war der zulässige Grenzwert um 0,4 überschritten worden. Ein hoher Hämoglobinwert kann, muss aber kein Hinweis auf eine Manipulation mit dem Blutdopingmittel Epo sein.

Unter Tränen versicherte Sachenbacher-Stehle damals, nie wissentlich gedopt zu haben, sondern dass sie in der Höhe oft höhere Hämoglobinwerte aufweise. Als Beleg dafür führte Alfons Hörmann als damaliger Präsident des Deutschen Skiverbandes (DSV) ein Gutachten der hämatologischen Abteilung der Klinik der Universität Tübingen vom 6. September 2005 an. Demnach waren 22 Hämoglobinwerte aus diversen Blutkontrollen untersucht worden, laut Hörmann hatten vier über dem Grenzwert von 16,0 und sechs im Grenzbereich zwischen 15,5 und 16,0 gelegen.

„Sie würde niemals dopen“

Ein Antrag des DSV auf eine Ausnahmegenehmigung für Sachenbacher-Stehle wurde damals vom Ski-Weltverband FIS abgelehnt, genauso wie der Einspruch des deutschen Teams gegen die Schutzsperre beim Internationalen Sportgerichtshof (CAS). Die Dopingkontrollen in Turin, wo Sachenbacher-Stehle später mit der Staffel Silber gewann, fielen alle negativ aus.

Sachenbacher-Stehles Bruder Josef glaubt nicht an ein bewusstes Doping-Vergehen seiner Schwester bei den Winterspielen in Sotschi. „Sie hat sich nichts vorzuwerfen. Sie verachtet sowas und würde niemals dopen“, sagte Josef Sachenbacher der „Bild“. „Das wird wieder genau so wie in Turin sein. Damals war ihr Hämoglobin-Wert erhöht. Das passiert ihr immer in der Höhe. Und so wird das auch dieses Mal sein. Die B-Probe wird das bestätigen“, sagte Josef Sachenbacher.

Nada fordert schnelle Aufklärung

Die Nationale Anti Doping Agentur Nada fordert jetzt eine schnelle und umfassende Aufklärung der aktuellen Dopingaffäre in Sotschi. „Zum laufenden Verfahren geben wir derzeit keine Bewertung ab. Die Durchführung obliegt dem IOC und seinen zuständigen Kommissionen. Die Nada begrüßt, dass umgehend vor Ort reagiert wurde und erwartet, dass der Fall schnell und umfassend aufgeklärt wird“, teilte die Nada mit.

Die Nada führte bei den 153 deutschen Olympiateilnehmern in den vergangenen zwölf Monaten 682 Dopingkontrollen durch, 146 davon im Ausland. In der höchsten Risikokategorie wurden Athleten im vorolympischen Jahr bis zu 16-mal überprüft. Der Schnitt lag bei 4,5 Kontrollen pro deutschem Olympiateilnehmer.

Inklusive aller Olympiakandidaten der sieben olympischen Wintersportverbände wurden in dem Zeitraum 1775 Proben durchgeführt. „Die Arbeit im Vorfeld weltweit war sehr wichtig. Die Wada hat ein großes Programm gefahren. Was die Qualität und die Quantität der Proben angeht, haben wir das beste Programm seit jeher“, hatte Nada-Chefin Andrea Gotzmann noch am vorvergangenen Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Sotschi gesagt. (dpa, sid)

Die deutsche Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle steht offenbar unter Doping verdacht.
Die deutsche Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle steht offenbar unter Doping verdacht.
dpa Lizenz