1. MZ.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Boxen: Boxen: Stieglitz entthront den King

Boxen Boxen: Stieglitz entthront den King

Von Petra Szag 24.03.2013, 16:17
Arthur Abraham (l) boxt gegen Robert Stieglitz. Stieglitz gewinnt durch durch Technischen K.o. in der vierten Runde.
Arthur Abraham (l) boxt gegen Robert Stieglitz. Stieglitz gewinnt durch durch Technischen K.o. in der vierten Runde. dpa Lizenz

Magdeburg/MZ - Hochmut kommt vor dem Fall. Arthur Abraham ist die perfekte Personifizierung dieser Redewendung. Das zeigte sein - möglicherweise letzter - WM-Kampf Samstagnacht in Magdeburg. Nichts erinnerte mehr an den Souverän, der vor der Neuauflage des Duells im Supermittelgewicht seinem Herausforderer Robert Stieglitz großspurig angedroht hatte, ihn zerstören zu wollen.

Mit zugeschwollenem Auge und geschundener Boxerseele stand der selbsternannte Box-King aus Berlin nach der kurzrundigen Niederlage fassungslos im Ring und bettelte um einen Rückkampf für den Rückkampf. „Es steht jetzt 1:1. Der dritte Kampf wird entscheiden, wer der bessere von uns beiden ist,“ forderte Abraham. Und verwies beinahe trotzig auf die nur halbe Sehkraft, die ihn ab Runde zwei extrem behindert hatte. Technischer K.o. hatte zuvor der Referee verkündet und Stieglitz’ Arm nach den dritten drei Kampf-Minuten in die Höhe gereckt.

Zurecht, denn auch nach Punkten hatte Abraham da schon klar zurückgelegen. Stieglitz ging von der ersten Minute an fokussiert und wild entschlossen zu Werke. Der als exzellenter Techniker bekannte Schützling von Trainer Dirk Dzemski überrollte den Haudrauf im Höllentempo förmlich mit seinen Schlagsalven. Cleverer eingestellt als in dem ersten WM-Kampf vor sieben Monaten in Berlin, als der 31-Jährige gegen den gleichen Mann keinen Stich sah.

Der schon einmal Gestrauchelte wiederum hatte aus seiner Vergangenheit offenbar nichts gelernt und machte die gleichen Fehler wie vor seinem Comeback im ersten Schlagabtausch. „Ich wollte ihn kommen lassen ab der vierten Runde durchstarten“, erklärte der 33-jährige Abraham seine Taktik. Sein Coach Uli Wegner allerdings hatte das Unheil kommen sehen. „Du musst kommen, sonst wird das nichts“, hatte der Kulttrainer schon in der ersten Ringpause gewarnt.

Kampf um Vertragsverlängerung

Hat Abraham Stieglitz unterschätzt? War er vor dem Kampf zu sehr abgelenkt vom Tatort-Dreh und Auftritten in der High Society? Den Vorwurf muss sich der Starboxer wohl jetzt gefallen lassen. Und er muss um seine Vertragsverlängerung kämpfen. Mit seiner Unterschrift wollte er sich heute eigentlich für die nächsten zwei Jahre an den Sauerland-Boxstall binden. Möglich, dass dieser die Konditionen nun noch einmal überarbeitet.

Sein Promoter Wilfried Sauerland hatte im Vorfeld wohl kaum einen Zweifel am Sieg seines Mannes, sonst hätte er sich wahrscheinlich mit einer Rückkampf-Klausel abgesichert. So versucht er an die Fairness des Konkurrenzstalls von Stieglitz’ Manager Ulf Steinforth zu appellieren.

Während der WBO-Weltmeister euphorisch „Immer wieder gern“ sagte , und auch sein Trainer nichts dagegen hätte, hält Steinforth sich bedeckt. „Jetzt werden wir erstmal feiern“, sagte er trotz allen Überschwangs der Gefühle. Und war sich da mit den 7 500 Zuschauern in der Getec-Arena einig, die wie eine Wand hinter ihrem alten neuen Champion standen. Zu denen gehörte auch der frühere Magdeburger Publikumsliebling Sven Ottke. In seiner Aktivenzeit hatte er ebendiese Halle als sein Wohnzimmer bezeichnet. Jetzt lobte er Stieglitz: „Robert ist ein guter Untermieter.“