Biathlon-Weltmeisterin Biathlon-Weltmeisterin Franziska Hildebrand trainiert für Olympia

Köthen/Ruhpolding - Franziska Hildebrand bestellt in ihrer Lieblingseisdiele in Köthens Innenstadt einen „Bananen-Split“-Becher und stöhnt fröhlich: „Das gibt einen schönen Muskelkater. Aber ich bin froh, dass es wieder losgeht. Ich brauche wohl die Glückshormone, die bei körperlicher Anstrengung ausgeschüttet werden.“ Vormittags hatte sich die Biathlon-Weltmeisterin über ein paar Jogging-Kilometer am Rande ihre Heimatstadt gezwungen. Schluss mit Müßiggang.
Den hat sie unter anderem beim Urlaub mit Zwillings-Schwester Stefanie im fernen Japan mit den Stationen Osaka, Kyoto, Hakone und Tokio genossen. „Da wollten wir schon immer mal hin, weil wir Anime- und Manga-Fans sind. Aber wir haben natürlich viele wunderschöne Orte besucht. Es war großartig“, erzählt Franziska Hildebrand.
Franziska Hildebrand ist für den ersten Weltcup der Biathlon-Saison gesetzt
Inzwischen ist sie mit harten Einheiten in ihrer Wahlheimat Ruhpolding mit vollem Elan in die Olympiasaison eingestiegen. Begleitet von einer Gewissheit. „Ich habe die Zusage, dass ich für den ersten Weltcup des kommenden Winters gesetzt bin“, sagt sie mit spürbarer Erleichterung. Heißt: Bis es Ende November ernst wird, kann sie sich ohne mentalen Druck nur darauf konzentrieren, ihren Körper optimal in Schwung zu bringen.
Diesen Freifahrtschein hat sie nicht zuletzt ihrer famosen Leistung in der WM-Gold-Staffel von Hochfilzen zu verdanken. Ihre restlichen WM-Rennen hatten dagegen in Ernüchterung geendet. Und jetzt, nachdem einige Wochen vergangen sind und sich der Frust gelegt hat, kann Franziska Hildebrand beim leckeren Eis entspannt über die Ereignisse beim Jahreshöhepunkt reden.
Franziska Hildebrand kann ihre „Zitterhand“ kaum erklären
„Zunächst war ich ziemlich enttäuscht, nicht für die Mixed-Staffel nominiert worden zu sein“, sagt sie. Im Jahr zuvor hatte sie in dieser Disziplin Silber gewonnen. Dann meint sie zu ihren fürchterlichen Einzelstarts - Sprint 19., Verfolgung 28., Einzel 31., Massenstart 27. - in Österreich: „Im Sprint bin ich mit aller Macht losgerammelt - das ging nach hinten los. Im Verfolger habe ich zu viel daneben geschossen - und das ohne Wind. Kaum erklärbar, diese Zitterhand“, erzählt die mittlerweile 30-Jährige.
Doch es wurde noch schlimmer: „Beim Massenstart wusste ich nach zwei Schritten: Das wird nichts. Ich hatte unglaubliche Schmerzen in der Schienbein-Muskulatur. Also habe überlegt, auszusteigen, mich dann aber durchgequält und bei jeder Abfahrt gezittert: Hoffentlich bekomme ich unten die Kurve.“ Danach musste sie bangen, überhaupt für die Staffel aufgestellt zu werden. Sie wurde. „Dann habe ich am Tag der Entscheidung morgens aus dem Fenster geschaut und gejubelt: Ja, die hässliche Sonne ist weg, es schneit. Da wusste ich: Heute geht etwas.“
Ging es auch. Und wie. Gold. „Ich bin froh, dass ich meinen Teil dazu beitragen konnte und nicht von den anderen durchgeschleppt wurde“, sagt die Köthenerin. Doch eines hat sie sich aus dieser WM mittlerweile geschworen: „Ich gehe nie wieder in einen Jahreshöhepunkt mit der Ansage, dass ich eine Einzelmedaille gewinnen möchte.“
Kaum Höhepunkte im Weltcup für Franziska Hildebrand
Weil es aber auch im Weltcup nur wenige Höhepunkte bei den Einzelstarts für sie gab - keinen Podestplatz, Gesamtrang neun als zweitbeste Deutsche hinter Siegerin Laura Dahlmeier - betrachtet sie den letzten Winter auch wegen des Wechsels zu einem neuen Skiausrüster im Nachhinein als „holprige Testsaison für das Olympiajahr“.
An das südkoreanische Pyeongchang, den Ausrichter-Ort der Spiele im Februar, verbindet sie die zweite schöne Erinnerung aus dem letzten Winter: „Da durfte ich als Schlussläuferin der siegreichen Staffel erstmals mit der Fahne in der Hand durchs Ziel laufen - es war ein geiles Gefühl.“
Ob sich das im kommenden Winter wiederholen lässt? „Ich bin in der glücklichen Situation, da vieles anders und besser zu machen“, sagt Hildebrand. (mz)