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Biathlon Biathlon: Franzi Hildebrand will eine Medaille

Von Christoph Karpe 13.02.2013, 21:06
Franziska Hildebrand beim Stehendschießen im Sprint von Nove Mesto. Die Köthenerin gilt als hervorragende Schützin.
Franziska Hildebrand beim Stehendschießen im Sprint von Nove Mesto. Die Köthenerin gilt als hervorragende Schützin. DPA Lizenz

Nove Mesto/MZ - Die fleißigen Fegekommandos haben es nicht ganz geschafft, die Tribünen der Vysocina-Arena vom Schnee zu befreien. Schließlich fiel aus dem trüben Himmel ständig Nachschub. Was jedoch am gestrigen Trainingstag der Biathlon-WM in Nove Mesto kaum jemanden störte. Nur ein paar unentwegte Fans schwangen tapfer eine japanische Fahne durch das unschöne Wettertreiben.

Die Athleten, die versuchten, ihre Muskeln am zweiten Ruhetag in Schwung zu bringen für die zweite Etappe dieser Titelkämpfe, bekamen schon einmal einen Vorgeschmack auf die Begleiterscheinungen, die den Wettbewerben den Spaßfaktor rauben könnten. „Nasser Schnee wäre Mist. Der klebt alles zu, man sieht kaum etwas, und am Schießstand gäbe es Probleme“, sagte Franziska Hildebrand, bevor sie sich „raus zum Spielen“ auf „eine ganz schnelle Runde“ verabschiedete, „damit ich morgen aus dem Knick komme“.

Die Nummer drei unter Deutschlands Frauen hinter Miriam Gössner und Andrea Henkel ist mit sich nach Rang 13 im Sprint und Platz 17 in der Verfolgung im Reinen. Obwohl sie, die ansonsten so sichere Schützin, beim zweiten Auftritt mit drei Schießfehlern einen Top-Ten-Rang verballert hat. „Das war schon ärgerlich“, sagt sie.

Heute, im Einzelrennen über 15 Kilometer, soll es klappen. Es ist ihre Paradedisziplin. „Wenn alles passt und die Favoriten wider Erwarten schwächeln sollten, ist vielleicht sogar mehr drin.“ Hildebrand strahlt vielsagend. Eine Medaille?

Ihr fröhliches Gemüt steht verquer zur Großwetterlage im Team. Gute Laune will sich bislang noch nicht einstellen. Den medaillenlosen Auftakt, den schlechtesten WM-Start seit 16 Jahren, haben die anderen genug mit tapferen Worten kommentiert. Tenor: Es kann nur besser werden. Und das sollte es auch. Krise? Eine kleine vielleicht!

Die Hoffnung auf eine Initialzündung liegt im heutigen Wettbewerb. Und sie ist vage. Schließlich gibt es vier Einlagen am Schießstand. Und dort schwächelten die deutschen Damen bisher. Und ähnliches ist für heute zu befürchten. „Es fehlt uns vielleicht ein Schuss Lockerheit und Frechheit am Schießstand“, hat Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig als Hauptmanko ausgemacht. Es zu präzise machen zu wollen, führe zu Verkrampfungen.

Und weil Frechheit eben nicht Trumpf ist, wird tiefgestapelt. „Das ist nicht mein Spezialrennen“, sagt Miriam Gössner. „Medaillenkandidatin bin ich vielleicht nicht, aber ich freue mich trotzdem drauf. Ich will ein gutes Rennen machen und gut schießen.“

Es klingt wie das Pfeifen im Walde. Andrea Henkel, mit 35 Jahren und acht WM-Titeln die Routine selbst, spricht nach ihrer famosen, aber letztlich ertraglosen Verfolgung - Platz sechs - dagegen offen von ihren Medaillenambitionen: „Man darf sich nicht zu viele Gedanken machen.“

Auch Franziska Hildebrand hat das verinnerlicht. Völlig unbelastet startet die 25-Jährige, die vom Weltverband IBU bei einer Gala im Kulturhaus von Nove Mesto für die vergangene Saison als Aufsteigerin des Jahres geehrt worden ist (MZ berichtete). „Bei mir ist es so: Ich spüre meist früh schon nach dem Aufstehen, ob es mein Tag wird.“ Vor dem Sprint stimmte das Gefühl, vor der Verfolgung war es weniger positiv - entsprechend die Resultate.

„Man muss immer fokussiert sein - aber darf die Lockerheit nicht verlieren“, sagt Hildebrand, die seit drei Jahren in Ruhpolding lebt und trainiert. Heute wird sie wieder diese Balance suchen. Und sie freut sich auf das Rennen. Denn anders als Miriam Gössner sagt sie: „Das ist normalerweise meine Spezialdisziplin.“

Hildebrand ist eine hervorragende Schützin, in jüngeren Jahren startete sie für die „Privilegierte Schützengilde zu Cöthen von 1443“. Und wenn es bei ihr heute nicht klappen sollte, setzt sie auf ihre Kolleginnen. „Wir fahren nicht ohne Medaille heim. In der Staffel geht auf jeden Fall noch etwas.“ Die steht am Freitag an. „Eine WM-Medaille würde mir bestimmt ganz gut stehen.“