Basketball Basketball: Philosophie-Wechsel bei den Lions

Halle/MZ - Ralph Kühne sollte Ralf Gonschorek beneiden. Der Manager des Halleschen FC muss täglich hart darum kämpfen, diesen oder jenen Hochkaräter mit am Limit kalkulierten Angeboten für Drittliga-Fußball in Halle zu begeistern. Absagen sind die Regel. Der Teammanager der SV Halle Lions hat dagegen leichtes Spiel. Jedenfalls manchmal - und jetzt speziell in einem besonderen Fall. Die Basketball-Frauen der SV Halle Lions suchten eine Regisseurin - und bekamen die wohl beste der Bundesliga: Amanda Rego. „Die Verhandlungen waren sehr angenehm“, berichtet Gonschorek. Ein Satz, der beim HFC nicht häufig fällt.
Die Konstellation spielte den Lions in die Karten. „Wir waren stets in Kontakt. Und ehe wir ernsthaft über Vertragsinhalte gesprochen haben, sagte Amanda bereits, dass sie zurück wolle“, erzählt Gonschorek. Zurück aus Nördlingen, wo sie drei Jahre lang bei Heli Donau-Ries das Zepter geschwungen hatte. Zurück zu den Lions, ihrer ersten Profistation in Deutschland, zurück zu Trainer Patrick Bär, der sie zwei Jahre in Nördlingen coachte und nun die zweite Saison in Halle die Verantwortung trägt.
Am liebsten hätte Amanda Rego die Stadt, in der sie sich pudelwohl fühlte, sowieso nie verlassen. Doch als Ende 2009 ihr Vater schwer erkrankte - inzwischen ist er verstorben - erbat sie eine Auszeit und flog zur Familie nach San Diego (USA), um Beistand zu leisten. Als sie zur Saison 2010/11 wieder bei den Lions anheuern wollte, war die Tür zu. Sie passe nicht mehr ins sportliche Konzept ließ der damalige Trainer Peter Kortmann wissen.
Jetzt ist es genau dieses Konzept der Lions, das sich zur kommenden Saison wandeln soll - und in das Rego perfekt passt. „Wir wollen noch mehr das Teamspiel verinnerlichen“, sagt Patrick Bär.
Der Philosophie-Wechsel hat viel mit Personalien zu tun. In den letzten zwei Jahren hießen die Stars in Halle Tamara Tatham und Daphanie Kennedy. Die kanadische Centerin machte die Punkte, und das wuselige Kraftpaket aus den USA belieferte Tatham mit Pässen oder schoss eben selbst aus allen Lagen. Doch diese kongenialen Partner, das wohl beste Duo dieser Art in der Liga, agierte in seinem eigenen Basketball-Mikrokosmos. Der Rest des Teams bildete die Staffage zur Zwei-Frauen-Show. Patrick Bär, ein Verfechter des Mannschafts-Spiels, versuchte die Stars stärker ins Gefüge einzubinden und verzweifelte. Tatham und Kennedy akzeptierten die Ansichten des Trainers nur selten und zelebrierten ihren Ego-Trip. Die Allianz zwischen Trainer und Stars zerbrach lange vor dem peinlichen Viertelfinal-Aus im April. Die Trennung, die beide Seiten wollten, vor allem im Fall Kennedy, kam beinahe logisch.
Nun führt Rego die Lions an. Sie erzielt im Schnitt pro Spiel etwa sieben Punkte weniger als Kennedy. „Diese fehlenden Punkte müssen die anderen Spielerinnen nun ausgleichen - und Amanda wird sie so in Szene setzen, dass dies gelingt“, ist Bär sich sicher. Manager Gonschorek sieht es so: „Die anderen können sich jetzt nicht mehr hinter den zwei Stars verstecken.“
Und auch für Tatham fanden die Lions großartigen Ersatz: Nationalspielerin Katharina Fikiel, die gerade mit Wasserburg und im Jahr davor mit Wolfenbüttel Meister geworden ist. Auch sie wollte unbedingt nach Halle, „weil sie Amanda Rego sehr schätzt“, wie Bär berichtet. So lockten die Lions einen Star mit der Klasse des anderen - und der Idee, einen neuen Anlauf Richtung Meisterschaft mit neuem Teamgeist zu nehmen. Inzwischen hat Gonschorek noch eine weitere Amerikanerin so gut wie verpflichtet. Eine, die noch nie in Deutschland gespielt hat, heißt es, eine Centerin, die für viele Punkte gut sein soll. Mehr wird noch nicht preisgegeben. Allerdings wird auch die ins Konzept passen.
„Meine Erfahrungen mit dem Verein den Fans und der Stadt waren wunderbar. Deshalb ist es wirklich aufregend, jetzt wieder dahin zurückzukehren, wo alles begann“, ließ Rego aus San Diego wissen. Und irgendwie beginnt jetzt wieder alles neu.