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Mitteldeutscher Basketball Club Basketball: Insolvenz von Phönix Hagen stößt dem MBC sauer auf

Von Birger Zentner 19.10.2016, 18:20
Vor einem Jahr waren sie noch Gegner in Liga eins, der MBC und Phönix Hagen. Der Hagener Ivan Eliott verteidigt hier gegen Ivan Siriscevic (mit Ball), Chris Otule beobachtet die Spielsituation .
Vor einem Jahr waren sie noch Gegner in Liga eins, der MBC und Phönix Hagen. Der Hagener Ivan Eliott verteidigt hier gegen Ivan Siriscevic (mit Ball), Chris Otule beobachtet die Spielsituation . Peter Lisker

Weißenfels - Hätte Phönix Hagen schon in der vorigen Saison ordentlich gewirtschaftet, weniger für Spieler ausgegeben, dann wären möglicherweise am Ende der Saison die Feuervögel Absteiger aus der Bundesliga gewesen und nicht der Mitteldeutsche Basketball Club (MBC). Das ist reine Spekulation. Aber wer, wie eben Hagen, innerhalb von einem halben Jahr zweimal wirtschaftliche Schwierigkeiten einräumen muss, der hat sich seinen sportlichen Erfolg mit unsauberen Mitteln erarbeitet. Auch wenn es immer mal heißt, dass Geld keine Tore - im Falle Basketball Körbe - schießt, ist jedem klar: Wer mehr Geld hat (oder wie Hagen nur ausgibt), kann sich auch stärkere Spieler leisten.

Wie auch immer - beim Mitteldeutschen Basketball Club in Weißenfels stößt die Insolvenz des Erstligisten Phönix Hagen sauer auf. Für Geschäftsführer Martin Geissler ist das ein Schlag ins Gesicht all jener Clubs, die wirtschaftlich ordentlich gearbeitet haben, dafür aber wie der MBC sportlich aus der ersten Bundesliga abgestiegen sind und neuen Anlauf in der zweiten Liga Pro A nehmen. „Hagen hat über seine Verhältnisse gelebt, sportliche Erfolge geholt, die sie sich finanziell nicht leisten konnten“, sagte Geissler.

Viele Fragen offen

Schon in der vorigen Saison hatte Hagen im Frühjahr wegen eines Verstoßes gegen die Informationspflicht gegenüber der Liga im Zusammenhang mit wirtschaftlicher Ungereimtheiten  Punkte abgezogen bekommen. Gleiches passiert nun wieder bei der Insolvenzanmeldung. Dazwischen lag für die Hagener ein Lizenzierungsverfahren mit Auflagen. Inwieweit da gegenüber der Bundesliga mit geschönten Zahlen gearbeitet wurde, bleibt vorerst unklar. Aber dass auf diese Weise anderen Vereinen quasi der Ligaplatz gestohlen wurde, dürfte unstrittig sein.

Bundesliga-Geschäftsführer Stefan Holz zeigte sich verwundert, wieso sich die Hagener Zahlen gegenüber dem Lizenzierungsverfahren vor drei Monaten derart verschlechtert haben. Die Situation sei „nicht nachvollziehbar und nicht mit dem Fair-Play-Gedanken zu vereinbaren“. Hagen stand bislang nach fünf Niederlagen mit null Punkten in der Tabelle da. Die Insolvenz wird mit vier Punkten Abzug bestraft. Muss sich das Team jetzt auch noch personell verkleinern, führt das alles zu einer Wettbewerbsverzerrung in der laufenden Saison. „Und es schadet dem Ruf des Basketballs nachhaltig, wenn Vereine so arbeiten“, sagte MBC-Geschäftsführer Geissler.

Das wirft auch die Frage auf, inwieweit die Geschäftsführung der Bundesliga ihren Job richtig gemacht hat. Doch Geissler nimmt die Führungsspitze der BBL ausdrücklich in Schutz. „Die Prüfer können auch nur nach den Zahlen entscheiden, die ihnen die Vereine vorlegen“, sagte er. Wobei damit der Vorwurf mitschwingt, dass eben die Hagener ihre Zahlen geschönt, nicht die Wahrheit gesagt haben.

Das scheint allerdings Methode zu haben. Hagen musste genau wie der MBC in der Saison 2003/2004 Insolvenz anmelden. Die Mannschaft konnte nicht einmal die Saison zu Ende spielen, dem MBC gelang das. Am Ende flogen beide Teams aus der ersten Liga. Der MBC hatte aber offenbar seine Lektion gelernt. Beide stiegen übrigens 2009 wieder gemeinsam auf. Die Weißenfelser hatten seither keine Probleme, ihre Lizenz zu bekommen, Hagen schon. Angeblich sollen die Verbindlichkeiten von Phönix bis zu 1,2 Millionen Euro betragen haben, mehrere hunderttausend sollen es derzeit noch sein.

Da ist man dann schnell bei der Frage, wie oft sich der Verein seinen Platz in der ersten Liga gestohlen hat. Vor zweieinhalb Jahren sprach Hagen-Trainer Ingo Freyer in einem Interview mit der Mitteldeutschen Zeitung von einem Plan, den man in Hagen habe, um sich im Mittelfeld der Liga zu etablieren und ein wenig nach oben zu schauen. Den, der jetzt in die erneute Insolvenz führt, dürfte er dabei nicht im Auge gehabt haben.

Als die Lizenzierungsverfahren für die gegenwärtige Saison liefen, schien es ja noch so, dass Hagen möglicherweise gar keine Spielerlaubnis für Liga eins bekommen könnte. Damals schwang sogar im Raum, ob sich der MBC um eine sogenannte Wildcard bewerben sollte. Was ein teures Unterfangen gewesen wäre. 250.000 Euro muss ein Verein dafür hinblättern. „Wir haben darüber nachgedacht, das auch im Beirat besprochen“, sagte Geissler. Aber man habe das nicht lange verfolgt, „weil die Liga schnell grünes Licht für Hagen gegeben hat und ein Wildcard-Verfahren gar nicht in Gang gekommen ist“. So bleibt die Frage unbeantwortet, ob der MBC im Falle eines Falles am Sonntag erste Liga in Bonn (Hagens nächster Gegner) gespielt hätte, statt Sonnabend zweite Liga zu Hause gegen Köln.

(mz)