Basketball-Bundesliga Basketball-Bundesliga: Lions-Untergang in zehn Minuten

Halle (Saale) - Eine faustdicke Überraschung lag in der Luft. Und den Optimismus, der unter den 800 Zuschauern in der Erdgas Arena grassierte, posteten die Lions in die Welt: „Noch 10 Minuten und nur noch 3 hinten! Auf geht’s!“ und dazu ein Foto der Anzeigetafel mit dem Zwischenstand von 43:46 gegen Meister Wasserburg - so ließ Halles Basketball-Bundesligist seine Facebook-Fans an der Spannung teilhaben.
Doch jene finalen zehn Minuten zerstörten die Euphorie. Da bewies der Gast, dass zwischen dem Tabellenersten und dem -vierten noch sportliche Welten liegen. 48:67 verloren die SV Halle Lions über die Maßen deutlich, weil Wasserburg mal eben aufdrehte „und wir die Ordnung vor allem in der Defensive verloren haben“, wie Trainerin Jennifer Kerns ziemlich zerknirscht feststellen musste.
Abwehr schwindlig gespielt
Im temposcharfen Offensivspiel des bärenstarken Meisters bekam die Abwehr Schwindelzustände. Und offensiv kam Konfusion hinzu. Ganze fünf Punkte durch Freiwürfe gelangen den Lions im Schlussabschnitt. Und einen Grund für das Chaos hatte Kerns schnell ausgemacht: „Uns hat mit Mekia Valentine der Anker der Defensive gefehlt.“ Das US-Girl setzte mit Magen-Darm-Grippe aus.
Was zunächst nicht einmal so gravierend ins Gewicht fiel. Nach einem unglücklichen Startviertel (10:24), in dem der Ball nach Lions-Würfen vielfach einfach nicht in den Korb fallen wollte, drehten die deutschen Spielerinnen grandios auf. Da Jasmine Newsome deutlich durch ihre Fußverletzung gehandicapt spielte und Tiffany Porter-Talbert vom cleveren Gegner fast völlig abgemeldet wurde - beide machten insgesamt nur fünf Punkte, die schwächste Quote von US-Girls in der Lions-Geschichte -, schwangen sich Laura Hebecker und Noémie Rouault zu Anführerinnen auf. Und in deren Sog spielte sich Christina Schnorr in den Vordergrund.
Die 22-Jährige hat eine bis dato enttäuschende Saison hinter sich. Auf nur 34:20 Minuten Spielzeit und nur sieben Zähler hatte sie es in den acht Spielen zuvor gebracht. Diesmal kamen 24 Minuten und 14 Zähler dazu. Natürlich profitierte sie vom Ausfall Valentines, weil sie nun verstärkt gebraucht wurde, aber Kerns meinte voll des Lobes: „Sie hat einen prima Job gemacht.“
Gut für das Selbstvertrauen
Schnorr stand die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. „Ich bin ja jemand, der nicht immer 100 Prozent von sich überzeugt ist, auch mal an sich zweifelt, aber dieses Spiel war gut für mein Selbstvertrauen“, sagte sie. Doch gleichzeitig meinte sie auch: „Mekia ist durch ihre Athletik nicht ersetzbar.“
In diesem Zusammenhang verwies Kern auch auf die Statistik bei der Eroberung von Bällen nach Fehlwürfen (Rebounds): 44:29 lag hier Wasserburg vorn, weil Schnorr unter dem Korb eben nicht so energisch zupackt wie die baumlange Kollegin und die bärenstarke Rouault dort diesmal beinahe als Einzelkämpferin unterwegs war.
Und was hat eine Top-Mannschaft wie Wasserburg einem Team wie den Lions nun voraus? „Sie haben als Team echt gut zusammengespielt, und wir waren am Ende platt“, meinte Schnorr.
Ist Wasserburg überhaupt einmal in dieser Saison durch die Lions schlagbar? Jennifer Kerns hielt sich bedeckt: „Ich bin keine Wahrsagerin.“ Aber prima Ansätze mit den „zwei besten Vierteln der bisherigen Saison“, wie Kerns die Minuten elf bis 30 beschrieb, und Reserven im amerikanischen Sektor zeigten die Lions allemal. So chancenlos, wie es das Ergebnis auch anzeigen mag, waren sie nicht. (mz)