1. MZ.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Basketball-Bundesliga: Basketball-Bundesliga: Das letzte Mittel: Bär ist weg

Basketball-Bundesliga Basketball-Bundesliga: Das letzte Mittel: Bär ist weg

Von Christoph Karpe 27.01.2014, 22:05
Patrick Bär wurde als Trainer der Halle Lions beurlaubt.
Patrick Bär wurde als Trainer der Halle Lions beurlaubt. Eckehard Schulz/Archiv Lizenz

Halel (Saale)/MZ - „Patrick Bär ist freigestellt!“ Die Nachricht, die Teammanager Ralf Gonschorek Montagabend den Spielerinnen der SV Halle Lions, überbrachte, kam einer faustdicken Überraschung gleich. Der Basketball-Bundesligist warf damit alle Vorsätze aus der Vorwoche über den Haufen.

Da hatte die Chefin des Trägervereins, Cornelia Demuth, noch beteuert, man werde auch bei einer Niederlage gegen Herne an dem in der Kritik stehenden Trainer festhalten. Doch die Art und Weise der 65:78-Pleite, der vierten in Folge, zwangen die Verantwortlichen dann doch zu diesem für sie selbst schweren Schritt. „Wir müssen irgendwie die Talfahrt stoppen. Die Freistellung von Patrick Bär war das einzige Mittel, das wir noch gesehen haben, um den Trend, die negative Entwicklung der letzten Wochen aufhalten zu können“, sagt Gonschorek.

Wie groß die Sorgen sind, dass eventuell sogar die Meisterschafts-Playoffs verpasst werden können, zeigt, dass es bei den Lions am Montagabend nicht einmal einen Plan B gab. „Wir haben noch niemanden, der jetzt den Job übernimmt“, so Gonschorek. „Wir wissen auch nicht, ob wir so die Talfahrt stoppen können. Dafür gibt auch ein Trainerwechsel keine Garantie.“ Fest stand jedoch: „Wir mussten einfach handeln. Irgendwann war die Kiste so verfahren, dass wir jetzt nur noch diesen Ausweg gesehen haben.“

Ein Blick auf die letzten zehn der bisherigen 14 Saisonspiele macht die desaströse Entwicklung deutlich. Die personell hochkarätig besetzte Mannschaft führte nach vier Siegen die Liga an. Danach setzte es sieben Niederlagen, nur drei Spiele wurden noch gewonnen. Und spätestens beim Herne-Spiel am Sonnabend zeigte sich: Die Mannschaft ist völlig von der Rolle. Trainer Patrick Bär wirkte da schon seltsam in sich gekehrt und ratlos. Wusste er, was nach zahlreichen Gesprächen in den letzten Wochen mit der Führung auf ihn zukommen könnte?

Montagnachmittag gegen 16 Uhr bekam er die Entscheidung nach den Krisengesprächen des Wochenendes mitgeteilt. Außer Frage steht: „Menschlich ist uns dieser Schritt ganz, ganz schwer gefallen“, so Gonschorek Aber: „Es geht um Inhalt und Erfolg, um eine Entwicklung.“ Die war erschreckend.

Der Verein geht sogar ein hohes finanzielles Risiko ein. Bär, der 2012 aus Nördlingen geholt worden war, hat noch einen Vertrag bis zum Sommer 2015. Diesen vorzeitig zu beenden, wird schwierig.

Doch zunächst muss ein Mann gefunden werden, der die Mannschaft zurück in die Spur führt. Ob das bis zum Derby am Wochenende in Chemnitz gelingt, ist offen. Vielleicht übernimmt - zumindest übergangsweise - wieder einmal Martin Dornhoff. Der hatte zwar ausgeschlossen, noch einmal als Erstliga-Trainer zu arbeiten. Aber in der Not lässt sich der Vizemeister-Coach 2012 vielleicht doch überreden, Feuerwehrmann zu spielen.