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Weitsprung-Star beim Anhalt-Meeting  Anhalt-Meeting: Weitsprung-Star Malaika Mihambo greift in Dessau an

Von Fabian Wölfling 14.06.2019, 09:53
Beim Diamond-League-Meeting in Rom sprang Europameisterin Malaika Mihambo erstmals über die Sieben-Meter-Marke.
Beim Diamond-League-Meeting in Rom sprang Europameisterin Malaika Mihambo erstmals über die Sieben-Meter-Marke. imago/Insidefoto

Dessau - Vor dem Moment, der sich nur Sekunden später als magisch erweisen wird, ist Malaika Mihambo noch einmal ganz bei sich. Sie holt Luft, geht in die Knie und verharrt dort für eine Sekunde. Dann geht es los, im Vollsprint Richtung Grube. Das Brett trifft die 25-Jährige perfekt, katapultiert sich so höher und weiter in die Luft als jemals zuvor in ihrem Leben.

Hinaus auch auch über die Sieben-Meter-Grenze, die im Weitsprung der Frauen die absolute Welt- von der Spitzenklasse trennt. 7,07 Meter sind es, die die Europameisterin am vergangenen Donnerstag beim Diamond-League-Meeting in Rom als neue persönliche Bestleistung in die Grube zaubert.

Malaika Mihambo knackt die Sieben-Meter-Marke

Danach, so erzählt die leichtfüßige Spitzenathletin später, war sie vor allem: erleichtert. „Weil diese Marke ein Lebensziel, der Traum eines jeden Weitspringers ist“, wie Mihambo betont. Jahrelang ist sie den sieben Metern hinterhergesprungen, nun hat sie sich den Traum erfüllt. Und war glückselig: „Ich habe mich danach ins Gras fallen gelassen, nach oben geschaut und einfach den Moment genossen.“

Anhalt-Meeting in Dessau: Zeitplan und Highlights

Es ist ein Moment mit enormer Tragweite. Seit Rom trägt die gebürtige Heidelbergerin einen inoffiziellen Titel. Malaika Mihambo, die Sieben-Meter-Springern. So wird sie auch an diesem Freitagabend in Dessau starten. Bei der 21. Auflage des Anhalt-Meetings ist sie einer der Stars. Der nun heller strahlt als je zuvor.

Zugleich beginnt in der Bauhausstadt für Mihambo selbst eine neue Phase in ihrem Sportlerleben. „Die Blockade im Kopf, die man mit sich trägt, ist jetzt auf jeden Fall gefallen“, sagt sie nach dem Sieben-Meter-Sprung. „Ich bin selbst gespannt, wie es weitergeht, wenn man diese Marke erreicht hat.“

Weitsprung-Star Mihambo: Olympia 2020 in Tokio vor Augen

Ideen, wie es weitergehen soll, gibt es natürlich. Olympia 2020 in Tokio hat Mihambo längst vor Augen. In diesem Jahr ist die Weltmeisterschaft im Herbst in Doha das Ziel. Spätestens seit Rom zählt Mihambo zu den großen Favoriten im Weitsprung und damit auch zu den verheißungsvollsten deutschen Medaillenkandidaten. Ihre 7,07 Meter sind Weltjahresbestleistung. Mit Abstand. „Das war nur ein Wettkampf, es wird sich zeigen, ob ich den Favoritenstatus halten kann“, sagt Mihambo zwar mit der nötigen Bodenhaftung. „Aber natürlich ist das mein Ziel.“

Wer ihre Entwicklung der vergangenen Jahre betrachtet, hat wenig Grund daran zu zweifeln. Mihambo, deren Vater aus Sansibar stammt, hat sich fern ab aller Leistungszentren im kleinen Oftersheim kontinuierlich zu einer der besten Weitspringerinnen der Welt entwickelt. Bei Olympia in Rio 2016 belegt sie bereits Platz vier. 2017 bremst sie ein Gelenkerguss und Sesambeinödem, Mihambo war auf einer Treppe abgerutscht, aus. Aber nur kurzzeitig. Stärker als jemals zuvor kehre sie 2018 zurück.

Im August holte sie bei der EM in Berlin mit 6,75 Metern den Titel. Als erste Deutsche seit Heike Drechsler 1998. Die Grande Dame ist noch heute stets präsent, wenn in Deutschland über Weitsprung gesprochen wird. Weil es bisher keiner nationalen Athletin gelungen ist, den Erfolgen der zweimaligen Olympiasiegerin aus Gera auch nur ansatzweise nachzueifern.

Malaika Mihambo jagt Meeting-Rekord von Heike Drechsler

Nun aber schickt sich Mihambo an, die riesigen Fußstapfen zu füllen. „Sie ist eine herausragende Athletin, es ist bewundernswert, was sie erreicht hat“, sagt die über Drechsler. Bewundernswert, aber nichts, was sie in Ehrfrucht erstarren lässt. Dafür ist Mihambo, die neben dem Sport einen Bachelor in Politikwissenschaften gemacht hat, viel zu zielstrebig.

Was sich auch an ihrem Ziel für das Meeting in Dessau ablesen lässt. Dort wird der Stadionrekord noch immer von Heike Drechsler gehalten. 6,77 Meter ist sie im Jahr 2000 gesprungen. „Wenn man mal die Chance hat, einen Meetingrekord von Heike Drechsler zu schnappen, ist das eine sehr gute Motivation“, sagt Mihambo angriffslustig.

Womit sie auch in Sachsen-Anhalt ihre Spuren hinterlassen würde. So, wie es generell ihr Ziel ist. Nicht nur als Sportlerin. Sondern auch sozial. Mihambo hat deshalb das Projekt Herzsprung initiiert, das gesellschaftlich engagierte Sportler zusammenführen soll. Der Antrieb: „Ich will, dass wir Sportler unsere Vorbildfunktion wahrnehmen.“

Was insofern bedeutsam ist, da Malaika Mihambo mit jedem Satz, der weiter geht als zuvor, jedem magischen Moment, ja selbst mehr und mehr zum Vorbild wird. Sie, die Sieben-Meter-Springerin.

(mz)