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"300 KM"-Regel "300 KM"-Regel: Fans wehren sich gegen Spieltermine

Von David Freches 17.09.2014, 13:13
Auch die Fans vom 1.FC Köln reisen mittwochabends nach Hannover und freitagsabends nach Bremen. ProFans und Hertha BSC wollen sich gegen fanunfreundliche Anstoßzeiten einsetzen.
Auch die Fans vom 1.FC Köln reisen mittwochabends nach Hannover und freitagsabends nach Bremen. ProFans und Hertha BSC wollen sich gegen fanunfreundliche Anstoßzeiten einsetzen. dpa Lizenz

Köln - Für Fußball-Fans ist es häufig ein Gefühlsmix aus Neugierde und Sorge: Wenn die Deutsche Fußball-Liga (DFL) die genauen Termine für bevorstehende Bundesliga-Spiele bekannt gibt, richtet sich der Fokus vieler Anhänger auf die Auswärtsspiele. Denn diese finden häufig zu fanunfreundlichen Anstoßzeiten statt - auch in der laufenden Saison. Äußerst verhalten dürften daher die Reaktionen bei den Anhängern vom VfL Wolfsburg ausgefallen sein, die am ersten Spieltag mindestens 595 Kilometer pro Fahrt zum Auswärtsspiel bei Bayern München zurücklegen durften. Wenig Freude auch bei den Fans des VfB Stuttgart: Sie nehmen kommenden Mittwochabend insgesamt 900 Kilometer auf sich, um ihre Mannschaft auch in Dortmund zu unterstützen. Ganz hart trifft es die Herthaner aus Berlin: Sie fahren am vierten Spieltag 812 Kilometer zum SC Freiburg - pro Strecke versteht sich.

„SpielAnsetzungsMonster“ soll helfen

Gerade berufstätige Fans können ihre Vereine häufig nicht auswärts begleiten, ohne vorher mindestens einen Tag Urlaub einzureichen. Da Hertha BSC zusätzlich zu der Partie in Freiburg am 6. Spieltag noch auswärts in Augsburg antreten muss (Entfernung hier 596 Kilometer), darf sich der Hauptstadt-Club seit vergangenem Samstag mit einem Titel schmücken, auf den an der Spree keiner stolz ist.

ProFans, ein breites Bündnis deutscher Fußball-Fans, überreichte den Hertha-Offiziellen „SAM“, das „SpieltagsAnsetzungsMonster.“ Mit SAM will ProFans seit dieser Saison für das Problem der fanunfreundlichen Anstoßzeiten eine größere Öffentlichkeit herstellen. SAM wird monatlich an die Fans vergeben, die am stärksten von diesen Anstoßzeiten betroffen sind.

Nicht mehr als 300 Kilometer am Wochentag

Um dagegen vorzugehen, fordert ProFans die Einführung der „300 Kilometer“-Regel. Mit dieser Regel soll sichergestellt werden, dass an Wochentagen nur Vereine gegeneinander antreten, deren Spielorte nicht mehr als 300km auseinander liegen. Hertha BSC unterstützt die Forderung von ProFans. „Wir plädieren grundsätzlich für die Einführung der 300 Regel. Gerade an Freitagen sollte es nicht zu Ansetzungen wie Freiburg-Hertha kommen. Wir werden dieses Thema auch noch einmal direkt bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) ansprechen“, so der Geschäftsführer von Hertha BSC, Ingo Schiller.

Dass sich ein derart hoher Vereinsvertreter so zur „300 Kilometer“-Regel bekennt ist eine Rarität. Laut Schiller gebe es bereits die Vorgabe, dass Entfernungen über 300 Kilometer an Freitagen zu vermeiden seien. „Wir werden die DFL nochmal daran erinnern, dass sie sich an ihre eigenen Regeln halten soll.“

Ansetzungen sind nicht nachvollziehbar

Ein besonderes Dorn im Auge ist den Fans, dass viele Anstoßzeiten nur schwer nachvollziehbar sind. Würden die Berliner donnerstags in der Euro League spielen, wären Anstoßzeiten vor allem am Sonntag nicht zu vermeiden. Aber das tun sie nicht. Stattdessen reisen sie freitags nach Freiburg, während samstags Paderborn gegen Hannover spielt. Zwischen diesen beiden Städten liegen rund 144 Kilometer.

Ein Einzelfall? Mitnichten. Am 27. September treffen Schalke 04 und Borussia Dortmund - diese beiden Städte trennen kaum 35 Kilometer - im Revierderby aufeinander. Am darauffolgenden Sonntag reisen die Fans von Eintracht Frankfurt mehr als 500 Kilometer zum Auswärtsspiel beim Hamburger SV. Nur eine Woche später das gleiche Spiel: Paderborn spielt samstagsmittags in Leverkusen (177 Kilometer), tags darauf steht den Anhängern des FC Augsburg eine Reise von 619 Kilometer pro Strecke bevor. Von einer 300 Kilometer-Regelung würden auch die Fans der Zweitligavereine profitieren: Deren Mannschaften spielen nämlich nicht nur freitags und sonntags, sondern auch am Montagabend.

Leserhinweis: Der SC Paderborn darf aus Gründen des Anwohnerschutzes keine Freitagsheimspiele austragen.

Über diesen Preis freut sich wohl kein Verein: Das „SpieltagsAnsetzungsMonster“, kurz SAM.
Über diesen Preis freut sich wohl kein Verein: Das „SpieltagsAnsetzungsMonster“, kurz SAM.
Jakob Falk/ProFans Lizenz