Zehn Top-Talente im Fokus 26. Bauhaus-Junioren-Gala in Mannheim: Halles Leichtathletik-Talente im Fokus

Halle (Saale) - Halles Leichtathletik-Nachwuchs steht in den Startlöchern. Bei der 26. Bauhaus-Junioren-Gala am Wochenende in Mannheim kämpfen die besten Talente vom SV und den Halleschen Leichtathletik-Freunden um die Tickets nach Boras in Schweden, wo im nächsten Monat die EM der U20 stattfindet und jeweils drei Deutsche pro Disziplin starten dürfen, sowie nach Baku zu den Europäischen Jugendspielen. Zu den Wettbewerben der U 18 darf allerdings nur der jeweils Beste.
Die Mitteldeutsche Zeitung stellt Halles aussichtsreichste Kandidaten für Titel und Medaillen vor.
Lucie Kienast
Im Siebenkampf hat die Hallenserin schon das Startrecht für Boras sicher. Bei einem Mehrkampfmeeting im Mai in Bernhausen hatte sich die 18-Jährige vom SVH mit 5 636 Punkten zur deutschen Nummer eins unter den Allrounderinnen der U 20 aufgeschwungen. Landet sie nun in Mannheim im Weitsprung auch noch auf dem Treppchen, wäre sogar ein Doppelstart in Schweden möglich.
Die Chancen stehen gut: Mit 6,39 Metern führt die von Kai Dockhorn betreute Sportschülerin, die im vergangenen Jahr bei der U-18-EM als Zehnte ihren internationalen Einstand gegeben hatte, die nationale Bestenliste an. Die aktuelle Norm (6,25) hat sie auch schon mehrmals erfüllt.
Jonas Herbst
Der SV-Sprinter hat gerade erst seine Leidenschaft für die 400 Meter entdeckt, forderte überhaupt erst dreimal die Konkurrenz auf der bei vielen ungeliebten Distanz heraus. „Das ist eine Kampfstrecke“, sagt auch Dockhorn, „aber Jonas hat Biss, und er kann vor allem auch über die Schmerzgrenze hinaus gehen.“ Die deutsche Nummer zwei will sich natürlich für einen Staffelplatz in Boras empfehlen. Und selbst zur Einzelnorm von 47,30 Sekunden fehlen dem Elftklässler nur noch drei Zehntel.
Jonas Tesch
Letztes Wochenende in Magdeburg hat der 18-jährige SV-Athlet die Kugel mit 18,81 Metern sicher über die Norm (18,50) gewuchtet. Die Chance, sich über Mannheim wieder international in Position zu bringen, ist damit greifbar. Vor zwei Jahren bei der U-18-WM in Nairobi hatte sich Tesch einen komplizierten Fußbruch zugezogen und musste sich mühsam zurückkämpfen. Jetzt scheint der Anschluss an die Besten wieder hergestellt.
Alexander Köhler
Zur Norm für Boras fehlen dem SV-Diskuswerfer nach seinen 55,85 Metern letztes Wochenende in Zeulenroda gerade einmal 15 Zentimeter. „Die sollten drin sein“, findet seine Trainerin Katja Schreiber. Wie Tesch ist auch Köhler ein Wettkampftyp und kann sich steigern, wenn es darauf ankommt. Zuletzt hatte er seine Bestleistung gleich mal um 2,27 Meter pulverisiert. Die Formkurve des 18-Jährigen geht also gerade steil nach oben.
Leonie Tröger
Vier deutsche Speerwerferinnen haben die Norm, eine davon ist Leonie Tröger. Die 19-Jährige war vor drei Jahren von Cottbus nach Halle zu Maria Ritschel gekommen und hat, so ihre Trainerin, „gerade im letzten Jahr eine erfreulich gute Entwicklung genommen“. Mit ihren 53,31 Metern liegt Tröger 2,31 Meter über der Norm, ist in der nationalen Hackordnung damit die Nummer drei. Kommt die HLF-Athletin in Mannheim aufs Treppchen, ist ihr der Platz im Boras-Aufgebot sicher.
Maximilian Sluka
Der Mittelstreckenläufer ist einer der Top-Favoriten in Mannheim. Sowohl über die 1 500 Meter am ersten als auch die 800 Meter am zweiten Tag wird der Sieg wohl nur über den HLF-Mann gehen. Als bester Deutscher über 800 Meter (1:49,08 Minuten) und Nummer zwei auf dem längeren Kanten (3:47,31 Minuten) hat er die Normvorgabe vom Verband souverän erfüllt (1:50,00/3:48,50).
Zwei schwere Rennen werden dennoch ein Kraftakt. Doch der Schützling von Trainer Wolfgang Thier will sich beide Strecken als Optionen offenhalten. Wo er letztlich in Boras startet, macht der HLF-Läufer von der internationalen Konkurrenz-Situation abhängig. „Erstmal muss er die Qualifikation schaffen, dann sehen wir weiter“, sagt Thier. Einen Schritt nach dem anderen.
Till Steinforth
Nur der Sieg zählt für den ehrgeizigen SV-Hürdensprinter. Eigentlich hatte sich der JEM-Starter des Vorjahres vorgenommen, über die 110 Meter schnell für klare Verhältnisse zu sorgen und die Baku-Norm so früh wie möglich zu erfüllen. Doch bisher lief es in der Saison nicht immer nach Plan. Ein Fehlstart machte beispielsweise in Jena einen Strich durch die Rechnung. Weil er auch noch umknickte, musste Steinforth seine Bänder schonen, statt die Vorbereitung im Trainingscamp in Kienbaum voranzutreiben eine Woche zu pausieren.
Doch davon ließ sich der 17-Jährige nicht beirren. Letzten Freitag in Zeulenroda stellte er in 13,86 Sekunden seine Bestzeit ein und schaffte damit auch die Norm (13,95). „Er will keinen La-La-Start, sondern immer eine Rakete zünden“, sagt Trainer Burkard Gäbel über seinen Schützling. Steinforth selbst bestätigt: „Meine Reaktionszeiten sind am Limit.“
Der Schnellstarter scheut nicht das Risiko. Und legt den Fokus trotzdem nicht nur auf die ersten Meter. Der Sportler mit dem Hang zum Perfektionismus ist übrigens auch ein Klasse-Mehrkämpfer. Die Entscheidung, für welche Disziplin er sich einmal entscheiden wird, ist noch nicht gefallen.
Till Blättermann
Der Spinter vom SV Halle hat mit den 100 und 200 Metern gleich zwei Chancen für einen Baku-Start. Mit seinen 10,66 Sekunden auf der kürzeren ist die Norm (10,75) fix. Auf der längeren gilt es die frische Bestzeit von 21,78 Sekunden noch einmal um 18 Hundertstel zu toppen. Der Hallenser, der laut Trainer Burkhard Gäbel eine Riesenentwicklung genommen hat, wird in den Ranglisten beider Disziplinen als Nummer zwei und drei geführt.
Sina Prüfer
Die Norm (15,80 m) war für die beste deutsche Kugelstoßerin ihrer Altersklasse kein Problem: Mit 17,51 Metern liegt sie klar darüber. Es müsste also schon mit dem Teufel zugehen, dass der Schützling von Katja Schreiber ihren Baku-Start doch noch versemmelt. Die 16-Jährige von den Halleschen Leichtathletik-Freunden, die auch mit dem Diskus zu den Besten gehört, hat zudem noch einen Joker in der Tasche: Sollte es mit der Drei-Kilo-Kugel in der U 18 doch nicht klappen, könnte sie tags darauf bei den U-20-Starterinnen und dem Vier-Kilo-Gerät um einen Startplatz im Boras-Team kämpfen.
Auch bei den Älteren führt sie mit 15,96 Metern die Bestenliste an und hat die Norm damit um knapp einen Meter überboten. Beide Meisterschaften wird sie aber definitiv nicht bestreiten: Baku hat Priorität. Ihre Trainingsgefährtin Michelle Oehmichen hat mit 15,89 Metern die U-18-Norm ebenfalls erfüllt. Doch weil sie damit aktuell nur Viertbeste ist, darf sie in Mannheim nicht starten. „Das ist für sie richtig bitter“, findet Trainerin Katja Schreiber.
Magnus Zimmermann
Der 16-jährige Diskuswerfer, der von seinem Vater Conrad Zimmermann betreut wird, hat die Norm von 56 Metern glatt in dieser Saison bereits dreimal geknackt. Mit seinen 57,50 Metern ist er die Nummer acht in Europa und Zweiter der Meldelisten. Doch nur einer darf nach Baku fliegen - und das ist der Sieger von Mannheim.
„Bei den Werfertagen in Halle hatte Magnus zwei leider ungültige Würfe dabei, die sehr, sehr weit waren. Das hat uns gezeigt, was geht“, begründet der Trainervater seine Zuversicht, dass sein Junior in dem Schlagabtausch durchaus prima Chancen hat. (mz)