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Nico Hammann Nico Hammann: Nico Hammann zurück ins Glück

Von Daniel George 21.07.2016, 21:02
Gute Laune im Trainingslager: Nico Hammann im FCM-Dress.
Gute Laune im Trainingslager: Nico Hammann im FCM-Dress. Schroedter

Wesendorf - Matthias Tischer lehnte sich ganz schön weit aus dem Fenster. Gespannt belauschte der Torwartrainer des 1. FC Magdeburg das Interview. Und er meinte zu wissen, was Nico Hammann antworten würde. „Es ist schön, wieder beim FCM zu sein“, flachste Tischer, im vergangenen Jahr noch als Keeper beim Drittligisten aktiv. „Magdeburg ist wie eine zweite Heimat für mich.“

Nico Hammann saß im Garten des Hotels im niedersächsischen Wesendorf und grinste. Denn so ähnliche Sätze hatte der 28 Jahre alte Defensivspezialist tatsächlich gerade zu Protokoll gegeben. Vielleicht sollte Matthias Tischer später Souffleur werden.

Die Szene im Trainingslager verdeutlichte aber, dass Hammann wieder im Kreise seiner Jungs ist. „Während meiner ersten zwei Jahre in Magdeburg waren die Mitspieler meine Familie“, erzählte er.

Doch weil die leibliche Familie in Baden-Württemberg lebt, zog es Hammann nach dem Drittliga-Aufstieg im Sommer 2015 weg vom FCM. Er wechselte nach Sandhausen in die zweite Liga, in die Nähe seiner Lieben. „Wir haben ihn nicht freiwillig gehen lassen“, sagt Magdeburgs Trainer Jens Härtel im Blick zurück. „Es war sein Wunsch, die Chance zweite Liga zu nutzen. Dass er dann wieder zurückgekommen ist, weil es nicht so geklappt hat, war nur logisch.“

Liebeserklärung an die Fans

Auch wenn es in der Winterpause 2016 andere Optionen gab: „Ich habe mich lange mit meiner Frau unterhalten und für uns war im Grunde klar, dass im Falle eines Wechsels nur Magdeburg in Frage kommen würde.“

Der Kontakt zu den Verantwortlichen riss auch während seiner Zeit in Sandhausen nie ab. Nur drei Partien durfte Hammann beim Zweitligisten bestreiten. Er war unzufrieden. Die Klub-Bosse auch. Also kehrte er nach einem halben Jahr zum 1. FC Magdeburg zurück.

Dort war er einer der gefeierten Aufstiegshelden gewesen. Die Fans wollten ihn damals nicht gehen lassen. Im Winter eröffneten sie sogar ein Spendenkonto, um seine Rückkehr zum FCM zu ermöglichen. „Die Fankultur ist der Wahnsinn“, sagt Nico Hammann. „Diese Voraussetzungen hast du nicht überall, ich weiß das jetzt aus Erfahrung.“ In Sandhausen seien 4 000 bis 6 000 Zuschauer zu den Heimspielen erschienen. Beim FCM sind es dreimal so viele. „Das hört sich abgedroschen an, aber der Verein ist wirklich eine Herzensangelegenheit für mich. Man fühlt total mit dem Klub. Der FCM hat eine gewisse Aura, eine besondere Ausstrahlung.“

Die schätzt Nico Hammann. Und Magdeburg schätzt ihn. „Als wir ihn zurückgeholt haben, wussten wir, worauf wir uns einlassen“, meint Jens Härtel. „Mit seiner Beidfüßigkeit und seiner extrem guten Schusstechnik hilft er uns weiter. Und er brauchte nicht viel Eingewöhnungszeit.“

Wobei: Nach Monaten ohne Spielpraxis war es für die defensive Allzweckwaffe „schwerer als gedacht, wieder in den Rhythmus zu kommen“, wie Hammann sagt. „In den ersten Partien habe ich die Unsicherheit gemerkt. Aber die letzten drei, vier Spiele liefen dann schon wieder so, wie ich mir das vorgestellt habe.“

Schlaflos dank Sohn Levi

Nun bietet Hammann seinem Trainer mit Blick auf die neue Saison zahlreiche Möglichkeiten: auf der linken oder rechten Außenbahn, sogar im Abwehrzentrum - überall fühlt sich der 1,85-Meter-Mann wohl. Wenngleich seine Trikotnummer zehn einen großen Offensiv-Strategen in ihm vermuten lässt. „Dafür habe ich mir von den Jungs auch schon den ein oder anderen Spruch anhören müssen“, erzählt Hammann lächelnd.

Er ist wieder glücklich. Und ausgeschlafen. Endlich. Sohn Levi, gerade einmal siebeneinhalb Wochen alt, hat Nico Hammann und seine Frau Laura in den vergangenen Wochen wach gehalten. „Richtig durchgeschlafen habe ich da vielleicht eine Nacht“, sagt der Kicker.

Das kräftezehrende Trainingslager in Wesendorf kam ihm da gerade recht. Kontakt zu seiner Familie hatte er, na klar. Aber gequengelt oder geschrien hat niemand - höchstens vielleicht mal Matthias Tischer aus dem Fenster. Doch das war ja nur witzig gemeint. (mz)