«Zum Arabischen Coffe Baum» «Zum Arabischen Coffe Baum»: Museum lockt seit fünf Jahren mit Legenden und «Juwelen»

Leipzig/dpa. - Türkentrank, Muckefuck, Göttertrunk und Plärre - viele Worte, und noch mehr Legenden ranken sich um den Kaffee. Davon profitiert auch das seit fünf Jahren bestehende Museum «Zum Arabischen Coffe Baum» in Leipzig. Mehr als 100 000 Besucher aus aller Welt bestaunten seither die Sammlung in den 16 kleinen Räumen von Deutschlands ältestem durchgehend betriebenen Kaffeehaus und dem zweitältesten Europas. «Kaffee ist wieder in, er hat in den vergangenen acht Jahren ein richtig jugendliches Image bekommen», sagt Kulturhistorikerin Ulla Heise.
Die Leipzigerin erforscht seit 20 Jahren die Geschichte des Heißgetränks und weiß: «Die Bohne hat noch viele Geheimnisse.» Während heute Dutzende von Kaffeespezialitäten die Gaumen der Genießer kitzeln, setzten die Menschen einst vor allem auf das Drumherum: kostbares Porzellan und kunstvoll verzierte Mühlen, Tassen mit kopulierenden Pärchen und Kannen mit ausschweifenden Gelagen. Auch dies verdeutlicht die Schau mit 500 Exponaten.
Inspiriert von der angeblich aphrodisierenden Wirkung des Kaffees heißt es bereits in Johann Sebastian Bachs Kaffeekantate (1732): «Ey, wie schmeckt der Coffee süße, lieblicher als tausend Küsse.» «Die Ordnungshüter der damaligen Zeit fragten sich sogar, ob der Kaffeegenuss nicht sittlich enthemmende Wirkung habe», erzählt Heise schmunzelnd. Zum Volksgetränk wurde der ursprünglich religiöse Zeremonialtrunk spätestens im 17. Jahrhundert, als der erste europäische Coffeeshop in London eröffnet wurde. «Fahrbare Kaffeeküchen für Industriearbeiter gab es schon vor 300 Jahren», meint Heise.
Von allen Konsumenten haben die Menschen im Freistaat eine ganz besondere Beziehung zu der gerösteten Bohne, weshalb sie liebevoll auch «Kaffeesachsen» genannt werden. Wie Museums-Chefin Hannelore Stingl in fast jeder Führung berichtet, wollten die sächsischen Truppen im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) unter Friedrich dem Großen nicht eher in die Schlacht ziehen, bevor sie ein «Scheelchen Heeßen» bekommen. Nach dem Motto: «Ohne Goffee gönnmr nich gämbbfen».
Seither wird an der Geschichte vom Kaffeesachsen weitergestrickt: Tatort-Kommissar Ehrlicher (Peter Sodann) philosophiert ebenso gerne über den braunen Muntermacher wie Kabarettist Meigl Hoffmann, der seinen Kaffee liebenden Landsleuten ein eigenes Programm geschenkt hat. Das Vorbild lieferte Mundartdichterin Lene Voigt: «Gaffee, Gaffee, edler Drobben,/Gedderdrank so wunderscheene!/ Mancher schwärmt fier Malz un Hobben,/ Doch ich lobe dich alleene.»