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Geschichte Zukunftszentrum: Jubel in Halle, Mitbewerber enttäuscht

Nach langer Jury-Sitzung wurde am Abend bekannt: Halle wird als Standort für das neue Zukunftszentrums Deutsche Einheit vorgeschlagen. Nun muss noch das Bundeskabinett entscheiden.

Von dpa Aktualisiert: 17.02.2023, 06:15
Blick auf den Marktplatz von Halle/Saale.
Blick auf den Marktplatz von Halle/Saale. Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

Halle - Unter fünf Bewerbungen hat sich Halle an der Saale durchgesetzt und soll nach einer Jury-Entscheidung Standort für das geplante Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation werden. Am Dienstagabend wurde die Empfehlung der Auswahlkommission bekannt - am Mittwoch (14.00 Uhr) sollen in Berlin Details vorgestellt werden. Die Bundesregierung will sich nach der Standortempfehlung der Jury richten. Fünf Bewerbungen waren im Rennen. Neben Halle waren das Frankfurt (Oder), Eisenach, Jena sowie das Duo Leipzig und Plauen.

In Sachsen-Anhalt und insbesondere in Halle war der Jubel kurz nach der Bekanntgabe groß. „Halle ist ein idealer Ort für dieses Zentrum. Das wissenschaftliche und kulturelle Umfeld der Stadt genügt höchsten Ansprüchen“, erklärte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). Halles Bürgermeister Egbert Geier (SPD) sagte: „Das ist eine großartige, um nicht zu sagen: einmalige Nachricht für unsere Stadt, die Region und das Land Sachsen-Anhalt“. Er hob die Teamleistung hervor. Ein Netzwerk aus über 70 kulturellen, zivilgesellschaftlichen, wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Einrichtungen habe die Bewerbung mitgetragen und gefördert.

Das Zukunftszentrum soll die Leistungen der deutschen Vereinigung würdigen und die Erfahrungen daraus für künftige Umbrüche und Krisen nutzbar machen. Es soll Begegnungs- und Forschungsstelle zugleich sein, Raum bieten für Kultur und lebendige Diskussionen.

Nach einem Architekturwettbewerb soll bis 2028 ein „Gebäude mit einer herausgehobenen modernen Architektur“ für bis zu 200 Millionen Euro gebaut werden. Für den Betrieb sind 40 Millionen Euro im Jahr vorgesehen. Bis zu eine Million Menschen soll das Zentrum jedes Jahr anziehen. Für den Ostbeauftragten Carsten Schneider ist es „eines der wichtigsten Projekte für die Festigung der Deutschen Einheit und des Zusammenhalts in Europa“.

Thüringens Kulturminister und Chef der Staatskanzlei, Benjamin-Immanuel Hoff (Linke), erklärte: „Die Ansiedlung des Zukunftszentrums wird Wirkung in die gesamte Metropolregion Mitteldeutschland entfalten und ist somit ein Gewinn für Mitteldeutschland insgesamt“.

Aus Frankfurt/Oder, dem große Chancen eingeräumt worden waren, kamen ebenso Glückwünsche wie auch eine enttäuschte Reaktion. Oberbürgermeister René Wilke (Linke) schrieb auf Facebook: „Gratulation an Halle (Saale). Für unsere Stadt ist es eine unverdiente Niederlage.“ Nach Angaben der Stadt ging das Rennen denkbar knapp aus. Frankfurt (Oder) landete demnach auf dem zweiten Platz und hatte sich zuletzt ein Rennen mit Halle geliefert.

Halle hat rund 240.000 Einwohner und liegt im Dreiländer-Eck Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen. Bürgermeister Geier erklärte, das Zukunftszentrum solle als Denkfabrik zu einem Impulsgeber für Deutschland und Europa werden. Es sollten Lösungsansätze gefunden werden für aktuelle und künftige gesellschaftliche, soziale, wirtschaftliche und ökologische Herausforderungen wie etwa Klimawandel, Migration, Demografie, die Weiterentwicklung der Demokratie.