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Zukunft der Hitler-Figur nach Attacke unklar

06.07.2008, 13:38

Berlin/dpa. - Nur wenige Minuten nach der Eröffnung von Madame Tussauds in Berlin hat ein 41-jähriger Störer der Wachsfigur von Adolf Hitler den Kopf abgerissen.

Der Mann, laut Medienberichten ein der linken Szene nahestehender Ex-Polizist, stürzte am Samstagmorgen auf den wächsernen Diktator zu und zerstörte die umstrittene Puppe - angeblich wegen einer Wette. Mitarbeiter konnten die Attacke nicht verhindern. Die Polizei nahm den Querulanten noch in dem Museum nahe dem Brandenburger Tor fest. Er ist wieder frei. Gegen Frank L. wird wegen Sachbeschädigung und Körperverletzung ermittelt, ein Mitarbeiter des Wachsfigurenkabinetts war leicht verletzt worden. Ob der Diktator wieder ausgestellt wird, ist noch unklar.

Medienberichte zeichneten den Täter als Störenfried, der seinen Dienst als Polizist vor Jahren quittiert hat. Die Berliner Polizei äußerte sich dazu nicht. Als Grund für die Randale gab er eine Wette mit Freunden an. «Ich stehe politisch eher links, bin aber kein Extremist», sagte Frank L. der «Bild am Sonntag». Außerdem habe er sich sehr über die Hitler-Figur in der Ausstellung geärgert. Frank L. zeigte auch Reue. «Gestern hätte ich gesagt, ich fühl mich gut. Aber heute tut es mir schon wieder leid, was ich da getan habe», sagte er dem Internetportal «Morgenpost Online». Bei der Wette sei es aber nicht um Geld gegangen, betonte er.

Die Sprecherin des Museums, Natalie Ruoß, konnte sich am Samstag nicht erklären, wie es zu dem Vorfall kam, am Sonntag gab es keine weitere Stellungnahmen. Zwei Mitarbeiter hatten den Angreifer noch aufhalten wollen. Dabei kam es zu einem Handgemenge, bei dem einer der Mitarbeiter am Bein verletzt wurde. Schließlich sprang der 41-Jährige über den Schreibtisch, schrie «Nie wieder Krieg» und köpfte den Diktator, wie ein Augenzeuge der dpa sagte. Die angeblich 200 000 Euro teure Figur wurde in einen nicht-öffentlichen Raum gebracht.

Das neue Wachsfigurenkabinett Unter den Linden 74 ist nach London und Amsterdam die dritte Tussauds-Niederlassung in Europa und die achte weltweit. Als bekannt wurde, dass eine Adolf-Hitler-Puppe in Berlin zu sehen sein wird, gab es viele Proteste. Der Diktator war als gebrochener, alter Mann hinter einem Schreibtisch dargestellt. Das Berühren oder Fotografieren sollte verboten sein. In London bei Madame Tussauds und im Hamburger Panoptikum stehen ebenfalls Hitler-Figuren. Die britische wurde schon oft beschädigt, aus Hamburg sind kaum Probleme bekannt.

Unter den mehr als 70 Figuren im Berliner Kabinett sind auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sowie der Schriftsteller Günter Grass. Alt-Kanzler Helmut Kohl (CDU) bemängelte nach Angaben der «Bild»-Zeitung, dass er nie sein Einverständnis dazu gegeben habe, dass er in dem Museum dargestellt wird. «Das ist alles sehr unseriös, da fehlt jeder Anstand. Ich gebe die Sache meinem Anwalt», sagte Kohl. Sein Büroleiter bestätigte auf Anfrage den Bericht, wollte aber keine weiteren Angaben dazu machen.

Internet: www.madametussauds.com/Berlin