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Zoologie Zoologie: Welche Geräusche macht ein Maulwurf?

Von Aliki Nassoufis 18.07.2006, 08:01

Berlin/dpa. - «Nur die Sammlung an der Cornell University in den USA ist größer und die in London hat etwa denselben Umfang wie unsere», sagt der Leiter des Archivs, Karl-Heinz Frommolt. Seit 1951 sammeln die Berliner Mitarbeiter die Stimmen von kleinen und großen Tieren. Besonders wertvoll: die vermutlich einzige Aufnahme eines Maulwurfs.

«Mit den Aufnahmen kann man das Verhalten der verschiedenen Tiereanalysieren, denn Laute sind ja ein wichtiger Bestandteil desVerhaltens», erklärt Frommolt das Hauptaufgabengebiet des Archivs.Dafür werteten schon der bekannte Forscher Günter Tembrock und seineKollegen in den 50er Jahren die Länge und die Frequenz jederAufnahme aus und erstellten so eine exakte Beschreibung der einzelnenGesänge und Rufe. «Das ermöglicht Wissenschaftlern das genaueUntersuchen beispielsweise von Balz- oder Warnrufen», sagt Frommolt.

Die Aufnahmen werden allerdings auch für populärwissenschaftlicheZwecke genutzt. Einige von ihnen sind in Audioinstallationen inZoologischen Gärten oder Naturkundemuseen zu hören oder werden fürakustische Beilagen zu Büchern verwertet. Für die aktuelle Audiothekder Brockhaus Enzyklopädie wurden sogar mehr als 1500 Aufnahmen zurVerfügung gestellt.

Dabei hatte das Berliner Archiv einst ganz klein begonnen. Am 30.Oktober 1951 wollte der junge Tembrock, damals wissenschaftlicherMitarbeiter des Zoologischen Instituts und späterer Gründer desArchivs, ein neues Tonbandgerät ausprobieren - und hielt es vonseinem Büro aus in den Innenhof, wo sich gerade ein frei fliegenderWaldkauz mit seinen zwei im Käfig gehaltenen Artgenossen«unterhielt». «Die Gesänge dieser drei Waldkäuze waren dieGeburtsstunde des Tierstimmenarchivs», erzählt Frommolt, der selberseit 1987 für die Sammlung verantwortlich ist.

Während zu Beginn der Sammlung die meisten Stimmen noch in Berlinund Umgebung - vor allem im Zoo und im Tierpark - aufgenommen wurden,kamen im Laufe der Jahre immer exotischere Gebiete hinzu. Heute gibtes Aufnahmen von Tieren rund um den Globus, darunter aus demKaukasus, Zentralasien, Nordafrika und der Antarktis.

«Judiitjudiit» ruft beispielsweise die Singdrossel, während dieFüchse ein eher melodisches «huhuhu» bellen. «Wir haben dieumfangreichste Säugetiersammlung der Welt», sagt Biologe Frommoltstolz. «Dazu gehören vor allem die Aufnahmen von hundeartigen Tierenwie Wölfen, Schakalen und Polarfüchsen - immerhin hatten wir hier amZoologischen Institut auch einige Zeit eine eigene Außenanlage mitRotfüchsen.»

Besonders wertvoll in der Sammlung ist dennoch die weltweitvermutlich einzige Aufnahme eines Maulwurfes. Ein Mitarbeiter hattedas Tier in den 60er Jahren zufällig auf einem Feld entdeckt undmit ins Institut gebracht. Auf der nur knapp zweiminütigen Tonspurist jetzt ein leises, schniefartiges Geräusch zu hören.