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Nations-League-Finale Zeit für Revanche – über 38.500 Fans fiebern mit DFB-Frauen

Im Nations-League-Finale treffen die deutschen Fußballerinnen erneut auf Spanien. Der Einsatz von Torhüterin Berger ist noch offen, Mittelfeldstar Brand schwärmt von der Hinspiel-Kulisse.

Von David Joram, dpa Aktualisiert: 27.11.2025, 17:21
Das EM-Halbfinale im Sommer entschied Spaniens Aitana Bonmatí mit diesem Schuss. Wie geht es diesmal aus?
Das EM-Halbfinale im Sommer entschied Spaniens Aitana Bonmatí mit diesem Schuss. Wie geht es diesmal aus? Nick Potts/PA Wire/dpa

Kaiserslautern - Als die Torwart-Heldin patzte, war alles vorbei. 0:1 nach Verlängerung, der Traum vom Titel: ausgeträumt. Tränen flossen. Das verlorene EM-Halbfinale gegen Spanien wirkt noch nach, wenn die deutschen Fußballerinnen an diesem Freitag (20.30 Uhr/ZDF) ihre erste Chance auf eine Revanche seit dem Turnier-Aus in der Schweiz erhalten. Im Hinspiel des Nations-League-Finales fiebern mindestens 38.500 Fans in Kaiserslautern mit. Das Ziel ist klar: „Wir wollen den Titel holen“, kündigte Offensivstar Jule Brand an.

Bei der gebürtigen Pfälzerin ist die Vorfreude auf das Top-Duell gegen die Titelverteidigerinnen und Weltmeisterinnen besonders groß, „gerade auf dem Betzenberg. Ich glaube, die Kulisse wird sehr, sehr cool“. Die prickelnde Atmosphäre im Fritz-Walter-Stadion kennt Brand noch von früher, einst schleppte sie der Onkel den „Betze“ hoch: „Weil ich aus der Pfalz komme, musste ich auch irgendwie Kaiserslautern-Fan sein, als ich ein Kind war.“ Die ganze Familie sei's schließlich auch gewesen.

Nun kehrt die 23-Jährige von Olympique Lyon zurück - und dürfte in ihrem 68. Länderspiel (11 Tore) stark gefordert sein. Vor allem an Brand, die technisch wie läuferisch Außergewöhnliches leisten kann, wird es liegen, den spanischen Tiki-Taka-Rhythmus zu brechen, für Entlastung und am besten auch Torgefahr zu sorgen. 

Brand über ihre Lieblingsposition: „Überall rumlaufen“

Ob die Ex-Wolfsburgerin auf der Außenbahn wirbeln darf oder auf der Zehn, wie zuletzt in den Nations-League-Halbfinalpartien gegen Frankreich (1:0/2:2), ist noch offen. Und der Tempodribblerin offenbar auch egal. Zwar spiele sie gern im Zentrum, weil sie dann „überall rumlaufen“ könne. Aber letztlich entscheide der Trainer: „Ich mag's auf Außen, auf der Zehn. Da, wo ich am meisten helfen kann.“

Eigeninteressen müssen bei Bundestrainer Christian Wück ohnehin weit hinten angestellt werden. Spaniens Ballbesitzmaschine, die seit August von der neuen Cheftrainerin Sonia Bermúdez geölt wird, will Wück mit einem alten Rezept stoppen: „Es werden elf gute Individualistinnen gegen ein Team verlieren - und dieses Team wollen wir dann auf dem Platz sein.“ 

Der 52 Jahre alte Ex-Stürmer hofft, dass seine Elf auch offensiv die richtigen Lösungen findet. „Es ist unheimlich wichtig, dass wir, ähnlich wie im Spiel gegen die Französinnen, die Räume, die uns die Spanierinnen bieten aufgrund ihrer Spielweise, dann eben auch nutzen“, fordert der Chefcoach.

Wück: Gegenstöße „effizient zu Ende spielen“

„Diese Gegenstöße, die wir fahren wollen, möchten wir dann auch effizient zu Ende spielen“, ergänzte Wück, der sein Team natürlich in eine gute Ausgangslage für das Rückspiel am Dienstag (18.30 Uhr/ARD) im Madrider Estadio Metropolitano versetzen möchte. Dafür braucht es Tore, für die neben Brand insbesondere Flügelflitzerin Klara Bühl und Stoßstürmerin Nicole Anyomi sorgen könnten. Bayern-Torjägerin Lea Schüller fehlt aus familiären Gründen.

Am Donnerstag mussten auch Innenverteidigerin Camilla Küver und Mittelfeldspielerin Sydney Lohmann für die Finalpartien absagen, beide wegen muskulärer Beschwerden. Wück hatte vorsorglich bereits Innenverteidigerin Bibiane Schulze Solano von Athletic Bilbao nachnominiert.

Ganz hinten ist der Einsatz von Torhüterin Ann-Katrin Berger, die in den Duellen im Oktober gegen Frankreich wegen Knieproblemen gefehlt hatte, noch offen. Wück wollte das Abschlusstraining am Donnerstagabend abwarten, es war Bergers erste Einheit mit dem Team während dieses Lehrgangs. Sie sei zwar „definitiv einsatzfähig“, sagte Wück bei der Abschluss-Pressekonferenz, ihre Anreise aus den USA erst am Mittwoch wegen zuvor mehrfach verschobener Flüge sei aber strapaziös gewesen. Als erste Alternative stünde Stina Johannes bereit, die gegen Frankreich gut hielt.

Den EM-K.o. wird die 35 Jahre alte Berger noch im Kopf haben: Beim Gegentor hatte sie damals die kurze Ecke einen Spalt zu weit offen gelassen. Aber auch das verbindet Berger und die DFB-Frauen mit Spanien: Im Spiel um Olympia-Bronze 2024 rettete die Torhüterin von Gotham FC das 1:0, als sie tief in der Nachspielzeit einen Elfmeter von Alexia Putellas hielt.

Putellas und Bonmatí zaubern wie bei Barça

Spaniens individuelle Klasse verkörpern vor allem zahlreiche Stars des FC Barcelona wie die mehrmaligen Weltfußballerinnen Putellas und EM-Halbfinal-Torschützin Aitana Bonmatí. Deren Stärke bekam zuletzt der deutsche Doublesieger FC Bayern beim 1:7-Debakel im Oktober in der Champions League zu spüren.

„Wir haben gemerkt, dass es darauf ankommt, kompakt zu stehen, gut zu verteidigen“, riet DFB-Außenverteidigerin Franziska Kett in dieser Woche. Bei dem Bayern-Untergang in Barcelona musste die 21-Jährige durchspielen.