Berlin Wo könnte ein Erinnerungsort zum Kolonialismus entstehen?
Kultursenatorin Sarah Wedl-Wilson reist diese Woche nach Namibia. Ein Bündnis macht in einem neuen Bericht Vorschläge, wie in Berlin an die Kolonialvergangenheit erinnert werden könnte.

Berlin - In Berlin sollte mit einem zentralen Gedenkort an die Kolonialvergangenheit erinnert werden - das fordert ein Bündnis, das das Konzept „Kolonialismus erinnern“ erarbeitet hat. Der Bericht wurde Kultursenatorin Sarah Wedl-Wilson und übergeben. Ein zentraler Lern- und Erinnerungsort solle in Berlins Mitte und an einem historisch relevanten Standort entwickelt werden, heißt es darin.
Im Blick seien derzeit unter anderem der Standort des ehemaligen Deutschen Kolonialmuseums an der Moltkebrücke, der Ort des früheren sogenannten Königlichen Museums für Völkerkunde in Berlin-Kreuzberg und das Areal am Karpfenteich im Treptower Park, wo 1896 die sogenannte Völkerschau der Ersten Deutschen Kolonialausstellung stattgefunden habe.
Senatorin: Werden uns auf die Suche machen
Das Abgeordnetenhaus hatte 2019 die Entwicklung eines Aufarbeitungs- sowie Erinnerungskonzeptes zum Kolonialismus beschlossen. Das Konzept wurde von Initiativen aus der Zivilgesellschaft unter Federführung des Literaturwissenschaftlers Ibou Coulibaly Diop erarbeitet. Eckpunkte waren 2024 vorgestellt worden. Neben einem zentralen Ort werden etwa eine „dezentrale Erinnerungslandschaft“ und die Etablierung dauerhafter Strukturen gefordert.
Wo ein zentraler Gedenkort entstehen, wie er aussehen und finanziert werden könnte, ist noch unklar. Kultursenatorin Wedl-Wilson sagte, es sei wichtig, einen Ort zu finden, der zugänglich sei und sich abhebe. „Und da werden wir uns auf die Suche machen.“ Einen Zeitplan nannte sie nicht.
Reise nach Namibia
Gemeinsam mit dem Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) reist Wedl-Wilson diese Woche in Namibias Hauptstadt Windhoek. Anlass ist das 25-jährige Jubiläum der Städtepartnerschaft beider Kommunen. Das Deutsche Reich war von 1884 bis 1915 Kolonialmacht im damaligen Deutsch-Südwestafrika und schlug Aufstände gegen seine Herrschaft brutal nieder.
Während des Herero-und-Nama-Kriegs kam es damals zu einem Massenmord, der als erster Genozid im 20. Jahrhundert gilt. Historiker schätzen, dass 65.000 von 80.000 Herero und mindestens 10.000 von 20.000 Nama getötet wurden.