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Wissenschaft Wissenschaft: Tiefseetier lockt mit roten Lichtsignalen Beute an

07.07.2005, 15:01
Die Kombo zeigt ein Tiefseetier, dass Biologen um Steven Haddock vom Forschungsinstitut am Aquarium der Monterey Bucht (Kalifornien) entdeckten haben und Erenna nennen, und eine Nahaufnahme desselben Tieres, auf der das Aussenden roter Lichtimpulse zu sehen ist (Foto undatiert). (Foto: dpa)
Die Kombo zeigt ein Tiefseetier, dass Biologen um Steven Haddock vom Forschungsinstitut am Aquarium der Monterey Bucht (Kalifornien) entdeckten haben und Erenna nennen, und eine Nahaufnahme desselben Tieres, auf der das Aussenden roter Lichtimpulse zu sehen ist (Foto undatiert). (Foto: dpa) Science

Washington/dpa. - Bei Rotlicht lieber stehen bleiben: DieseWeisheit aus dem Straßenverkehr gilt nach Erkenntnis von US-Biologenauch für die Tiefsee. Die Biologen entdeckten ein bisher unbekanntesquallenartiges Tiefseetier, das seine Beute gut zwei Kilometer unterder Meeresoberfläche mit fluoreszierendem Rotlicht anlockt und dannverspeist. Der Fund sei in mehrfacher Hinsicht überraschend,schreiben Steven Haddock und Kollegen vom Forschungsinstitut amAquarium der Monterey Bucht (Kalifornien) im Wissenschaftsjournal«Science» (Bd. 309, S. 263) vom Freitag.

Das Tier, ein Verwandter der Quallen und der Korallen, den dieForscher Erenna nennen, hat als erste bisher bekannte wirbellose Artdie Fähigkeit gezeigt, unter Wasser rot zu blinken. Die Fangarme vonErenna haben zahlreiche dünne Nebenarme, die - wie Quallen - mitTausenden von Gift absondernden Zellen besetzt sind. Zwischen ihnenliegen jene Flecken, die bei jungen Tieren blaugrüne Lichtsignale undbei den ausgereiften Exemplaren das Rotlicht abgeben.

Dagegen ist «Rotlicht» bei Fischen keine Seltenheit, erläutert dasTeam um Haddock. Andere Meerestiere «leuchten» zwar auch, allerdingsnur in Blau oder Grün. Tiere der Gattung Siphonophores, zu der auchErenna gehört, setzen fluoreszierendes Licht zur Verteidigung ein.Nicht aber - wie Erenna - als Lockmittel zum Beutefang.

Nicht weniger überraschend kam für Haddock und Kollegen dieErkenntnis, dass rotes Licht im pechschwarzen Dunkel der Tiefseeüberhaupt erkennbar ist. Das Team war bei Ausflügen mit seinemTiefseetauchgerät «Tiburon» in 1600 bis 2300 Meter Tiefe auf dreiErenna-Exemplare gestoßen und hatte sie zur Untersuchung im Laborgefangen. Zwei der drei Tiere hatten Fische gefressen. Darausschließen die Forscher weiterhin, dass Erenna - anders als diesonstigen Vertreter ihrer Gattung - von Fischen statt von Krebsen undanderen Krustentieren leben.