Wissenschaft Wissenschaft: Klon-Experiment in Südkorea bedeutet keinen Durchbruch

Hamburg/Seattle/dpa. - Nach dem Klon-Experiment südkoreanischer Wissenschaftler werden die Zukunftschancen von Therapien mit Stammzellen aus geklonten Embryos kontrovers beurteilt. Der südkoreanische Forscher Shin Yong Moon, der mit seinem Kollegen Woo-Suk Hwang erstmals Stammzellen aus menschlichen Klon-Embryonen gewonnen hatte, räumte selbst ein, für unheilbar Kranke gebe es auf diesem Weg noch keine Aussicht auf baldige Rettung. «Es werden noch mindestens zehn Jahre vergehen, wenigstens», bekräftigte er in einem dpa-Gespräch am Freitag in Seattle (US-Bundesstaat Washington).
Hwang hofft, einmal Patienten in aller Welt mit Stammzellen heilen zu können. «Wir haben das Patentrecht bereits beantragt», sagte er. Die Stammzellen aus Klon-Embryonen können sich unter anderem zu Vorläufern von Nerven, Muskeln, Bindegewebe und Knorpeln entwickelten. Die Forscher hatten weltweit erstmals menschliche Stammzellen aus einem Klon-Embryo gewonnen.
Deutsche Forscher äußerten die Befürchtung, von asiatischen Wissenschaftlern in dem Bereich überrundet zu werden und ins Hintertreffen zu geraten. Deutschland und andere europäische Länder verbieten therapeutisches Klonen aus ethischen Erwägungen. Der Kölner Stammzellforscher Jürgen Hescheler sagte dem Nachrichtenmagazin «Der Spiegel»: «Es wird ethisch immer schwieriger, durch Verbote den medizinischen Fortschritt zu blockieren. Die Leute müssen dann später ins Ausland gehen, um sich behandeln lassen zu können.» Das therapeutische Klonen müsse auch in Deutschland fortentwickelt werden, forderte der Molekularmediziner Prof. Detlev Ganten erneut.
Der Hirnforscher Otmar Wiestler hingegen, der zu den ersten deutschen Forschern zählte, die mit importierten embryonalen Stammzellen arbeiteten, sagte der «Süddeutschen Zeitung»: «Das "therapeutische Klonen" wird in meinen Augen nie zur Therapie eingesetzt werden. Es ist ein Irrweg.» Bei der auf diese Weise herbeigeführten Gewinnung von Spenderzellen für Zellverpflanzungen gebe es zu viele genetische Defekte. Für eine neue Debatte über gesetzliche Grundlagen sei es aus Forschungssicht derzeit noch zu früh.
Beim therapeutischen Klonen möchten die Forscher Stammzellen aus einem Embryo gewinnen, der allein zu Therapiezwecken erzeugt und dann zerstört wird. Ziel ist es, neues Gewebe mit dem Erbgut eines Patienten zu züchten, das nicht vom Immunsystem abgestoßen wird.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Mainzer Kardinal Karl Lehmann, kritisierte, bei dem koreanischen Experiment sei «der Mensch in extremer Weise Mittel zum Zweck» geworden. «Menschliches Leben wird hier auf menschenverachtende Weise zum Ersatzteillager degradiert», sagte Lehmann der Mainzer «Allgemeinen Zeitung».
