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Wissenschaft Wissenschaft: Erstes angebliches Klonbaby «Eve» geboren

27.12.2002, 12:02
Infografik zum Klonen von Menschen. (Grafik: dpa)
Infografik zum Klonen von Menschen. (Grafik: dpa) dpa

Washington/dpa. - Eve, wie das erste angebliche Klonbaby vorerst genannt werde,erblickte laut Boisselier mit knapp sieben Pfund am 2. Weihnachtstagum 11.55 Uhr amerikanischer Ostküstenzeit (17.55 Uhr MEZ) das Lichtder Welt. Die Eltern seien Amerikaner. Die 31-jährige Mutter seigeklont worden und habe das Kind selbst zur Welt gebracht. IhrLebensgefährte sei unfruchtbar. In welchem Land die Geburt erfolgte,teilte die Biochemikerin nicht mit.

Das Baby werde in drei Tagen die Klinik verlassen. Dann könntenunabhängige Wissenschaftler eine genetische Probe nehmen und sollteninnerhalb von einer Woche den Nachweis führen können, dass das Babytatsächlich geklont sei, sagte Boisselier. Die Eltern würden sichwahrscheinlich zu gegebener Zeit selbst der Presse stellen.

Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie undGeburtshilfe, Prof. Klaus Diedrich (Lübeck), hielt die Berichte überdas angebliche Klonbaby für wenig glaubwürdig. «Der Beweis muss ersterbracht werden», sagte er. Diedrich forderte ein weltweitesKlonverbot für Menschen. Der Bonner Reproduktionsmediziner Prof. Hansvan der Ven reagierte ebenfalls skeptisch. «Das Klonen ist sehr, sehraufwendig und erfordert viele Versuche. Dass es wirklich im Laborumgesetzt worden ist, halte ich für sehr unwahrscheinlich.» Sollte essolche Versuche gegeben haben, handele es sich um«verantwortungsloses Experimentieren mit menschlichem Leben».

Nach Angaben von Boisselier wurde bei dem Klonen des Mädchenspraktisch dieselbe Methode angewandt wie bei der Produktion desKlonschafs Dolly vor gut sechs Jahren. Der Prozess sei mit einerHautzelle der Mutter gelungen. Außer «Eve» habe sie noch weitere vierBabys geklont, die bis Ende Januar zur Welt gebracht werden sollen,außer dem kommende Woche in Europa ein weiteres in Nordamerika undzwei in Asien.

Sollten auch die anderen Kinder gesund geboren werde, wolle siedemnächst weitere 20 geklonte Embryos austragen lassen, kündigteBoisselier an. Ihr Team habe im August 2001 begonnen, menschlichesErbgut in ausgehöhlte Eizellen von Rindern zu verpflanzen und beietwa 3000 Versuchen Erfahrung zu sammeln. Im Januar dieses Jahreshabe sie sich dann auch an menschliche Eizellen gewagt und Frauennach dreimonatigem Experimentieren erstmals geklonte Embryoseingesetzt. Von diesen zehn Schwangerschaften seien fünf schon nachwenigen Tagen am Ende gewesen.

Boisselier beschrieb die Erzeugung des ersten angeblichenKlonbabys als «Ergebnis harter Arbeit und Entschlossenheit». Das Kindsei «kein Monster», sondern ein ganz gesunder Nachwuchs, dessenGeburt den Eltern «den glücklichsten Tag ihres Lebens» beschert habe.Die Großmutter habe bereits die Ähnlichkeit der kleinen «Eve» mitihrer Mutter bestätigt.

Boisselier, die eine Kilinik auf den Bahamas unterhält, räumteein, dass Wissenschaft Gutes und Schlechtes hervorbringen könne. Siehabe etwas Gutes getan, sagte sie. «Wenn ich Eltern mit meinerForschung zu einem Baby verhelfen kann, ist das sicher nichtschlechter als eine Wissenschaft, die Bomben zum Töten entwickelt.»  

   Außer Boisselier hatten noch zwei andere Fruchtbarkeitsexpertendie Geburt der ersten geklonten Menschen in Aussicht gestellt, derItaliener Severino Antinori und der Amerikaner Panos Zavos.

   Tierzuchtexperten haben seit dem Klon-Schaf «Dolly» 1997 schonverschiedene Säugetiere geklont, darunter Mäuse, Katzen, Ziegen undRinder. Sie meinen, dass es theoretisch auch möglich sei, Menschen zuklonen. Allerdings kommen in der Tierzucht Dutzende oder sogarHunderte missglückter Versuche auf die Geburt eines geklonten Tiers.

   Der Klonforscher George Seidel von der Staatlichen Universitätvon Colorado bezeichnete eine Erfolgsrate von zwei Prozent alstypisch. Das hieße, dass bei Rindern «wenigstens 50 solcher Versuche(auf ein erfolgreich geklontes Tier) kämen», sagte Seidel der «NewYork Times». Seinen Ausführungen zufolge sind geklonte Tiere sehrhäufig missgebildet und haben Probleme mit den Nieren, dem Herz undder Lunge. Viele sterben in den ersten Tagen nach der Geburt, sagteSeidel. Solch hohe Rate von Abnormalitäten sei «vielleicht noch beigeklonten Rindern akzeptabel, ganz bestimmt aber nicht beiMenschenkindern».

  Raelianer sind die Anhänger von Raël, dem aus Frankreichstammenden Schlagersänger und Rennfahrer Claude Vorilhon, der inKanada ein religiöses Zentrum unterhält. Die Sekte gibt die Zahlihrer Mitglieder mit etwa 55 000 an. Sie glauben, dass das Klonenihnen die Möglichkeit gibt, Religion und Wissenschaft zu verbinden.