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Wissenschaft Wissenschaft: DNA-Entdecker Francis Crick starb mit 88 Jahren

29.07.2004, 18:33
Francis Crick, Entdecker der Erbgutstruktur und britische Nobelpreisträger, ist im Alter von 88 Jahren gestorben. (Foto: dpa)
Francis Crick, Entdecker der Erbgutstruktur und britische Nobelpreisträger, ist im Alter von 88 Jahren gestorben. (Foto: dpa) PA FILES

London/dpa. - Der Entdecker der Erbgutstruktur und britische Nobelpreisträger Francis Crick ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Nach Angaben seines Forschungsinstituts, dem Salk Institute inKalifornien, starb er am Mittwochabend (kalifornischer Ortszeit) in einer Klinik in San Diego an Darmkrebs. Crick hatte zusammen mit James Watson 1953 die Doppelhelixstruktur des Erbmaterials DNA entdeckt und damit den Grundstein für die moderne Gentechnik gelegt.

Lord May, der Präsident der britischen Royal Society, äußerte sich«tieftraurig» über den Tod des Forschers: «Francis Crick hat einenenormen Beitrag zur Wissenschaft geleistet.» Watson, der zusammen mitCrick und Maurice Wilkins 1962 den Nobelpreis bekommen hatte, sagteunter Anspielung auf ihre bahnbrechende Forschungsarbeit 1953: «Mitihm für zwei Jahre in einem kleinen Zimmer in Cambridge zusammen seinzu dürfen, war wirklich ein Privileg.»

Mit inzwischen legendärem Understatement hatten Crick und Watsonihre Entdeckungen über den Aufbau des Erbmoleküls DNA am 25. April1953 in dem Fachjournal «Nature» vorgestellt: «Wir möchten eineStruktur für das Salz der Desoxyribonukleinsäure (D.N.A.)vorschlagen.» Privat äußerte sich Crick zunächst weit wenigerbescheiden. Als er am 28. Februar 1953 einen Pub in Cambridge betrat,erklärte er der Überlieferung zufolge, er und Watson hätten «dasGeheimnis des Lebens enthüllt». Nach den Worten des deutschenNobelpreisträgers Manfred Eigen hatten die beiden jungenNaturforscher «die Schrift des Lebens» gefunden - auch wenn sie siezunächst nicht lesen konnten.

Es dauerte Jahrzehnte, ehe die Forschung schließlich das Erbgutder Lebewesen zu entziffern vermochte und später auch darin eingriff.Nun entdecken Wissenschaftler nach und nach auch die Funktion dereinzelnen Gene und versprechen sich davon unter anderem dieBehandlung bisher unheilbarer Erbkrankheiten.

Crick war erst 37 Jahre alt und hatte noch nicht einmal einenDoktortitel, als ihm die Entdeckung gelang, die von manchen als diewichtigste seit der Veröffentlichung von Darwins Evolutionstheoriebezeichnet worden ist. Viele andere Forscher hatten dafür dieVoraussetzungen geschaffen: «Wir hatten einfach Glück mit der DNA»,sagte Crick einmal. «Wie Amerika wartete sie nur darauf, entdeckt zuwerden.»

Der öffentlichkeitsscheue Brite zog später nach Kalifornien undwandte sich der Erforschung der Gehirnfunktionen zu. Das was andereals Seele bezeichnen, war für ihn nur Chemie. Gedanken, Gefühle,Charakter und Entscheidungen sind demnach nur das Zusammenspiel einergroßen Zahl von Nervenzellen und nicht Ausdruck eines freien Geistesund Willens. Deshalb sei es nur eine Frage der Zeit, bis die«Molekularpsychologie» alle Hirnprozesse logisch erklären könne,sagte Crick. Mit dieser materialistischen Sicht stellte er sich gegenTheologen und klassische Philosophen.