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Winter in China Winter in China: Soldaten kämpfen mit der Schippe gegen den Schnee

30.01.2008, 10:00
Einer gibt die Kommandos, und über allen weht die rote Fahne: Soldaten beim Einsatz gegen den Schnee in Nanjing im Osten Chinas. (Foto: dpa)
Einer gibt die Kommandos, und über allen weht die rote Fahne: Soldaten beim Einsatz gegen den Schnee in Nanjing im Osten Chinas. (Foto: dpa) FEATURECHINA

Peking/dpa. - Fast 800 000 Reisende sitzen nach heftigenSchneestürmen allein in der südchinesischen Stadt Guangzhou fest.Kurz vor dem chinesischen Neujahrsfest sind in der Volksrepublik 78Millionen Menschen von dem Schneechaos betroffen, eine halbe MillionSoldaten sind im Einsatz, um der gewaltigen Schneemassen Herr zuwerden. Wie die Behörden am Mittwoch in Guangzhou mitteilten,versuchten Freiwillige und Soldaten, die verschneiten Gleise undStraßen freizuschaufeln. Das Winterchaos kommt ausgerechnet zurstärksten Reisezeit vor dem traditionellen Neujahr, Chinaswichtigstem Familienfest. Nach Angaben der Behörden sind 14 ProvinzenSüd-, Zentral- und Ostchinas von dem Unwetter betroffen.

Die Volksrepublik schickte neben den Soldaten eine MillionPolizisten in den Einsatz. Die Truppen sollen die Stromversorgungwieder in Gang bringen und die Transportwege nach dem extremenWintereinbruch frei machen. Die schlimmsten Schneefälle seit 50Jahren hatten weite Teile des Landes lahmgelegt, gestand dieRegierung am Dienstag ein. Nach ihren Angaben wurden 126 MillionenYuan (11,9 Millionen Euro) zur Unterstützung der betroffenen Regionenbereitgestellt.

Am Hauptbahnhof in Guangzhou, wo etwa 416 000 Passagiere auf dieWeiterfahrt warteten, sprach Premierminister Wen Jiabao zu denGestrandeten, wie die Zeitung «Guangzhou Ribao» berichtete. WeitereMenschen harrten an anderen Bahnhöfen oder im zentralen Busbahnhofder Stadt aus. Guangzhou ist Knotenpunkt für die Hauptverkehrsaderndes südlichen Chinas.

Das Schneechaos führte zu einem Anstieg der Lebensmittelpreise.Mehrere Fabriken, darunter ein Auto-Werk in Wuhu (Provinz Anhui),stellten wegen des schlechten Wetters ihre Produktion ein.

Mindestens 49 Menschen kamen in den vergangenen drei Wochen inHäusern ums Leben, die unter der Last des Schnees zusammengebrochenwaren, oder starben bei Unfällen auf den eisglatten Straßen.Hunderttausende sitzen seit Tagen bei schneidender Kälte in größerenStädten fest, weil Bahn- und Flugverkehr wegen der heftigenSchneefälle eingestellt werden mussten und es auch auf den Straßenkein Fortkommen mehr gab. Für viele Chinesen dürfte es schwierigwerden, in ihre Heimatstädte zu reisen und dort mit ihren Familien am7. Februar das «Jahr der Ratte» einzuläuten. Meteorologen sagten fürdiese Woche noch mehr Schneestürme in der Mitte und im östlichenChina vorher.

Das Politbüro der Kommunistischen Partei forderte am Dienstag dieörtlichen Behörden auf, alle Anstrengungen zu unternehmen, um die«gewaltige Aufgabe» der Katastrophenhilfe zu bewältigen. «Diewichtigste Aufgabe ist es im Augenblick, die Stromversorgung, dieKommunikation und den Transport wieder in Gang zu bringen», hieß esin einer von den staatlichen Medien veröffentlichten Erklärung desPolitbüros. Vorangegangen war ein Notstandstreffen beiStaatspräsident Hu Jintao. Die örtlichen Behörden wurden angewiesen,mehr Kohle an die Kraftwerke zu liefern. «Die Interessen des Volkessollten an erster Stelle stehen», zitierte die offizielleNachrichtenagentur Xinhua aus der Erklärung.

Das Gesundheitsministerium teilte am Mittwoch mit, dass14 000 Ärzteteams in die betroffenen Regionen geschickt worden seien.Außerdem sollten 3,45 Millionen Flugblätter verteilt werden mitRatschlägen, wie die Menschen Krankheiten vorbeugen und sich ambesten warm halten könnten.