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Arzttermin für alle? Wie Menschen ohne Papiere medizinisch behandelt werden

Erkältung, Schwangerschaft oder Herzprobleme: Nicht alle Menschen werden bei Bedarf medizinisch versorgt. Doch auch sie können Hilfe bekommen.

Von dpa 24.09.2025, 04:45
Wer keine Krankenversicherung hat, fällt bei der medizinischen Versorgung schnell durchs Raster. (Symbolbild)
Wer keine Krankenversicherung hat, fällt bei der medizinischen Versorgung schnell durchs Raster. (Symbolbild) Sebastian Kahnert/dpa

Bremen - Wer krank ist, bekommt Hilfe in einer Arztpraxis oder in einem Krankenhaus. Doch das gilt längst nicht für alle in der Region – Menschen ohne Wohnung, Arbeit oder Papiere haben oft keine Krankenversicherung. Was sie im Krankheitsfall tun können und welche Herausforderungen es gibt.

Wie viele Menschen in der Region haben keine Krankenversicherung?

Es ist schwer zu sagen, wie viele Menschen keine Papiere und damit auch keine Krankenversicherung haben. Nach Schätzungen leben in Deutschland zwischen 50.000 und 1,5 Millionen Menschen ohne gültige Dokumente. Allein in Bremen sollen mindestens 4.000 Menschen keinen Aufenthaltsstatus haben. Das ändere sich ständig, heißt es aus dem Bremer Gesundheitsressort. 

Welche Möglichkeiten haben Menschen ohne Krankenversicherung, wenn sie medizinische Hilfe brauchen?

Es gibt mehrere Initiativen, die Kranke ohne Versicherung unterstützen. Die Malteser bieten etwa eine Notfallversorgung in Hannover, Osnabrück und Oldenburg an. Manche Angebote richten sich auch direkt an Geflüchtete, wie die Medizinische Flüchtlingshilfe Göttingen. 

Bremen geht noch einen Schritt weiter: Seit drei Jahren können sich Menschen dort ohne Papiere und ohne Krankenversicherung medizinisch beraten lassen und werden bei Bedarf weiter überwiesen - zu Facharztpraxen, ins Krankenhaus oder zu Therapeutinnen und Therapeuten. Der sogenannte Verein zur Förderung der gesundheitlichen und medizinischen Versorgung nichtversicherter und papierloser Menschen in Bremen - kurz MVP - konnte nach eigenen Angaben bisher mehr als 2.100 Kranken helfen. 

Warum leistet sich das völlig überschuldete Bremen die medizinische Versorgung für Menschen ohne Papiere?

Das Gesundheitsressort unterstützt das Projekt jährlich mit 1,2 Millionen Euro - viel Geld für das völlig überschuldete Bremen. Dennoch soll das Angebot weiter gefördert und im kommenden Jahr auf Bremerhaven ausgeweitet werden. „Herkunft und soziale Umstände dürfen bei der gesundheitlichen Versorgung keine Rolle spielen, denn gesundheitliche Versorgung ist ein Menschenrecht“, betont Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke). 

Außerdem versuche der Verein nicht nur, Menschen zu behandeln und zu überweisen, sondern sie doch noch im regulären Gesundheitssystem unterzubringen. Für viele Obdachlose aus Deutschland sowie für manche Bürgerinnen und Bürger aus der Europäischen Union gibt es eine Chance. „Letztendlich trägt es langfristig auch zur Entlastung der Versorgungsstrukturen bei“, ist Bernhard überzeugt.