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Wein Wein: Winzer mit Jahrgang 2004 zufrieden

13.10.2004, 09:03
Jakob Abel (64) vom Weingut Schloss Reinhartshausen liest am Dienstag (12.10.2004) die Rieslingtrauben auf der Mariannenaue, einer Insel mitten im Rhein vor Eltville-Erbach. Mit ihren 89 Hektar ist sie die größte Rheininsel, auf 23 Hektar wird Weinbau betrieben. Da das Klima hier vergleichbar ist mit den milden Temperaturen auf der Insel Mainau, hat die Vegetation meist einen Vorsprung von ein bis zwei Wochen gegenüber dem "Festland". (Foto: dpa)
Jakob Abel (64) vom Weingut Schloss Reinhartshausen liest am Dienstag (12.10.2004) die Rieslingtrauben auf der Mariannenaue, einer Insel mitten im Rhein vor Eltville-Erbach. Mit ihren 89 Hektar ist sie die größte Rheininsel, auf 23 Hektar wird Weinbau betrieben. Da das Klima hier vergleichbar ist mit den milden Temperaturen auf der Insel Mainau, hat die Vegetation meist einen Vorsprung von ein bis zwei Wochen gegenüber dem "Festland". (Foto: dpa) dpa

Mainz/dpa. - Die Weinbauern in Deutschland sind mit dem Jahrgang2004 bislang durchweg zufrieden. Während die Lese auf den Weinbergen vielerorts noch voll im Gange ist, erwarten manche sogar eineQualität über dem Durchschnitt. Zwar erreicht der diesjährige Weinnicht die Spitzenwerte des Ausnahmejahrgangs nach dem Hitzesommer2003 - doch scheint diese Tatsache einigen Winzern durchauswillkommen zu sein. Denn in diesem Herbst sind die Erntemengen wiederdeutlich größer als vor einem Jahr und viele Trauben haben mehrSäure: Wichtige Voraussetzung für ein gehaltvolles Bouquet.

Im größten der 13 deutschen Anbaugebiete, Rheinhessen, bewertendie Winzer den 2004er Wein als überdurchschnittlich - und besondersvielfältig: «Mit diesem Jahrgang ist alles möglich: Vom Tafel- zumSpitzenwein», sagt der Vorsitzende des rheinhessischenWeinwirtschaftsrates, Ingo Steitz. Auch in der nahe gelegenen Pfalzgehen die Winzer derzeit «sehr, sehr zuversichtlich» durch ihreWeinberge. «Die Basis ist da für einen großen Jahrgang - aber nochhaben wir ihn nicht im Keller», sagt der Landesvorsitzende desVerbandes der Prädikatsweingüter, Hansjörg Rebholz.

Im ältesten deutschen Weinbaugebiet Mosel-Saar-Ruwer wirdebenfalls trotz Ernteausfällen durch die Pilzkrankheit Schwarzfäulemit einem guten Jahrgang gerechnet. «Dieser Wein wird eine schöneErgänzung zum Ausnahmejahrgang 2003, ein Tropfen für jeden Tag:mineralisch und reintönig mit harmonischer Fruchtsäure und nicht zuschwer», freut sich Weinbaupräsident Adolf Schmitt.

«Wir bekommen einen Jahrgang, wie wir ihn wünschen», sagt derPräsident des Badischen Weinbauverbandes, Gerhard Hurst. DieVoraussetzungen für eine hohe Erntemenge und eine gute Qualität seienideal. Zu erwarten seien vor allem frische und fruchtige Weine. Auchin Württemberg seien die Voraussetzungen für eine gute Ernte gegeben,sagt Geschäftsführer Karl-Heinz Hirsch vom Verband in Weinsberg. «DieMischung aus Sonne und Regen war in diesem Jahr gut für die Trauben.»

Die Winzer in Franken erhoffen sich vom Jahrgang 2004 vorwiegendspritzige Weine. «Diesmal ist noch mehr Lebendigkeit drin, die Weinewerden fruchtig und frisch über den Gaumen rollen», meint derPräsident des Fränkischen Weinbauverbandes, Andreas Oestemer. DerWitterungsverlauf sei optimal gewesen - «es hat immer zur richtigenZeit geregnet».

Der Präsident des Rheingauer Weinbauverbandes, Klaus-Peter Keßler,spricht von einem «marktgerechten Jahrgang». Die Reben seien indiesem Jahr bislang sehr gesund, die Mostgewichte hätten zuletztstark zugelegt. Auch auf den Weingütern weiter südlich an derBergstraße wird ein guter bis sehr guter Wein erwartet. «Durch denRegen im August und den sonnigen Spätsommer wird der Ertrag über demDurchschnitt liegen», sagt Otto Guthier vom WeinbauverbandBergstraße.

«Es wird in diesem Jahr alle Qualitätsstufen geben», betont derGeschäftsführer des Weinbauverbandes Mittelrhein, Gerd Knebel. «DerBehang ist ordentlich, die Reben und Trauben sind sehr gesund, dieWasserversorgung im Boden stimmt.» Auch an der Ahr ist man zufrieden:«Bei den Mostgewichten bewegen wir uns im guten Durchschnitt», sagtder Geschäftsführer des Weinbauverbandes, Horst Gies.

In dem ostdeutschen Weinanbaugebiet Saale-Unstrut rechnen dieWinzer ebenfalls mit einer guten Qualität. «Wir setzen aber weiterauf Klasse statt Masse», kündigt der Vorstandsvorsitzende derWinzervereinigung Freyburg-Unstrut, Siegfried Boy, an. Um Standardsweiter auszubauen, sei in diesem Jahr erstmals nach verschärftenQualitätskriterien vor der Ernte ein Leseplan aufgestellt worden.«Wir haben dafür jede Sorte bei jedem Winzer angeschaut undfestgelegt, welche Trauben bei uns zur Verarbeitung angeliefertwerden dürfen.»

In Deutschlands kleinstem Weingebiet bei Meißen in Sachsen hoffendie Güter noch auf etwas Sonne - um einen wirklich guten Jahrgang zubekommen. «Die Oechsle-Grade sind deutlich niedriger als im Vorjahr,dafür haben die Trauben mehr Säure», sagt der Vorsitzende desWeinbauverbandes Sachsen, Christoph Hesse.

Karte der 13 deutschen Weinanbaugebiete (Grafik: dpa)
Karte der 13 deutschen Weinanbaugebiete (Grafik: dpa)
dpa