Christopher Street Day Wegner: „Brauchen Sichtbarkeit für queere Community“
Beim Berliner CSD wollen queere Menschen ein starkes Zeichen setzen gegen Anfeindungen und politischen Druck. Regierungschef Wegner stellt sich hinter ihr Anliegen - und äußert sich zur Flaggenfrage.

Berlin - Vor der großen Demonstration zum Christopher Street Day (CSD) in Berlin am Samstag hat der Regierende Bürgermeister Kai Wegner eine klare Haltung zum Schutz queerer Menschen angemahnt. „Ich nehme aus der queeren Community wahr, dass die Angst der Menschen zunimmt“, sagte der CDU-Politiker im Interview der Deutschen Presse-Agentur.
„Wir erleben jetzt wieder, dass der CSD von rechten oder anderen Gruppen angegriffen wird. Wir erleben einen sehr starken Anstieg von Hassgewalt gegen Schwule, Lesben, Trans-Personen in Berlin.“ Das seien Warnsignale.
„Wir machen beim CSD und auch mit dem CSD deutlich, dass wir Hass, Diskriminierung oder Gewalt gegen die queere Community nicht dulden, egal von wem sie ausgeht“, betonte Wegner. „Ich mache mit der Teilnahme am CSD auch diese Haltung deutlich.“
„Brauchen Sichtbarkeit für queere Community“
Der CSD sei eine wichtige Veranstaltung, die auch Spaß mache und bei der zu viel Musik getanzt werde. „Aber der CSD hat immer auch einen wichtigen politischen Anspruch und eine politische Botschaft“, so Wegner. „Ich habe in meiner Amtszeit aus tiefer Überzeugung die Regenbogenfahne vor dem Roten Rathaus gehisst. Wir brauchen die Sichtbarkeit für die queere Community. Die Regenbogenflagge gehört in die Mitte der Gesellschaft und auch vor das Rote Rathaus.“
CSD will besonders laut sein
Beim CSD wollen wieder Hunderttausende mit 80 Trucks und 100 unterschiedlichen Gruppen durch die Stadt ziehen, um in Zeiten politischen Gegenwinds und zunehmender Anfeindungen von Rechtsextremen ein starkes Zeichen zu setzen.
Nach den jüngsten kontroversen Debatten um das Hissen der Regenbogenflagge am Bundestag soll es dieses Mal besonders laut und kämpferisch werden. Angemeldet ist laut Polizei auch eine rechte Gegendemonstration mit 400 Teilnehmern.
„Zirkuszelt“ und Regenbogenfahne
Die „Zirkuszelt“-Aussage von Bundeskanzler Friedrich Merz („Der Bundestag ist ja nun kein Zirkuszelt“) hatte zuletzt für eine Welle des Protests gesorgt. Der CDU-Politiker hatte damit die Entscheidung von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) verteidigt, während des CSD in Berlin nicht wie zuletzt üblich die Regenbogenfahne auf dem Reichstagsgebäude zu hissen.
Wegner will viele Wagen besuchen
Wegner nimmt am Samstag selbst an dem großen Umzug teil. „Wir haben viele Einladungen für die Wagen beim CSD bekommen“, berichtete er. „Ich werde versuchen, so viele wie möglich davon zu besuchen. Im letzten Jahr waren wir auf etwa 15 Wagen dabei.“
Initiative im Bundesrat
Der Regierungschef erinnerte in dem Zusammenhang daran, dass sich Berlin auch mit einer Bundesratsinitiative für die Rechte queerer Menschen einsetze. Ziel ist, im Artikel 3 Grundgesetz den Schutz sexueller Identität zu verankern.
„Ich habe mich gefreut, dass auch CDU-Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein unsere Bundesratsinitiative unterstützen“, so Wegner. „Und es gab noch weitere gute Gespräche. Ich gehe daher davon aus, dass wir im Bundesrat für diese Initiative wahrscheinlich eine Mehrheit bekommen. Dann muss man weitersehen, denn für eine Verfassungsänderung im Bundestag ist dann eine Zweidrittelmehrheit erforderlich.“
CSD geht auf Ereignisse 1969 zurück
Der Christopher Street Day erinnert an die Auseinandersetzungen der queeren Gemeinschaft mit der Polizei in der New Yorker Christopher Street 1969. Der Tag steht für Sichtbarkeit und Gleichstellung von Menschen, die sich nicht mit dem traditionellen Rollenbild von Mann und Frau oder anderen traditionellen Geschlechts- und Sexualnormen identifizieren.